Jeden zweiten Samstag im Monat spielt sich in Ehrenfeld ein seltsames Schauspiel ab. Die als rechtsextrem geltende Bürgerbewegung „Pro Köln“ stellt sich mit einer Kleingruppe in der Mehrzahl älterer Menschen an der Ecke Piusstraße/Venloer Straße auf und verbreitet ihre Parolen vor einer größeren Anzahl Gegendemonstranten, die es immer wieder schafft mit kreativem und lautem Protest die Ihnen entgegen geschmetterten Hasstiraden zu übertönen. In der Sache geht es um den Neubau für eine Moschee der DITIB, die seit 20 Jahren hier im Veedel Ehrenfeld zu Hause und integriert ist. Max Baumann, grüner Bezirksvertreter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, ist gekommen, weil er nicht hinnehmen will das in Duisburg eine Moschee im Konsens entstanden ist und der Eindruck entstehen soll Köln und Ehrenfeld sei weniger weltoffen und tolerant als Duisburg. Marlis Pöttgen, die die FDP in der Bezirksvertretung vertritt, sagte report-k.de: „Wir in Ehrenfeld leben friedlich miteinander und das seit 20 Jahren. Die Ängste die hier geschürt werden sollen sind unbegründet und es spaltet Ehrenfeld anstatt es zu einen“.

Bezirksbürgermeister Josef Wirges brachte es auf den Punkt: „Wir haben heute deutlich gemacht wir sind Ehrenfeld und ich bin stolz, dass so viele Kölner und Ehrenfelder ein Zeichen gegen Haß, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gesetzt haben.“ Auch Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes fand deutliche Worte: „Pro Köln redet von Demokratie und meint das genaue Gegenteil und tritt die Würde des Menschen mit Füßen. Wir zeigen in Köln, dass wir zusammenstehen und Ehrenfeld bunt ist.“ Auch Arndt Klocke, Landesvorsitzender der Grünen in NRW, der seinen Wahlkreis in Ehrenfeld und Nippes hat, war gekommen: „Die Ehrenfelder zeigen mit fröhlichem und lautem Protest, dass sie mehr zu bieten haben als nur Pro Köln. Wir kommen mindestens genau so oft wie Pro Köln hierher.“ Auch Niklas Kienitz, der Fraktionsvorsitzende der CDU in der Ehrenfelder Bezirksvertretung schloss sich dem friedlichen Protest an: „Ich bin hier, weil ich ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Intoleranz setzen will. Wir sind für den Neubau der Moschee, nur nicht in dieser Größe. Ehrenfeld ist ein Stadtteil der diese Aufgabe meistern kann, etwas zu integrieren was seit vielen Jahren an dieser Stelle steht. Gleichwohl gilt es die Ängste der Ehrenfelder ernst zu nehmen.“

Eine Polizeisprecherin kommentierte den Verlauf der Demonstrationen mit den Worten, so stelle ich mir Demokratie vor, beide Seiten stehen sich gegenüber und tauschen mit Worten und Musik ihre Argumente aus. Wie schon die vorangegangenen Samstagsritualdemonstrationen der als rechtsextrem geltenden Bürgerbewegung „Pro Köln“ blieb auch dieser Samstagvormittag ruhig. Denen die ausgrenzen wollen, kann man nur raten sich besonders diese Zeilen des Bläck Fööss Liedes „Stammbaum“ noch einmal richtig durchzulesen:
„Ich ben us Palermo,braat Spaghettis für üch met.
Un ich ich wor ne Pimock, hück laach ich met üch met.
Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhist,
mir all, mir sin nur Minsche, vür´m Herjott simmer glich

Su simmer all he hinjekumme,
mir sprechen hück all dieselve Sproch.
Mir han dodurch su vill jewonne.
Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing.
Dat es jet ,wo mer stolz drop sin.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung