Das Denkmal von Wallraf. | Foto: Eppinger

Ein Leben für die Wissenschaft und für die Kunst

Köln | In der mehr als 2000-jährigen Geschichten hat Köln viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht. Viele sind bis heute noch in der Stadt präsent. Im heutigen Serienteil blicken wir auf einen Mann der die Kölner Museumslandschaft nachhaltig gefördert und geprägt hat. Noch heute ist der große Kölner an vielen Orten in der Stadt präsent.

Zu den bedeutendsten Schätzen Kölns zählen heute die Bestände der Museen. Zentral waren hierbei die Sammlungen der großen Kunstmäzene und -sammler, die ihre Kunst der Stadt vermachten. Erkennbar wird dies schon an den Namen der Häuser wie dem Museum Ludwig mit dem Kunstsammlerpaar Irene und Peter Ludwig oder dem Rautenstrauch-Joest-Museum mit dem Völkerkundler Wilhelm Joest und seiner Schwester Adele Rautenstrauch sowie dem Museum Schnütgen mit dem Domkapitular Alexander Schnütgen. Seine beiden Mäzene trägt auch das Wallraf-Richartz-Museum in der Kölner Altstadt in seinem Namen.

Der 1748 geborene Ferdinand Franz Wallraf war Naturwissenschaftler, Universitätsprofessor und Kanonikus. Als Kunstsammler ging er in die Geschichte Kölns ein. Der Sohn eines Schneidermeisters verdingte sich zunächst als Lehrer. Das sollte sich aber schon bald ändern: 1772 wurde er vom Erzbischof zum Priester geweiht, ab 1776 studierte Wallraf Medizin, bekam 1784 einen Lehrstuhl an der Kölner Uni und wurde 1793 zu deren Rektor. Gleichzeitig machte man ihn zum Kanoniker in der Kirche Sankt Maria im Kapitol. 1798 wurde er Conservator des monumens und bekam 1809 den Auftrag, den neuen Melatenfriedhof zu gestalten. Wallraf war Botaniker und Mathematiker und bekam den Doktortitel in den Fächern Medizin und Philosophie. Um 1809 gründete er gemeinsam mit dem Lehrer Johann Caspar Schug in Köln die „Olympische Gesellschaft“. Diese Gesellschaft hatte sich der Pflege der Kunst und Literatur sowie des Kölner Humors und Dialekts verschrieben.

Seine große Leidenschaft war die Kunst, seine umfangreiche Sammlung vermachte er sechs Jahre vor seinem Tod 1818 der Stadt. Diese wurde zunächst im „Wallrafianum“ an der Trankgasse ausgestellt, eine Einrichtung, aus der später mehrere Kölner Museen hervorgingen. Sie befand sich im „Kölner Hof“, in den Räumen des früheren Erzbischöflichen Quartiers. Heute befindet sich die umfangreiche Sammlung mit 10.000 Gemälden, 13.000 Büchern, 3000 Siegeln sowie 1000 Handschriften und Urkunden im Besitz des Wallraf-Richartz-Museums sowie im Historischen Archive und in der Universitäts- und Stadtbibliothek. Das Wallraf selbst ist das älteste Museum Kölns. Dieses hatte seinen Platz zunächst an der Stelle, wo sich heute das Museum für angewandte Kunst kurz Makk befindet. Es schließt direkt an die Minoritenkirche.

Möglich wurde das 1861 eröffnete Haus durch die Stiftung des Kaufmanns Johann Heinrich Richartz, der kurz vor der Eröffnung starb. Die Denkmäler für Wallraf und Richartz, die sich auf dem Melatenfriedhof ein Doppelgrab teilen, findet man folgerichtig vor dem Makk an der Rechtsschule. Zu Lebzeiten kannten sich der Sammler und der Stifter übrigens höchstens aus der Ferne, da fast eine ganze Generation zwischen ihnen liegt. Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zum Wallrafplatz, wo sich unter anderem das Funkhaus des WDR befindet.

1957 wurde das Museum als Neubau an alter Stelle wiedereröffnet. Es war das erste Kölner Haus, das nach den Zerstörungen des Krieges seine Schätze wieder den Besuchern präsentieren konnte. 1986 zog das Wallraf mit dem Museum Ludwig in den neuen Kunsttempel am Heinrich-Böll-Platz. Seit dem Jahr 2001 hat das Wallraf ein eigenes Gebäude unweit des Rathauses. Ein neuer Stifter ist der Schweizer Sammler und Kunstmäzen Gérard Corboud und seiner Frau Marisol. Zum Politikum ist der neue Anbau an das Wallraf geworden, in dem Corboud-Sammlung präsentiert werden soll. Hier gab es bis zuletzt immer wieder Verzögerungen und Unstimmigkeiten zwischen der Stadt und Marisol Corboud.

Die Serie

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

Tipp: Am kommenden Wochenende beschäftigt sich die report-K Serie Kölner Köpfe und Orte mit Jacques Offenbach.