Kükenwunsch endlich erfüllt
In jeder Brutzeit versuchte es das Kranich-Paar aufs Neue. Doch Nachwuchs war den beiden Mandschuren-Kranichen, die seit 1986 im Kölner Zoo leben, nicht vergönnt. Selbst künstliche Befruchtungen halfen nicht. Als sich das Weibchen in diesem Frühjahr nun wieder auf ihre Eier zum Brüten setzte, hatten die Tierpfleger eine Idee. Sie kauften zwei befruchtete Eier von einem Privatzüchter und tauschten sie heimlich gegen die unbefruchteten Eier der Kölner Kraniche aus. Am 5. und 8. Juni schlüpften nun die zwei Kranich-Küken. Liebevoll werden sie von ihren stolzen Eltern behütet und gepflegt.

Als sich heute die Fotografen-Schar vor ihrem Gehege direkt am Zoo-Eingang (in Richtung Zoo-Restaurant) tummelte, drückten sie sich zunächst in das Stroh im Nest. Das Kranich-Elternpaar stellte sich beschützend vor sie. Nach einigen Minuten traute sich die ganze Familie jedoch wieder hervor und selbst die Küken pickten dann einige Körnchen auf. Noch haben sie ihr hellbraunes Dunenkleid. Im kommenden Jahr werden jedoch auch sie das typische weiß-schwarze Gefieder mit dem markanten roten Kopfbereich erhalten. Die Flügelspannweite beträgt bei ausgewachsenen Mandschurenkraniche bis zu 2,5 Meter. Dabei erreichen sie eine Höhe von rund 1,5 Metern und ein Gewicht von bis zu zehn Kilogramm.


Die junge Mandschuren-Kranichfamilie im Kölner Zoo


Mandschuren-Kraniche vom Aussterben bedroht
Nach rund drei Monaten werden die flügge, mit drei oder vier Jahren werden sie dann selbst geschlechtsreif. Spätestens dann müssen sie auch den Kölner Zoo verlassen, denn ihre Eltern würden sie dann nicht mehr in ihrem Gehege dulden. Während der Brutzeit brauchen Mandschurenkraniche nämlich ein Gebiet für sich alleine, um genügend Nahrung für ihren Nachwuchs finden zu können. Neben pflanzlicher Kost ernähren sich die Kraniche von Fischen, kleinen Reptilien, Fröschen und Insekten.

Dies ist auch ein Grund, warum die Kraniche in natürlicher Wildbahn zu den besonders gefährdeten Tierarten gehören. Die in Ostasien lebenden Vögel brüten in feuchten Gebieten. Gerade in Südostasien wurden die Gebiete jedoch durch den Menschen und seine Haustiere immer mehr verkleinert. „Dabei brauchen die Mandschurenkraniche während der Brutzeit absolute Ruhe“, erklärte heuet Zoo-Kuratorin Lydia Kolter. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Tiefpunkt des Bestandes. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts lebten wieder etwa 1.700 bis 2.000 Kraniche in freier Wildbahn. In Europa gibt es daher ein Erhaltungszuchtprogramm, an dem sich auch der Kölner Zoo beteiligt. So werden die beiden jungen Kölner Kraniche in einigen Jahren wohl auch in einen anderen Zoo umsiedeln, um dort eigenen Nachwuchs großzuziehen.


Vorsichtig wagten sich die beiden Küken heute trotz Fotografen aus ihrem Stroh-Nest


„Schmetterlingspose“ für die Liebste
Lernen müssen sie dazu auch noch den Balztanz der Mandschurenkraniche. Er gehört zu den komplexesten unter den Tänzen der Kraniche. Wie bei den meisten Kranicharten verstärkt der Balztanz die Paarbindung und baut aggressive Stimmungen innerhalb der Kranich-Schar ab. Tanzende Mandschurenkranich erheben sich auf die Zehen, spreizen die Deckfedern auf dem Rücken und breiten die Flügel zur so genannten „Schmetterlingspose“ aus. Dadurch wirkt das Erscheinungsbild größer und imposanter. Hat der Tanz überzeugt, bleibt das Paar während der Brutzeit und Aufzucht zusammen. Das Weibchen legt meist zwei Eier, die es in 26 bis 34 Tagen bebrütet.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung