„Ich gebe hier mein Bestes für diesen öffentlichen Grund“
Im Oktober 2005 zog Rolf KeTaN Tepel auf das Gelände am Eifelwall, wo künftig das neue Stadtarchiv gebaut werden soll. Er räumte den Schutt auf und baute nach und nach aus Zirkuswagen und gefundenen Materialien eine Künstlerwerkstatt, einen Pavillon für Gespräche, ein Theater, ein Bad, ein Wohnhaus und vieles mehr. Er bezeichnet dies als „Reparadisierung“ des Geländes. Inzwischen habe er Künstler aus 40 verschiedenen Nationen in seinem alternativen Lebensraum zu Gast gehabt. Jeder habe etwas von sich dort gelassen und mitgeholfen, den Platz weiter zu verschönern.

Bewusst grenzt sich Tepel dabei von Besetzern ab. „Ich gebe hier mein Bestes für diesen öffentlichen Grund und lade jeden ein, mich dabei zu unterstützen“, meint der Lebenskünstler. Tepel respektiert die Öffentlichkeit, auch wenn sie nach seinem Geschmack heute unmenschlich geworden ist. Ziel seines Projektes war und ist es darum, einen Lebensraum aufzubauen, in dem jeder willkommen ist. Wirtschaft bedeutet für ihn vor allem eins: Gastfreundschaft.


Foto: Musik für die Bäume: Rolf KeTaN Tepel (l.) und ein Kkünstler-Freund


Miraballenmarmelade und Apfelkompott
Jahrelang war Tepel mit Zirkuswagen durch Europa gereist, doch vor einigen jahren zog es ihn zurück in seine Heimatstadt Köln. Auf dem Gelände am Eifewall entdeckt er schließlich sein „Paradies auf Zeit“, so Tepel. Denn damals sei der Platz von Obstbäumen und Sträuchern übersät gewesen. Etwa 60 Baum- und Sträucherarten soll es dort gegeben haben. „Es war einer der schönsten innerstädtischen Naturgelände“, sagte Tepel heute traurig. Er selbst erntete die Bäume und machte aus den Früchten Mirabellenmarmelade und Apfelkompott. Im kommenden Frühjahr, Sommer und Herbst wird Tepel keine Früchte mehr auf seinem Gelände finden. Denn seit einer Woche lässt die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln auf dem Gelände das Grün entfernen. Angeblich um die Vermessung des Geländes für die Ausschreibung zum Neubau des Stadtarchivs zu erleichtern.

Vergangenen Donnerstag um 8.30 Uhr sei er aus dem Schlaf geschreckt. Ohne Vorankündigung hätte das von der Stadt Köln beauftragte Unternehmen mit den Fällungen begonnen. Seitdem würde das Unternehmen täglich anrücken und weitere Bäume und Sträucher zersägen. Bereits vor Weihnachten sei ein Baum gefällt worden, in dem Tepel in monatelanger Arbeit ein Baumhaus errichtet hätte. Für Rolf KeTaN Tepel sind die Fällungen unverständlich. Bei der Vermessung hätten die Pflanzen nicht gestört, findet er. Und Baumaßnahmen seien frühestens in zwei Jahren zu erwarten. Denn bislang gebe es weder eine Ausschreibung, noch konkrete Beschlüsse für das Bauvorhaben.


Foto: Unter einer Schneedecke begrabgen liegt der von Tepel selbst erbaute Lebensraum


Geduldet und doch vertrieben
Von Beginn an habe er das Gespräch mit der Stadt gesucht und angekündigt, den Platz zu räumen, wenn er von der Stadt gebraucht werde, sagt Tepel. So habe er auch von Beginn an die Idee unterstützt, das neue Stadtarchiv am Eifelwall entstehen zu lassen. Denn im Mai 2011 will Rolf KeTaN Tepel das Gelände sowieso verlassen, um fast alle seine selbstgebauten Gebäude und Kunstobjekte für die Documenta 2011 nach Kassel zu verlagern. Die Stadt habe er darüber informiert und sie habe sein Vorhaben bislang geduldet. Allerdings habe man zu Beginn seines Experimentes immer wieder versucht, ihn von dort zu vertreiben. So sei ihm vor rund drei Jahren das Wasser abgestellt worden. Wenig später seien ihre Briefkästen abmontiert worden und einige seiner Künstlerfreunde seien beim Einwohnermeldeamt abgemeldet worden. Entgegen der eigentlichen Zusage sei ihm nun eine neue Frist gesetzt worden. Bis zum 1. September 2010 soll er das Gelände räumen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Intrnetzeitung