Köln | Noch bis zum Freitag, den 9. August findet in mehreren Unterrichtsräumen des Schiller-Gymnasiums im Kölner Stadtteil Sülz die  „Ferienschule 2013“ statt. Ziel der bereits zum elften Mal stattfindenden zweiwöchigen Ferienschule ist es, die Deutschkenntnisse der 160 angemeldeten Schüler mit rund 40 Herkunftssprachen zu verfestigen oder zu verbessern. Einige der Kinder aus 40 Kölner Schulen sind erst vor Kurzem nach Deutschland gekommen, andere gehen schon länger hier zur Schule und haben Deutsch als Zweitsprache erlernt. Unterrichtet werden die Fünft- bis Zehntklässler von Lehramtsstudierenden der Universität zu Köln, die so wichtige Praxiserfahrungen im Bereich Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache sammeln.

Ein Projekttag im Zoo sowie Tanz-, Mode- und Kunst-AGs am Nachmittag runden das Programm ab. Hierbei steht die Sprache nicht im Vordergrund, die Teilnehmer der Arbeitsgruppen (AGs) arbeiten hier ein gemeinsamen Projekten und üben ihre Sprachkenntnisse, indem sie sich mit anderen über das Projekt austauschen. Die Ergebnisse aus den AGs werden am letzten Tag der Ferienschule  bei einer gemeinsamen Abschlussfeier präsentiert, zu der auch die Eltern aller Schüler der Ferienschule eingeladen sind.

Dabei verteilen sich die Schüler auf insgesamt 13 Kurse unterschiedlicher Sprachniveaus. So werden sieben Anfängerkurse, drei Fortgeschrittenenkurse für Schüler der Sekundarstufe I (5. bis 10. Jahrgangsstufe) sowie drei spezielle Mathematikkurse für die fünfte und sechste Klasse mit Fokus auf die Sprache angeboten. Die Kurse sind dabei schul- und jahrgangsübergreifend organisiert, richten sich speziell nach dem Sprachniveau der Teilnehmer, das zuvor durch einen Test am Tag der Anmeldung bestimmt wurde. So sitzen in einem Kurs, der die Anzahl von zwölf Schülern nicht übersteigt und von je zwei Lehrkräften im Team geleitet wird, Haupt- und Realschüler zusammen mit Gymnasiasten und Gesamtschülern unterschiedlichen Alters zusammen.

Altersunterschied ist kein Problem

Doch das stelle kein Problem dar, die Schüler arrangierten sich sehr gut miteinander, so Büsra Bayraktar und Jakob Sponholz, beide Lehramtsstudierende an der Universität zu Köln und Teilnehmer am Kooperationsprojekt Sprachliche Bildung. In dem von ihnen geleiteten Kurs mit insgesamt zwölf Schülern ist die Jüngste elf, der Älteste 18 Jahre alt. Gemeinsam im Kurs bearbeiten die Schüler eine Personenbeschreibung. Hierzu haben die beiden Lehrkräfte Bilder unterschiedlicher Personen aus Zeitschriften ausgeschnitten. In drei Gruppen bearbeiten die Schüler je eine Person, die sie zuvor ausgewählt und auf bunten Karton geklebt haben. Nun müssen sie passende Attribute finden, die die Person auf dem Bild korrekt beschreiben. Auf diese spielerische Art und Weise erweitern sie nicht nur ihren Wortschatz, sondern lernen gleichzeitig , dass etwa Nomen immer groß geschrieben werden, dass es unterschiedliche Artikel gibt und wie man diese richtig dekliniert.  So hat die Gruppe von Djemila (15), Anife (16) und Lina (13)  ein Bild einer jungen Frau vor sich liegen. Gemeinsam soll die drei Hauptschülerinnen, die zwischen sieben Monaten und zwei Jahren in Deutschland sind, überlegen, wie alt die Frau ist, welchen Beruf sie hat und ob das, was sie trägt nun eine Bluse, oder ein Hemd ist und welche Farbe sie oder es hat.

Bayraktar und Sponholz haben beide ein spezielles Vorbereitungsseminar über ein Semester hinweg sowie einen anschließenden Workshop absolviert, in denen ihnen die Besonderheiten beim Unterrichten von Deutsch als Zweitsprache vermittelt wurden. Die Arbeit mit den Kindern macht ihnen sichtlich Spaß, in der Klasse herrscht eine sehr freundliche Stimmung. Auch bei den Schülern kommen die beiden Lehrkräfte gut an. „Die Lehrer hier sind alle sehr gut.“, meint Lina, die vor sieben Monaten mit ihren Eltern aus Mazedonien nach Köln gekommen ist.

Nachweisbarer Erfolg – wervolle Erfahrung für angehende Lehrkräfte

So unterschiedlich die Schüler sind, so unterschiedlich sind auch ihre Wünsche und Bedürfnisse. Viele erlernten hier elementare Strukturen der deutschen Sprache, so Projektleiterin Prof. Dr. Magdalena Michalak, Juniorprofessorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität zu Köln. Andere, bei denen keine Sprachprobleme erkennbar seien, wollten sich noch steigern, ihr Textverständnis vertiefen und ihren Ausdruck verbessern. Was vor rund 11 Jahren mit einer Gruppe von 30 Schülern begann, ist seither stetig gewachsen. Nicht nur seitens der Schüler ist das Interesse groß. Auch unter den Studierenden sei das Andrang sehr hoch, so  Michalak. Oftmals bekämen Studierende während eines Unterrichtspraktikums kaum die Möglichkeit, den Unterricht selbst zu gestalten und länger als eine Unterrichtsstunde zu unterrichten. „Hier unterrichten sie zwei Wochen lang vier Stunden täglich, machen einen Ausflug mit den Schülern, übernehmen Verantwortung.“, erklärt Michalak.

Falls es doch einmal Schwierigkeiten oder Unsicherheiten geben sollte, steht den Studierenden ein Team aus erfahrenen Pädagogen zur Seite. Ein Test, der an einem der letzten beiden Tage in jeder Gruppe geschrieben wird, dient den Organisatoren als „Erfolgsbarometer“. Durch Auswertung der Tests und durch den Vergleich zu den Einstufungstest zu Beginn der Ferienschule sollen aufgezeigt werden, welcher Lernerfolg bei den Teilnehmern erzielt wurde. Der Vorher-Nachher-Vergleich habe über all die Jahre gezeigt, dass sich die sprachliche Kompetenz der Schülerinnen und Schüler durch die Teilnahme an der Ferienschule nachweislich verbessert habe, so Michalak.

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Die Ferienschule des Instituts für Deutsche Sprache und Literatur II ist Teil des Kooperationsprojektes Sprachliche Bildung. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) und dem Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) veranstaltet. Die Ferienschule wird gefördert durch das Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI), die Stiftung Mercator im Rahmen des Mercator-Förderunterrichts, die Annemarie und Helmut Börner Stiftung und die Harald und Hilde Neven DuMont Stiftung. Das Kooperationsprojekt Sprachliche Bildung bietet Lehramtsstudierenden eine praxisnahe Ausbildung, unterstützt Schulen bei der sprachlichen Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler und ermöglicht empirische Forschung im Kontext von Erst- und Zweitsprache. Die Kosten für das Projekt übernehmen zum Großteil die Kooperationspartner, für Kinder wird lediglich ein Beitrag von fünf Euro für den ihnen gebotenen Unterricht erhoben.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Jakob Sponholz (Bildmitte) während des Unterrichts in der Ferienschule.