Heute wollte Wissenschaftlerin Dr. Vera Abeln vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft zu einem vierwöchigen Forschungsaufenthalt auf die Antarktisforschungsstation Concordia aufbrechen. Die Abreise musste jedoch kurzfristig verschiben werden. Denn das Boot steckt im Eis fest. Nun will die Kölnerin am 1. Januar 2012 starten. Abeln besucht die 15 Bewohner der Station Concordia. Die leben dort über den Zeitraum von Februar bis November komplett abgeschottet von der Außenwelt auf 3.233 Meter Höhe, bei bis zu -86°C Außentemperatur und knapp vier-monatiger Finsternis. In Kooperation mit belgischen, italienischen und ungarischen Kollegen untersucht die Sporthochschul-Mitarbeiterin den Zusammenhang von Sport, Schlaf, zirkadianen Rhythmen, Kognition und Emotion während dieser neunmonatigen Überwinterung. Dafür nimmt die 29-Jährige aus dem Team von Priv.-Doz. Dr. Stefan Schneider eine lange Reise in Kauf. Erst geht es mit dem Flugzeug in die tasmanische Hauptstadt Hobart, dann mit dem Schiff zur Polkappe und von dort aus schließlich weiter zur Concordia. Die auf dem Hochplateau der Ost-antarktis liegende Forschungsstation ist 950 km von der nächsten Küste entfernt.

Wie bei MARS500 geht es auch im Forschungsprojekt in der Antarktis um die Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf das körperliche und psychische Wohlbefinden während einer Langzeitisolation. Erste Ergebnisse der MARS500-Studie deuten daraufhin, dass der Mangel an neuen Reizen, der beengte Lebensraum sowie ein begrenztes soziales Umfeld eine Verringerung elektrokortikaler Gehirnaktivität zur Folge hat, welche mit Einbußen in der kognitiven Leistungsfähigkeit und einer Minderung des allgemeinen Wohlbefindens einhergeht. Besonders unter Extrembedingungen, wie einem Flug zum Mars oder als Mitglied eines Forschungsteams nahe des Südpols, müssen diese negativen Effekte von Isolation möglichst gering gehalten werden, um die Sicherheit und den Erfolg einer solchen Mission zu gewährleisten. Dafür ist es nötig, in regelmäßigen Abständen die Effektivität der geplanten sportlichen Aktivitäten zu erfassen. Um die Crew vor Ort zu motivieren und den Arzt der Europäischen Weltraumagentur (ESA) in der diagnostische Hardware zu schulen, wird Vera Abeln die „Überwinterer“ die ersten vier Wochen auf ihrer langen Reise zur nächsten Sonne, Mitte August, begleiten.

[cs, Foto: Concordia]