Bochum | Sie sollen Fußballspiele manipuliert haben, um das große Geld zu machen: Seit heute müssen sich vor dem Bochumer Landgericht erneut sechs mutmaßliche Mitglieder der internationalen Wettmafia verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten im Alter zwischen 32 und 47 Jahren Spiel- und Wettmanipulationen bei 35 Fußballspielen vor.

Betroffen waren nach Ansicht der Anklagebehörde Spiele in Deutschland, Belgien und der Schweiz sowie Partien der Champions League und der Europa League. Auch das Qualifikationsspiel für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 zwischen Lichtenstein und Finnland soll demnach manipuliert worden sein. Die Beschuldigten äußerten sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen. Die Verteidigung stellte die Zuständigkeit der Bochumer Richter infrage und beantragte, die örtliche Unzuständigkeit feststellen zu lassen. Das Gericht muss den Antrag nun prüfen und vertagte sich daher auf Dienstag.

Verurteilter Spielmanipulierer unter Angeklagten

Unter den Angeklagten sind fünf Mitarbeiter von Wettbüros sowie ein damaliger Fußballprofi des belgischen Vereins UR Namur, der damals in der zweiten Liga spielte, wie ein Gerichtssprecher sagte. Einer der Angeklagten, Milan S., ist bereits aus dem Fußball-Wettskandal um DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer bekannt. Milan S. hatte 2005 gemeinsam mit seinem Bruder Ante mehrere Spieler und Schiedsrichter, so auch Hoyzer, bestochen, damit diese Spiele zu ihren Gunsten manipulieren. Ante S. war damals zu knapp drei Jahren Haft verurteilt worden, sein Bruder kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Auch in den neuerlichen Skandal, den bislang wohl größten Fußball-Wettskandal in Europa, sollen die beiden Brüder verstrickt sein. Ante S. war deshalb bereits im vergangenen Jahr zu einer Gefängnisstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt worden, ebenso der damals mitangeklagte zweite Hauptverantwortliche Marijo C.. Beide hatten umfassende Geständnisse abgelegt. Durch die Manipulationen waren bei Buchmachern Schäden von mehr als vier Millionen Euro entstanden.

Für den aktuellen Prozess sind zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil ist demnach am 3. Juli zu rechnen.

Autor: Tonia Haag | dapd