Köln | Einen „deutlichen Kriminalitätsrückgang“ meldet die Kölner Polizei für das Jahr 2017 im Stadtgebiet. Sie sank demnach um 6,2 Prozent von insgesamt 145.821 Fällen im Jahr 2016 auf 136.858. Die gesamte Aufklärungsquote stieg von 47,4 auf 48,5 Prozent. Im Einzelnen sind die Zahlen dann nicht immer so positiv.

So machen Klaus Stephan Becker, Leiter der Abteilung Kriminalität, insbesondere die „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ „große Sorgen“. Dazu zählen Telefonanrufe, bei denen sich die Täter als Enkel, Polizisten oder Handwerker ausgeben, in die Wohnungen kommen und dann Geld und Wertgegenstände stehlen. Die Zahl dieser Fälle stieg von 732 auf 1.275 (gleich 74 Prozent). Zwar waren nur 116 dieser Fälle erfolgreich – auch dank einer breiten öffentlichen Prävention. Doch der materielle und psychische Schaden ist jedes Mal groß. Und während sich die Täter bislang vora allem mit der – falschen – Telefonnummer 110 meldeten, geben sie immer häufiger die jeweiligen Nummern der lokalen Polizeistellen an.

Die Aufklärung wird dadurch erschwert, dass meistens von türkischen Callcentern angerufen wird. Ob es da Schwierigkeiten der Zusammenarbeit gibt. Das dauere auch mit anderen Ländern oft dreiviertel Jahr, erklärt Becker und gibt sich in Bezug auf die Türkei diplomatisch optimistisch: „Hier handelt es sich nicht um politische Straftaten.“.

Mehr Auto- und Fahrraddiebstähle – oft durch organisierte Banden

Zugenommen hat auch die Zahl der Autodiebstähle – um 20 Prozent auf 700 (2016: 583). Vor allem wertvolle Oldtimer wurden gestohlen und hochwertige Neuwagen, bei denen die Täter das Schlüsselsignal auslesen können. Positiv sehen die Zahlen bei den Diebstählen an und aus Autos aus: Statt 10.716 im Jahr 2016 waren es im Vorjahr 9.820 (minus 8,4 Prozent).

Auf hohem Niveau hat sich – bei einer Steigerung um 2,2 Prozent – die Zahl der Fahrraddiebstähle eingependelt (8.191/8.015). Hier handelte es sich vor allem um E-Bike und teure Räder. Laut Becker handelt es sich um gut organisierte Banden aus dem Ausland, die mit Lieferwagen unterwegs sind. Um hier die niedrige Aufklärungsquote – ähnlich wie bei den Autodiebstählen fünf bis sieben Prozent – zu steigern, wird im April eine spezielle Ermittlungskommission ihre Arbeit aufnehmen. Der Schaden wird auf 4,8 Millionen Euro geschätzt.

Weniger Wohnungseinbrüche dank besserer Sicherheitsmaßnahmen

Positiv ist auch die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen: Hier ging es von 3.938 Fällen um 11 Prozent auf 3.164 Fälle zurück – die niedrigste Zahl seit 1980. Die Aufklärungsquote stieg von 10,7 auf 11,4 Prozent. Den positiven Trend führt Becker vor allem auf die besseren Sicherheitsmaßnahmen zurück, die einen Einbruch erschweren. Immerhin blieb es in fast jedem zweiten Fall bei einem Versuch.

Erfolge sind auch beim Taschendiebstahl zu melden: Hier sank die Zahl der Diebstähle um fast 20 Prozent auf 8.005 (9.941). Als Grund nennt Becker hier vor allem eine stärke Polizeipräsenz. Rückgängig sind auch Delikte im Zusammenhang mit Drogen wie Handel oder Schmuggel (7.066 statt 7.366 Fälle, minus 4 Prozent) und Gewaltdelikte wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung Raub oder gefährliche Körperverletzung  Gewaltdelikten (5.079 gegenüber 5.566, minus 8,8 Prozent). Im Einzelnen gab es 3 Tötungsdelikten (2016: 13) und 13 Mal versuchten Totschlag (19). Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung sank die Zahl auf 260, 2016 waren es noch 422 angezeigte Fälle, davon allein 257 in der Silvesternacht.

Polizeichef Uwe Jacob mahnt: „Köln nicht schlecht reden!“

Ein besonderes Augenmerk wird in Zukunft die Abwehr islamistischen Terrors sein, so Polizeipräsident Uwe Jacob. Die Polizeipräsenz soll ausgeweitet werden, durch Videoüberwachung auch auf Ebertplatz, Breslauer und Wiener Platz. Dabei sei darauf zu achten, dass die Kriminalität nicht in andere Stadtteile abgedrängt wird. Man dürfe allerdings die „schöne Stadt Köln“ nicht schlecht reden, müsse aber die Sorgen ihrer Bewohner ernst nehmen.

Bei 1.000 Einsätzen täglich häuften Kölns Polizeibeamtinnen und -beamten 2017 gut eine Million Überstunden an. Jacob hofft, nachdem zuletzt landesweit 2.000 Stellen eingespart wurden, wieder auf einen Zuwachs. Aktuell hat die neue Landesregierung schon 300 neue Stellen angekündigt. Doch die könnten wohl erst in drei Jahren besetzt werden, schließlich müssten die Polizisten auch ausgebildet werden.

Autor: ehu