Köln | Der 1. FC Köln ist mal wieder in aller Munde. Negativ, versteht sich. Das verdankt er einer kleinen Gruppe Unbelehrbarer – und sich selbst. Die Analyse der traurigen Ereignisse.

Das Opfer: Kevin Pezzoni (23) ist nicht mehr länger Spieler des 1. FC Köln. Nachdem ihm vor seinem Haus und im Internet körperliche Gewalt angedroht wurde, zog er einen Schlussstrich. Nach über 90 Spielen für den 1. FC Köln (mit 3 Toren) ist Schluss in der Domstadt. Vertrag aufgelöst. Am Ende – so sind sich die meisten einig – war es wohl die einzige Lösung für die über Jahre entstandene Lose-Lose-Konstellation. Pezzoni wird nie mehr für den FC auflaufen.

Die Täter: Die Täter wird das freuen. Sie klopfen sich jetzt wahrscheinlich auf die Schultern und glauben, endlich mal was im „Konzert der Großen“ bewegt zu haben. Sonst wohl eher auf der Schattenseite des Lebens angesiedelt (davon ist bei diesem primitiven Vorgehen auszugehen), haben Sie jetzt einen „Erfolg“ verbucht. Der „Fußball-Millionär“ Pezzoni ist weg, das war ihnen wichtig. Der Mensch Kevin Pezzoni ist ihnen egal. Und auch wie groß der Image-Schaden für den 1. FC Köln ist, dem ja einige der Täter durchaus verbunden sein sollen, sehen diese armen Lichter nicht. So viel Weitblick überforderte sie.

Die Medien: Und so haben die Medien (ja, auch wir) wieder ein Thema, dass sich herrlich ausbreiten lässt. Die Boulevard-Zeitungen holen natürlich (!) die Straftaten von FC-Anhängern in den letzten Monaten heraus. Steine werfen, demolierte Busse, Rauchbomben – ganz Deutschland denkt, dass in Köln jedes zweite Haus brennt. Sky Sport News HD interviewt sogar Experten über Experten zur „schlimmen Situation beim 1. FC Köln“. Als würde ein mahnender Aufruf von Jogi Löw oder Christoph Daum (!) zu diesem Thema irgendetwas bewirken.

Die Fans: Die Dummen sind die FC-Fans. Sie sollen sich rechtfertigen für ein Verhalten, das die meisten von ihnen verachten. Unschuldig sind aber auch sie nicht. Über Jahre hinweg haben sie tatenlos zugesehen, wie sich eine kleine Gruppe immer weiter von der Masse und der kölschen Fan-Kultur entfernte und für viele junge Leute zum neuen Leitbild des FC wurde. Statt Karnevalsstimmung bevorzugt diese Gruppe, andere Fußballstädte mit Aufklebern zu verschandeln, Busse und S-Bahnen zu beschädigen und die gegnerischen Fans bei jedem Spiel mit peinlichen Gesten zu provozieren. Die anderen schau(t)en immer zu. Jetzt haben sie den Salat: Eine kleine Gruppe FC-Anhänger, die keine Grenzen mehr kennt.

Der Verein: Auch der 1. FC Köln ignorierte die Probleme zu lange – und bis heute. Auch jetzt spricht der Sportliche Leiter Frank Schaefer noch von „Emotionen für den Klub, die umschlagen“, und liegt damit vollkommen falsch. Es handelt sich nämlich ganz einfach um Kriminelle, die in der Anonymität der vielen schweigenden FC-Fans ihren Spielplatz gefunden haben. Wären Sie nicht bei FC-Spielen, wären sie irgendwo anders verhaltensauffällig – das scheint sicher. Der Fan-Beauftragte des Klubs, Rainer Mendel, hat den Punkt, an dem man diesem Trend noch hätte entgegensteuern können, leider verpasst. Er wollte es zu lange allen recht machen.

Der Trainer: Der letzte Akteur in dieser Konstellation ist Trainer Holger Stanislawski. Er blieb sich und seiner Linie treu, stellte Pezzoni immer wieder auf und glaubte so, das Problem schon irgendwann aus der Welt zu bekommen. Einen Gefallen tat er Pezzoni (und auch seiner Mannschaft) damit nicht. Denn für „Stanis Lösung“ hätte Pezzoni irgendwann mal spielerisch überzeugen müssen. Und dass er dazu nicht (mehr) in der Lage war, hätte der Fußball-Fachmann spätestens nach dem 0:2 in Aue erkennen müssen. Doch selbst danach gab er noch an, an Pezzoni festhalten zu wollen. Menschlich ehrenhaft, aber in dieser sportlichen Situation einfach falsch. So steht am Ende eine Trennung, die im Laufe der Zeit immer unumgänglicher wurde. Am Ende haben alle Beteiligten verloren.

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Autor: mr
Foto: Kevin Pezzoni beim offiziellen Fotopressetermin des 1. FC Köln im Juli diesen Jahres im Rheinenergiestadion