Köln | Mit Verzögerung soll nun die Beweissicherung zur endgültigen Klärung der Einsturzursache des Historischen Archivs beginnen. Nachdem die beiden ersten Stahlrahmen im oberen Aushubbereich der Besichtigungsbaugrube positioniert wurden, übernimmt nun der Gutachter des von den KVB und der Stadt Köln beantragten selbstständigen Beweissicherungsverfahrens, Prof. Hans-Georg Kempfert, die Baugrube am Waidmarkt. Taucher sollen in dem mit Wasser gefüllten Schacht nach und nach Beweise freilegen und sichern.

Ursprünglich sollte mit der Beweiserhebung Mitte März begonnen werden. Aufgrund technischer Schwierigkeiten beim Errichten des Besichtigungsbaugrube sowie ausgedehnter Test seitens des verantwortlichen Gutachters habe sich der Termin für den Start nach hinten verschoben, so die KVB. Die vermutete Schadstelle in der Schlitzwand der Gleiswechselanlage in rund 25 bis 28 Metern Tiefe könnte, je nachdem wie Kempfert mit der Beweissicherung vorankomme,  im frühen Herbst 2014 erreicht werden, so Jörn Schwarze, Vorstandsmitglied der KVB.

Wie lange das gesamte Verfahren dauern werde, hänge nun von Kempfert ab, so Schwarze. Ein daran anschießender Gerichtsprozess könnte sich möglicherweise über einen Zeitraum von über zehn Jahren erstrecken, so Schwarzes Prognose. Ungeachtet dessen plane die KVB weiter eine Inbetriebnahme der Gleiswechselanlage für das Jahr 2019. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir 2019 dort fahren können“, so Schwarze.

„Eindeutiger Beweis noch zu erbringen“

Aktuell ist das Erdreich im Schacht bis auf eine Tiefe von 14,50 Metern, dem Niveau der vorherigen Baugrube zur Bergung von Archivalien, ausgehoben. Nach momentanen Erkenntnissen vermutet der Bauträger am Waidmarkt, die Kölner Verkehrs-Betriebe, dass eine Schadstelle an der Schlitzwand des Bauwerks – genauer an der Lamelle Nummer 11  – rund 25 bis 28 Metern unter Straßenniveau liegt. Zahlreiche Indizien sprächen hierfür, so Schwarze, „ansonsten passen eine Reihe von Erkenntnissen nicht mehr“. Der eindeutige Beweis einer Schadstelle an der Schlitzwand müsse jedoch erst noch erbracht werden. Hinweise auf eine andere Ursache für das Unglück am Waidmarkt, etwa ein Durchsacken durch eine beschädigte Stelle in der Braunkohleschicht, die laut KVB am Unglücksort in etwa 33 Metern Tiefe liegt, hätten sich bei bisherigen Bohrungen nicht ergeben.

Taucher übernehmen Beweissicherung

Unter Kempferts Regie sollen dann Taucher in dem mit Grundwasser gefüllten Besichtigungsschacht die Beweiserhebung durchführen (report-k.de berichtete). Die Füllung mit Grundwasser sowie die rund 160 Tonnen schwere Stützkonstruktion aus insgesamt acht großen Stahlrahmen haben laut KVB wichtige statische Gründe. Die freizulegende Stützwand sei so konzipiert, dass sie Druck von der Seite bekomme. Nehme man diesen seitlich auf das Bauwerk wirkenden Druck durch das Freilegen weg, drohe das Bauwerk ohne die Stützkonstruktion einzustürzen, so Schwarze. Außerdem erfülle das Wasser eine zweite Funktion: es solle dadurch sichergestellt werden, so Schwarze, dass sich an der Befundsituation in der Tiefe nichts ändere. Dadurch solle der Wasserdruck auf der Außenseite des Bauwerks sorgen. Ständig müsse Wasser nachgefüllt werden, da man einen Verlust beobachte, so Schwarze. Dies könne als ein weiteres Indiz für die Beschädigung der Schlitzwand gedeutet werden, durch die, so seine Vermutung, das Wasser aus der Besichtigungsgrube verloren gehe.

Autor: Daniel Deininger | Foto: Charlotte Johnson
Foto: Die Besichtigungsgrube am Waidmarkt – hier sollen die Taucher bald ihre Arbeit aufnehmen.