Der Heinrich Böll-Platz nahe des Doms. Foto: Eppinger

Köln | Zu den ungewöhnlichen Orten in Köln gehört ein prominent gelegener Platz mit Domblick. Kleine Täfelchen weisen unauffällig darauf hin, dass der Heinrich-Böll-Platz im Moment nicht betreten werden darf.

Wer es trotzdem tut, dem wird durch lautes Rufen der „Wächter“ deutlich gemacht, dass er gerade gegen Regeln verstößt. Der Hintergrund ist, dass der Platz, der im Form eines Amphitheaters gebaut ist, direkt über dem Konzertsaal der Philharmonie liegt. Leider wurde er so konstruiert, dass jeder Schritt darauf bis zu den Musikern und ihrem Publikum durchdringt. Deshalb wird er stets während der Konzerte und der Proben für die Laufkundschaft gesperrt, was erhebliche Kosten für die Stadt mit sich bringt.

Ein unbequemer Literaturnobelpreisträger und sein gut bewachter Platz

Normale Absperrbänder sind auf dem Platz mit dem schönen Blick hinab zum Rheinufer nicht erlaubt, da er zum Kunstwerk Ma‘alot des Künstlers Dani Karavan gehört. Seit 1986 gibt es dieses Gesamtkunstwerk, zu dem die Bodenpflasterung und die Bepflanzung genauso gehört wie die gusseiserne Schiene und der Turm. Man kann sich dieser Kunst aus verschiedenen Blickwinkeln nähern. Die Schiene verweist auf die Gräueltaten der Nationalsozialisten, die viele Menschen aus Köln und der Region von Deutz aus in die Konzentrationslager bringen ließen.

Der Namensgeber des Platzes zählt zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Nachkriegszeit – Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll. Er wurde 1917 in der Kölner Südstadt an der Teutoburger Straße geboren. Sein Vater war der Kunstschreiner Viktor Böll. Die Inflation 1923 führte zum Bankrott des väterlichen Geschäfts und die Familie musste in ein ärmliches Quartier ziehen.

Böll besuchte zunächst die Volksschule Raderthal und wechselte später auf das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium. In Bonn absolvierte er seine Buchhändlerlehre. 1939 begann er sein Studium der Germanistik und der Klassischen Philologie an der Kölner Uni. Doch schon kurz später wurde er von der Wehrmacht eingezogen und blieb bis 1945 Soldat.

Der Heinrich Böll-Platz nahe des Rheins. Foto: Eppinger

Während Böll im Krieg vor allem Briefe geschrieben hatte, begann nach Kriegsende von Bayenthal aus seine Karriere als Schriftsteller. Seine Hauptwerke wie „Haus ohne Hüter“, „Ansichten eines Clowns“, „Ende einer Dienstfahrt“ oder „Gruppenbild mit Dame“ entstanden zwischen 1951 und 1971.

Böll, der ab 1969 im Agnesviertel lebte, war immer politisch aktiv. Er trat in Opposition zum restaurativen Zeitgeist der Adenauer-Ära. Später wurde er von der konservativen Presse wegen seiner Haltung zum RAF-Terrorismus heftig kritisiert, später sympathisierte Böll mit der deutschen Friedensbewegung.

Zu seinen bekanntesten Werken zählt „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, das einen Beitrag zur Gewaltdebatte der 70er Jahre darstellt. Es wurde weltweit 2,7 Millionen mal verkauft. Böll starb 1985 in seinem Haus in der Voreifel. In seiner Geburtsstadt erinnert neben dem streng bewachten Heinrich-Böll-Platz am Museum Ludwig eine Figur am Rathausturm an den so prominenten wie unbequemen Schriftsteller.

In der nächsten Folge blicken wir auf die Kölner Goldschmiedin Elisabeth Treskow und ihren Platz im Rheinauhafen.