Jockeys müssen abkochen oder nehmen Salzbäder
Christian Kerner, Geschäftsführender Vorstand des Wirtschaftsclub Köln, sieht einen positiven Trend für diesen traditionsreichen Sport und wollte mit der Veranstaltung die Faszination des Galopprennsports aufzeigen. Natürlich geht es auch darum Macher aus der Kölner Wirtschaft und dem Kölner Sport zu vernetzen. Sei es, dass man auf die Rennbahn als Zuschauer geht, als Sponsor oder Titelsponsor eines Rennens auftritt. Das Podium hochkarätig besetzt. Alleine mit Christian von der Recke, dem Vizepräsidenten der Deutschen reiterlichen Vereinigung, der als der beste Trainer mit den meisten sportlichen Erfolgen gilt und Peter Schiergen, dem Trainer des Stall Asterblume, der Trainer der mit seinen Pferden die höchste Gewinnsumme für seinen Gestütsbesitzer erwirtschaftet. Darunter der Wallach Quijano, den man in der Turfszene auch den Globetrotter nennt, mit einer Gewinnsumme von bisher 1,8 Millionen Euro.

Entschuldigt hatte sich Starjockey Andreas Suborics. Der saß statt auf dem Podium in der Sauna zum „Abkochen“. Und so bekamen die Mitglieder des Wirtschaftsclubs einen direkten Einblick in das Jockey-Leben. Suborics will, obwohl die meisten Jockeys nur um die 50 kg wiegen, Gewicht verlieren, dazu geht er in Sauna um seinem Körper Flüssigkeit zu entziehen. Morgen in der Früh noch einmal die gleiche Prozedur. Dann muss er 1.600 km mit dem Auto nach Vichy fahren, da er dort bei einem Rennen startet. In der Urlaubszeit gab es keinen Flug. Dann zurück nach Köln, denn schon am Sonntag ist Andreas Suborics sicher beim Rennen um die „Silberne Peitsche“ dabei. Um Gewicht zu verlieren gehen Jockeys auch mal gerne in ein Salzbad oder trinken reduziert. Denn es geht gerade bei den Gruppe-Rennen auch immer um viel Geld.

Harald Siemen klärte über die Systematik der Rennen auf und warum Pferde Zusatzgewichte bekommen. Wie überall im Leben gibt es die, die sich berufen fühlen und es nicht sind und die, die Extraklasse sind. Die Extraklasse läuft in den Gruppe Rennen, der Bundesliga des Galopprennsports. Dort läuft Gleicher gegen Gleicher. In den unteren Klassen, in denen übrigens auch Ausnahmepferde anfangen müssen, den Ausgleichsrennen, wird mit Gewicht ausgeglichen. Das heißt gewinnt ein Pferd mit einer Länge Vorsprung muss es das nächste Mal ein Kilogramm Gewicht mehr tragen. Dies geht bis maximal fünf Kilogramm. Dann kann der Trainer es aber in der nächst besseren Klasse starten lassen, wo es mit weniger Gewicht laufen kann. Bei den Ausgleichsrennen gibt es vier Klassen, dann kommen die Listenrennen, bei denen schon gleich starke Pferde sich messen sollen und dann eben die Königsklasse mit den Gruppe Rennen I, II und III. Sehe ich also ein Ausgleich IV Rennen, dann ist dies die schwächste Klasse. Das heißt aber nicht, wenn ich auf meinen Favoriten gesetzt habe, dass gerade für den Wetter, ein Ausgleich IV bei entsprechenden Quoten nicht interessanter ist.

„Quijano“ aus dem Stall Asterblüte hat etwa erst als vierjähriger in der untersten Klasse begonnen und sich dann zum Weltstar hochgaloppiert. Warum „Quijano“ erst so spät seine Karriere begann, erklärte Peter Schiergen, den in den Jahren, wenn Rennpferde in der absoluten Blüte stehen als Zwei-, bzw. Dreijährige, kränkelte „Quijano“. Auch das Glück als Deckhengst einen ruhigen Lebensabend zu verbringen, bleibt ihm als Wallach versperrt. Hier übrigens verdienen die Gestüte wiederum viel Geld. So kostet ein Sprung von Ausnahmehengst „Monsun“, so sagt man, über 100.000 Euro und die Besitzer sind noch dazu wählerisch.

Christian von der Recke, Vizepräsident der Deutschen reiterlichen Vereinigung, verdeutlichte wie komplex die Aufgabe ist, die Pferde eines Gestüts richtig zu managen. So nimmt man etwa an Rennen auf 65 Rennbahnen in 14 Ländern jedes Jahr teil. Da gilt es permanent zu ermitteln, welches Pferd in welchem Rennen, gegen welche Konkurrenten Chancen hat. Und das geht auch ganz nüchtern von statten. Sind Konkurrenten im Feld, die vielleicht die gleiche Distanz schon schneller gelaufen sind? Dann heißt es abwägen oder nicht starten. Und am Ende bleibt immer auch trotz aller theoretischen Statistik, das Quäntchen Glück oder das Herz des Jockeys und des Pferdes das entscheidende Momentum. Bei Kölsch und Country-Musik wurde noch viel fachgesimpelt. Oder wussten Sie dass auf der Galopprennbahn Weidenpesch rund 500 Pferde trainiert werden und jeden Morgen um 6:00 Uhr die Früharbeit beginnt? Auf dem Podium hätte man sich neben der stattlich vertretenen Pferdekompetenz, noch eine Frau/Mann mit Wirtschaftskompetenz gewünscht, der auch zum Wirtschaftsfaktor Galopprennsport in Deutschland, Köln und der Welt Informationen dabei hat. 

Der nächste Renntag in Weidenpesch ist der Sonntag 26.7.2009. Los geht es gegen 13:30 Uhr. Highlight des Tages ist das Gruppe III-Rennen um die „Silberne Peitsche“.

[ag]