Das Foto zeigt die mit den sogenannten "Kojen-Räumen" ausgestattete Messehalle 3 der Kölnmesse für Geflüchtete aus der Ukraine. | Foto: Bopp

Köln | Es ist nur eine Prognose, aber die Stadt bereitet sich vor. 15.700 Flüchtlinge könnten bald in Köln leben, wenn die Prognose stimmt. Aktuell sind es über 10.092. Aber warum steht Sozialdezernent Rau neben einem Weihnachtsbaum?

Es sei die kalte Witterung und der Krieg in der Ukraine, die die Flüchtlingszahlen in Köln in Höhe trieben, so die Stadtverwaltung. Bis Ende Februar 2023 mietet die Stadt Köln jetzt eine Messehalle bei ihrem stadteigenen Unternehmen an. Diese werde jetzt für die Aufnahme von Geflüchteten ertüchtigt. So sollen einzelne Bereiche geschaffen werden, die voneinander abgetrennt seien. Diese werden mit zwei oder vier Betten ausgestattet, dazu Spinden, Tisch und Stühlen.

Die Stadt nennt dies „Kojen-Räume“. Diese müssten aus Brandschutzgründen nach oben offen sein. Nachts werde das Hallenlicht ausgeschaltet. Nur die Flure würden beleuchtet. Jede „Koje“ habe eine separate Lampe. Hergerichtet wird die Halle 3 der Koelnmesse.

Die Geflüchteten können Gemeinschafts-Sanitärräume nutzen und werden zentral verpflegt. Für Kinder gebe es einen Spielbereich und separate Angebote.

Die Unterkunft wird vom Deutschen Roten Kreuz betrieben. Die Stadt rechnet damit, dass sie in der Messehalle bis zu 800 Menschen unterbringen könne.

Kölns Sozialdezernent Harald Rau stellt die Flüchtlingsunterkunft in der Kölnmesse am 28. November 2022 vor. | Foto: Bopp

Köln ist noch „Überversorger“

Köln sei derzeit ein „Überversorger“ sagte Kölns Sozialdezernent Harald Rau. Das bedeute, dass Köln mehr Geflüchtete untergebracht habe, als dies nach dem Verteilschlüssel des Landes NRW vorgesehen sei. Diese Übererfüllung schmelze aber dahin mit einer Konsequenz: Als „Übererfüller“ dürfe Köln Geflüchtete, die die Stadt erreichten, an die Erstaufnahme-Einrichtung des Landes NRW nach Bochum weiterleiten.

Allerdings sei es so, dass wenn Köln seine „Überfüller“-Quote nicht mehr habe, dann werde Köln von der „Geber“- zur „Nehmer-Stadt“. Köln wird dann von der Erstaufnahmeeinrichtung Menschen zugewiesen bekommen. Dieser Aspekt fließe in die Prognose mit ein.

Nach der Prognose der Stadt Köln werden 5.000 Plätze fehlen. Rau spricht selbst bei Belegung der Messehalle 3 fehlten immer noch mehr als 4.000 Plätze. Am Südstadion entstünden rund 500 Plätze. Dann fehlten immer noch 3.500. Aufgrund dieser Situation plane die Task-Force-Flüchtlingsunterbringung noch viel mehr. Die Stadt akquiriere daher weitere Plätze etwa in Beherbungsbetrieben. Er habe die Sorge, so Rau, dass es nur schwer gelingen werde ausreichend Plätze zu bekommen. Daher wirbt Rau: „Wer immer weiß, dass es Gebäude oder Hotels gibt, dass es irgendwelche Möglichkeiten gibt, die von der Stadt zur Unterbringung genutzt werden können, möge das mitteilen.“

Ist ein Weihnachtsbaum ein passendes Willkommen für Menschen aus der Ukraine in der Adventszeit?

Etwas irritierend ist, dass Sozialdezernent Rau neben einem überbordend geschmückten Weihnachtsbaum steht. In der Ukraine gibt es in der Adventszeit statt Adventskränzen eine Weizengarbe. Diese Weizengarbe ist der sogenannte Diduch oder Didukh. Es ist eine ukrainische Weihnachtsdekoration. Sie wird aus einer Weizengarbe hergestellt und gilt als symbolisches Opfer der Herbsternte. Weihnachten in der Ukraine ist nach wie vor von vielen heidnischen Bräuchen und Ritualen geprägt. „Didukh“ bedeutet wörtlich „Großvatergeist“. Didukhy werden traditionell aus den ersten oder letzten Weizenhalmen hergestellt, die im Laufe des Jahres geerntet werden.

Vielleicht sollte sich die Stadt Köln noch ein wenig interkulturell auf die Menschen vorbereiten, die kommen werden? Und schon ein kleiner Hinweis sei gestattet: Das Weihnachtsfest wird in der Ukraine aus der Tradition der orthodoxen Kirche heraus nach dem julianischen Kalender gefeiert. Der Heilige Abend fällt auf den 6. Januar statt dem 24. Dezember im gregorianischen Kalender und der erste Weihnachtstag auf den 7. Januar.

red01