Köln | Wissenschaft misst, so auch Wissenschaftler von der Universität zu Köln und dem Forschungszentrum Jülich, die Tagestemperatur-Verläufe an Fassaden, die mit Efeu oder nicht begrünt waren gemessen haben. Das Fazit der Wissenschaftler: „Begrünte Fassaden in den Städten helfen gegen Feinstaub, Stickoxide und Hitze“ und können sich somit positiv auf das Stadtklima auswirken.
Kletterpflanzen wie Efeu kühlen im Sommer die Hausfassade und im Winter wirken sie wärmeisolierend. Das zeigen die Vergleichsmessungen mit nicht begrünten Fassaden. Besonders interessant in stark belasteten Städten wie Köln dürfte auch eine weitere Erkenntnis sein: Die begrünten Fassaden sind in der Lage gesundheitsschädliche Stickoxide und Feinstaubpartikel zu absorbieren und zu filtern. Im Ergebnis zeigte die grüne bewachsene Fassade im Sommer im unteren Temperaturbereich Temperaturschwankungen von 10 bis 13 Grad Celsius am Tag, während die Temperatur einer kahlen Hausfassade um bis zu 35 Grad Celsius schwankte.
In der Mitteilung der Universität zu Köln findet sich ein weiterer interessanter Punkt: „Zusammen mit dem Forschungsinstitut Jülich untersuchten die Kölner Forscher zudem die Wirkung von Efeu auf die Absorption von Stickoxiden (NOx) und die Adsorption (Bindung und Anreicherung von Stoffen an die Blattfächen) von Feinstaub mit einer durchschnittlichen Größe von 2,5 Mikrometer (PM 2,5). Sie konnten zeigen, dass Efeu die gesundheitsschädlichen Stickoxide absorbierte und den Feinstaub filtrierte. Zudem hat die Bepflanzung einen positiven Effekt auf die Absorption des Treibhausgases CO2.“
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass die Städte im Sommer intensiv aufgeheizt und im Winter schnell auskühlen, weil das Verhältnis der wenigen freien Grünflächen zu Asphalt-, Beton-, Dach- und Fassadenflächen extrem gering ist. Begrünte Fassaden könnten, nach dem Urteil von Biologe Edelmann, eine sinnvolle Maßnahme sein, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
Edelmann erklärt schriftlich: „Leider haben mit Kletterpflanzen bewachsene Fassaden zumindest in der deutschen Gesellschaft bislang kein gutes Image. Sie werden von vielen Menschen als Indikator für Vernachlässigung und Verfall von Gebäuden, als gebäudeschädigend und betreuungsintensive Gewächse angesehen.“ Die Empfehlung des Biologen sind typische Fassaden-Kletterpflanzen, wie der Efeu (Hedera helix) mit zahlreichen Sorten oder der Wilde Wein (Parthenocissus). Diese Sorten sind sehr anpassungsfähig und trockenheitsverträglich und gedeihen auch an verhältnismäßig anspruchslosen Standorten.
Rat beschließt Förderkonzept
In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause beschloss der Kölner Stadtrat ein Förderkonzept für Dach- und Fassadenbegrünung im Wert von drei Millionen Euro. Die Kölner Kommunalpolitik will damit Bürgerinnen und Bürger und Vereine und Initiativen unterstützen und anregen, private Haus- und Hofflächen zu begrünen. In einer Mitteilung der Stadt werden die Rahmenbedingungen beschrieben: „Das Förderkonzept umfasst ein Finanzvolumen von drei Millionen Euro, es startet im Sommer und ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Gefördert werden zum Beispiel der Aufbau einer Vegetationsschicht, die Entfernung von versiegelnden Bodenbelägen, Rank-Hilfen und bodengebundene Fassadenbegrünungs-Systeme, Pflanzen und Pflanzmaßnahmen, Abbruch von Mauern, Zäunen und Gebäuden und das Anlegen von Hochbeeten. Die Vorlage des Umweltamtes sieht einen Zuschuss von 50 Prozent der als förderungsfähig anerkannten Kosten, höchstens jedoch 40 Euro pro Quadratmeter gestalteter Dach-, Boden- und Fassadenfläche, vor. Pro Antragsteller und Jahr werden maximal 20.000 Euro gefördert.“
Autor: Andi Goral
Foto: Begrünte Fassade