Köln | 50 Jahre alt geworden ist in diesem Jahr die Kölner U-Bahn. Während die KVB das Jubiläum mit einer einfachen Broschüre feierte, legt der Greven-Verlag mit „Linienführung – Die Kölner U-Bahn-Stationen“ ein aufwändig gestaltetes Buch vor. Barbara Schock-Werner (Text) und Maurice Cox (Fotos) machen Appetit, die viel genutzten Haltestellen und damit die U-Bahn mitt anderen Augen zu sehen.

Mit den U-Bahn-Stationen etwa in Moskau oder Paris können sich die Kölner Haltestellen nicht messen. Stehende Rolltreppen, Fahrstühle außer Betrieb, überquellende Papierkörbe, Kippen auf den Bahnsteigen, Graffiti und übermalte Werbetafeln – so sehen die Bahnhöfe für die Fahrgäste aus, die täglich die Kölner U-Bahn nutzen. Doch sie sind schöner, als Graffiti und Müll ahnen lassen.

Eine Liebeserklärung, mit Herzblut geschrieben

Barbara Schock-Werner, Vorsitzende des Kölner Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und Ex-Dombaumeisterin, stellt jede einzelne der 40 U-Bahn-Stationen vor: Detailreich, ohne Fachchinesisch und mit viel Herzblut. Das ist naheliegend, wenn sie von den architektonischen Lösungen begeistert ist: „Eine Kathedrale des Verkehrs“ schwärmt sie etwa von der Haltestelle Heumarkt, „eine faszinierende Beleuchtung“ lobt sie an der Haltestelle Zoo/Flora.

Herzblut aber auch, wenn sie Mängel auflistet. Und die sind dann irgendwie typisch Köln. So stellt sich bei der Haltstelle Zoo/Flora nach Bauende heraus, dass das Dach undicht ist. „Schmuddelig“ findet sie den unterirdischen Wiener Platz, die Haltestelle Poststraße ist für sie „ein Horror in Grün“.

Dabei – so stellt die Autorin wohl zur Überraschung vieler Leser fest – gab und gibt es durchaus ein Gestaltungskonzept, das die KVB mit Künstlern für einzelne Haltestellen oder gar ganze Linien entwickelt hat. Doch dessen vollständige Umsetzung scheitert immer wieder am Geld (etwa am Heumarkt), wird durch Vandalismus zerstört (die Musikinstallation am Wiener Platz) oder bleibt auf der Strecke, wenn eine Haltestelle wie am Ebertplatz der gestiegenen Nutzung angepasst und ein Kompromiss zwischen Hoch- und Niederflurbahnen gefunden werden muss.

Fotos zeigen, wie schön die Haltestellen sein können

Gleichwertig neben den Texten stehen die Fotos von Maurice Cox. Er ist mit den Reinigungstrupps durch die Nacht gezogen und hat die menschenleeren Hallen fotografiert. Sie unterstützen sowohl Schock-Werners kritische Anmerkungen, wenn sie die Trostlosigkeit mancher Haltestellen zeigen, oder auch deren architektonische Pracht. Schließlich lassen sie – ohne Müll und Graffiti – erahnen, wie schön die ein oder andere Station sein könnte. Das zu erreichen, ist aber nicht nur Aufgabe der KVB-Saubermänner, sondern auch der KVB-Nutzer.

Das Buch ist streng aufgebaut. Nach einer ausführlichen „Biografie“ der Kölner U-Bahn – erste Ideen dazu gab es schon Anfang des 20. Jahrhunderts – bis heute folgen die Porträts der 40 U-Bahn-Stationen. Den Abschluss bilden eine Chronologie der Baugeschichte und eine Auflistung der beteiligten Architekten und Künstler.

Die Haltestellen-Beschreibungen sind jeweils vier Seiten lang, etwa eine Seite für den Text, drei für mehrere kleine Fotos und jeweils ein großes zum Ausklappen. Da stellenweise mit der Seitennummerierung gespart wird, sind die einzelnen Porträts nicht immer leicht zu finden. Auch wirkt es verwirrend, dass die einzelnen Bahn-Linien nicht genannt werden. Trotzdem dieser kleinen Mängel: Dieses großformatige Buch füllt eine Lücke in Kölns Verkehrsgeschichte. Und aus aktuellem Anlass der Hinweis: Mit diesem Buch als (Weihnachts-)Geschenk blamiert man sich garantiert nicht.

[infobox]Barbara Schock-Werner (Text), Maurice Cox (Fotos): „Linienführung – Die Kölner U-Bahn-Stationen“ – Greven Verlag, Köln 2018. Gebunden, 192 Seiten. 35 Euro

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Autor: ehu