"Mit seiner einsamen Entscheidung verkennt der Minister, wie sehr sich das Offizierskorps solidarisiert, wenn der Eindruck von Ungerechtigkeit entsteht", fügte der frühere Chef des Planungsstabs der Bundeswehr hinzu. Guttenberg habe offenbar auf massiven Druck der Bild-Zeitung reagiert. "Hier zeigt sich, dass das Ministerium nicht mit ruhiger Hand geführt wird und der Minister keine objektivierende Beratung hat."

[Aktualisiert um 16:04 Uhr]

Kapitänleutnant Sonntag weist Meutereivorwürfe auf "Gorch Fock" zurück

Kapitänleutnant Uwe Sonntag, Vorstandsmitglied des Bundeswehrverbandes, hat die Meutereivorwürfe auf der "Gorch Fock" zurückgewiesen. "Es gab keine Meuterei auf der `Gorch Fock`", sagte Sonntag gegenüber "Welt Online". Kritisch äußerte er sich zur Absetzung des Kommandanten Norbert Schatz.

In der Öffentlichkeit erwecke die Suspendierung den Eindruck, an den Vorwürfen sei etwas dran, so Sonntag. "Es ist schade, dass weder der Verteidigungsminister noch die Marineführung Kapitän Schatz zuvor angehört haben. Es hat also noch kein Gespräch mit dem Betroffenen stattgefunden. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Vorgehen für das Innenleben der Marine besonders gut gewesen ist."

Von angeblicher sexueller Belästigung auf dem Schulschiff hat Sonntag nach eigenen Angaben noch nie gehört, auch die Bezeichnung "größter schwimmender Puff" kenne er nicht. Auch der in der Marine umgangssprachlich gebrauchte Ausdruck "Gorch Fuck" habe nichts mit Sexualität zu tun. "Er soll den Stress zum Ausdruck bringen, dem die Kadetten auf dem Schiff ausgesetzt sind. Ihnen werden Höchstleistungen abverlangt."

Sonntag sagte zum Fall der im November 2010 nach einem Sturz aus der Takelage verstorbenen Soldatin, er könne diesen Einzelfall nicht beurteilen. Es gebe für Soldaten grundsätzlich die Möglichkeit, `Nein` zu sagen. "Wenn einer schon mal oben gewesen ist und nach dem fünften oder sechsten Mal sagt, er könne nicht mehr, dann wird das nicht nachteilig angerechnet."

SPD-Verteidigungspolitiker Arnold lobt Kanzleramt wegen Kritik an Guttenberg

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, hat die jüngste Kritik des Bundeskanzleramtes an der von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) geplanten Bundeswehrreform gelobt.

"Im Kanzleramt sitzen offenbar kompetente Leute, die zunehmend den Eindruck haben, dass der Minister seiner wichtigsten Aufgabe, eine seriöse Bundeswehrreform auf den Weg zu bringen, nicht gewachsen ist", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe).

"Wir sind für diese Hinweise sehr dankbar. Wenn der Minister so weitermacht, wird er den Schutt der Reform der nächsten Regierung vor die Füße kippen." In einer jetzt bekannt gewordenen schriftlichen Bewertung des Kanzleramtes wird die Reform als zu inkonsequent bezeichnet.

Verteidigungspolitiker Nouripour kritisiert Guttenbergs Informationspolitik

Der verteidigungspolitische Grünen-Sprecher, Omid Nouripour, hat die Informationspolitik von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im Verteidigungsministerium kritisiert. In einem Interview mit dem "Deutschlandfunk" nannte Nouripour es "nicht besonders heldenhaft", dass Guttenberg "die Verantwortung für seine eigenen Dokumente nicht übernimmt".

Ob Guttenberg "eigentlich seinen eigenen Laden im Griff" habe, kritisierte der Grünen-Politiker. Wenn im Verteidigungsministerium ein Dokument "im Auftrag des Ministers" verfasst werde, gehe man davon aus, dass das offizielle Dokument die wirkliche Version ist, meinte Nouripour.

Der Minister lese Papiere jedoch nicht, die in seinem Auftrag herausgehen, "und zwar wirklich routinemäßige Standard-Pflichtunterrichtungen des Parlamentes." "Und das ist ein Problem", so Nouripour.

[dts]