Anna Rustler und Cynthia Hoffmann, beide Sozial- und Sexualpädagoginnen beim Projekt "Hürde überwinden" des Vereins "Lobby für Mädchen" | Foto: Schiefer

Köln | Mädchen und junge Frauen mit schwerwiegenden Behinderungen gehören zu einer Risikogruppe, wenn es um sexualisierte, körperliche und/oder psychische Gewalt geht. Sie sind oftmals auf ein Unterstützersystem angewiesen, was sie rund um die Uhr betreut. Dabei kommt es gerade im persönlichen und professionellen Umfeld zu Machmissbräuchen, gegen die sich die Mädchen wenig wehren können. Der Verein „Lobby für Mädchen“ arbeitet seit zwei Jahren an einem Projekt namens „Hürden überwinden“. Unter dem Fokus des Gewaltschutzes geht es dabei um Selbstbestimmung, Sexualität, Liebe oder Medien. Das Projekt zielt darauf ab, dass die Hürden für Mädchen und Frauen im Alter von 12 bis 27 Jahren mit Behinderung zur Jugendhilfe abgebaut werden und ein Zugang zu Hilfe geschaffen wird.

 Pilotprojekt „Hürden überwinden“

Wichtige einfache zugängliche und geschlechtsspezifische Hilfeangebote für diese Zielgruppe sind kaum vorhanden. Der Verein „Lobby für Mädchen“ setzt sich dafür ein die Belange von Mädchen und jungen Frauen mit oder ohne sogenannte Behinderung in Köln und Umland ein. Die Hilfe, die die Mädchen bei „Hürden überwinden“ erhalten, orientiert sich am Bedarf und ist respektvoll und vertraulich, ohne dass ein Austausch mit Erziehungsberechtigen, Eltern oder Personal stattfindet, erklärt Anna Rustler, Sozial- und Sexualpädagogin bei „Lobby für Mädchen“. Es handle sich dabei um einen geschützten Raum für die Mädchen und jungen Erwachsenen: „Das Gesagte wird nicht weitergetragen“.

Das Projekt besteht aus Beratung und Workshop

Das Pilotprojekt „Hürden überwinden“ besteht aus Beratung und einem vierteiligen Workshop zum Thema „Gewaltschutz“. Der Workshop kann verschiedene Schwerpunkte, wie etwa das Thema Körper, Rechte oder Selbstbestimmung beinhalten. Diese können von den Teilnehmerinnen selbst bestimmt werden. An einem Workshop nehmen jeweils 10 Mädchen teil.

Oftmals ist es schwer die Mädchen, die durch ihre Behinderung stark eingeschränkt sind, überhaupt zu erreichen, so Beatrice Braunisch, Geschäftsführerin vom Verein „Lobby für Mädchen“.  Daher bricht das Projekt die Hürde für die Mädchen, indem das Projekt zu ihnen hinfährt – sei es in die Wohneinrichtung, in die Schulen oder Werkstätten.

Neben den Workshops finden zudem Beratungen statt. Je nach Bedarf können die Mädchen während des Workshops in einem Einzelgespräch mit einer Mitarbeiterin reden. In den Einzelgesprächen können die die Teilnehmerinnen über Erfahrungen reden und Fragen stellen, die sie nicht im Gruppenkontext besprechen möchten. Dabei gehe es um persönliche Themen wie Konflikte innerhalb der Familie oder Erfahrungen von Gewalt, so Cynthia Hoffmann, Sozial- und Sexualpädagogin beim Verein „Lobby für Mädchen“.

Methode muss sich immer wieder verändern

Die Zielgruppe von „Hürden überwinden“ bezeichnet Braunisch als „divers“: „Manche können nicht sprechen, kommunizieren über einen Sprachcomputer, andere sitzen im Rollstuhl oder haben eine geistige Behinderung. Daher müsse die angewendeten Methoden immer weiterentwickelt werden, ergänzt Rustler. Sie müssten an die Gruppe und deren Bedürfnisse angepasst werden: „Bei Gruppen mit Mädchen mit etwa einer Spracheinschränkung arbeiten wir mit Symbolen“. Die Methoden entwickelten die Mitarbeiterinnen überwiegend selbst.

rs