Köln | Am kommenden Samstag findet im Kölner Gürzenich eine weitere Ausgabe der Kölner Bildungsmesse statt. Wie schon in den Vorjahren sind auch in diesem Jahr wieder die beiden Kammern, die Agentur für Arbeit, die Stadt Köln und die Qualitätsgemeinschaft Berufliche Bildung. Deren Vertreterinnen und Vertreter haben am heutigen Mittwoch ihr Programm vorgestellt.

„Arbeit 4.0“ steht als Überschrift über der bevorstehenden Bildungsmesse. Die bezieht sich vor allem auf den Weiterbildungsbereich. Und hier gibt es nach Aussage der Protagonisten jede Menge Luft nach oben. Das zeigt alleine ein Blick auf die bundesweite Vergleichsstatistik. Während in Baden-Württemberg in etwa jeder Vierte eine Qualifizierungsmaßnahme durchläuft, liegt der Anteil im Bundesdurchschnitt bei etwa zwölf Prozent. Köln kommt mit 11,6 Prozent fast auf Bundesniveau, NRW befindet sich aber als bevölkerungsreichstes Bundesland unter dem gesamtdeuschen Niveau, wie eine bundesweite Studie des Deutschen Industrie- und Handwerkskammertages (DIHK) herausfand.

Um den Beschäftigten von heute die Chancen beruflicher Weiterbildung näher zu bringen, sind Messen wie diese umso wichtiger. „Digitalisierung bringt einen Schwung in die Debatte um lebenslanges Lernen. Nur die Geschwindigkeit der Veränderung hat zugenommen. Daher ist es notwendig, Qualifizierung stärker als bisher zu betonen“, formulierte Johannes Klapper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln. „Auf der Messe gibt es ein weites Spektrum von Handwerksberufen bis hin zu speziellen Beratungsangeboten. Berufliches Weiterkommen und Digitalisierung sind heute eng verknüpft“, umschreibt Andreas Schlegelmilch, Geschäftsführer einer Weiterbildungseinrichtung und Mitglied im Vorstand der Qualitätsgemeinschaft Berufliche Bildung Region Köln e.V.

Digitalisierung: Mehr Kompetenzen statt reinem Wissen

Tatsächlich hat die Digitalisierung inzwischen das vormalige Dauerthema „Demografischer Wandel“ abgelöst. Für Peter Panzer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kölner Handwerkskammer und dort für den Ausbildungsbereich verantwortlich, ist dies fast ein Grund zur Freude. Auf die Frage, welche Berufsbilder sich bereits besonders durch die Digitalisierung verändert haben, kam von seiner Seite die Antwort: „Alle“. Tatsächlich werden derzeit sämtliche Ausbildungsverordnungen auf die neuen Anforderungen umgerüstet bzw. angepasst. Auch bei den gewerblich-technischen Berufen gebe es viel Bewegung.

Als zentrale Kompetenzen in der digitalen Welt zeichnen sich eine neue Form der Teamfähigkeit ab. Agenturchef Klapper bezeichnet diese neue Arbeitsweise als „dezentrales Arbeiten“. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kompetenz, zukünftig aus der Fülle von Informationen das Wichtige vom Unwichtigen, das Richtige vom Unsinn zu trennen. Die Fähigkeit, Information richtig einzuschätzen und zu bewerten, wird angesichts des Überangebots von Informationen immer wichtiger, so Klapper.

Eine weitere notwendige Fähigkeit ist die Kompetenz, in Prozessen und Strukturen zu denken und sein Handeln daraufhin einzurichten. So werden in Zukunft vor allem Abläufe abzubilden sein. Deren Anforderungen richtig und passgenau formulieren und gestalten zu können, ist nach Ansicht von Schlegelmilch eine wesentliche Voraussetzung im Zeitalter von „Arbeit 4.0“ Hinzu komme die Notwendigkeit, neue Arbeitsplätze an den Schnittstellen von Mensch und Maschine einzurichten. Dabei ist nicht alleine das „coding“ gemeint, vielmehr müsse man sich im Sinne des Prozess- und Strukturdenkens in bestimmte Lagen versetzen können, um zukünftige Probleme zu lösen oder zumindest zu managen, ist sich Schlegelmilch sicher.

Tatsächlich hat die Digitalisierung auch bereits völlig neue Ausbildungswege hervorgebracht. So bietet die Kölner Industrie- und Handelskammer derzeit bereits in zwei Schulklassen die kaufmännische Ausbildung im Bereich E-Commerce an. „Mit Zertifikatslehrgängen von so genannten Aufstiegsqualifizierungen können wir sogar noch schneller auf die Anforderungen des digitalen Wandels in der Berufswelt reagieren“, betonte Jasna Rezo-Flanze, Leiterin Fachkräftesicherung bei der Kölner IHK. Dass diese Aufstiegsqualifizierungen tatsächlich etwas bringen, konnte die Kammer in einer großen, bundesweiten Befragung bestätigen. Rund zwei Drittel hatten nach der beruflichen Weiterbildung tatsächlich beruflich profitiert. Sie erhielten neue Verantwortungsbereiche und neue Projekte und stiegen damit auf, so Rezo-Flanze abschließend.

[infobox]Die Weiterbildungsmesse findet am kommenden Samstag (29. September 2018, 10 bis 18 Uhr) im Kölner Gürzenich statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Insgesamt werden weit über 40 Unternehmen und Organisationen als Aussteller vor Ort sein. Auch Report-k., Kölns Internetzeitung, ist mit einem Stand vor Ort und wird an diesem Tag drei Mal (12:30, 14:30 und 16:30 Uhr) im Live-Modus Gespräche streamen.

[/infobox]

Autor: Ralph Kruppa
Foto: v.l.n.r.: Johannes Klapper, Jasna Rezo-Flanze, Andreas Schlegelmilch, Petra Tenbrink (Stadt Köln/VHS) und Peter Panzer freuen sich auf den kommenden Samstag.