Berlin | aktualisiert | Der Linken-Politiker Lothar Bisky ist tot. Das teilte sein Parteikollege Gregor Gysi am Dienstag auf Wunsch von Biskys Familie mit. Der Politiker wurde 71 Jahre alt.

Bisky ging nach seinem Abitur 1961 in Schleswig-Holstein in die DDR und begann ein Studium der Kulturwissenschaften in Leipzig. 1969 promovierte er, ab 1980 lehrte Bisky als Professor für Kulturtheorie an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim SED-Zentralkomitee, bereits seit 1963 war er Parteimitglied. Erste Bekanntheit erlangte der Politiker 1989 nach einem Podiumsauftritt bei einer Großdemonstration, im gleichen Jahr wurde er in die letzte DDR-Volkskammer gewählt und war ab 1991 Landesvorsitzender des SED-Nachfolgers PDS in Brandenburg.

Bekanntheit erlangte er dann auch in Westdeutschland durch seine Tätigkeit im Untersuchungsausschuss über Stasi-Vorwürfe gegen Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe. Im folgenden Jahr wurde er Vorsitzender der PDS, das Amt behielt er bis zum Jahr 2000. Zwischen 2003 und 2007 übte er das Amt dann erneut aus, diesmal gemeinsam mit Oskar Lafontaine.

Dabei begleitete er die Verschmelzung mit der SPD-Abspaltung WASG zur neuen Partei Die Linke. Im Lauf seiner Karriere musste Bisky sich mehrmals mit Vorwürfen einer Zusammenarbeit mit der Stasi auseinandersetzen. Im Jahr 2007 wurde er Vorsitzender der Europäischen Linken.

2009 errang er ein Mandat im Europäischen Parlament und gab dafür seinen Sitz im Bundestag auf. Bisky war mit der Kultursoziologin Almuth Hocke verheiratet und Vater von drei Söhnen, der jüngste Sohn Stephan verstarb 2008 in Edinburgh.

Parteiübergreifende Anteilnahme nach Tod von Lothar Bisky

Der Tod des ehemaligen Vorsitzenden der Linken, Lothar Bisky, hat für parteiübergreifende Anteilnahme gesorgt. „Die Partei `Die Linke` verliert einen ihrer Gründungsvorsitzenden, einen streitbaren und solidarischen Genossen und einen Ratgeber“, so die Linken-Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger. Der Verlust „unseres Freundes und Genossen Lothar Bisky“ werde mit „großer Bestürzung und tiefer Trauer“ aufgenommen.

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir würdigten einen „geschätzten Kollegen, dem es als Vorsitzender der PDS und später der Linkspartei am Herzen lag, mit seinem Politikstil Brücken zu bauen und vorhandene Gräben zu überwinden.“ Auch FDP-Chef Phillip Rösler lobte Bisky als Politiker mit dem man „ungeachtet der grundsätzlichen Unterschiede … jederzeit ein offenes Wort wechseln“ konnte. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), bezeichnete Bisky als „menschlich großartigen Kollegen“.

Autor: dts