Das Thema wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Nun hält der geplante Moscheebau Einzug in den Karneval.  Zwei Wagen auf dem Rosenmontagszug werden entsprechende Motive mit sich führen. "Wir halten der Gesellschaft einen Spiegel vor, deshalb konnten wir an diesem Thema nicht vorbei", sagte Zugleiter Christoph Kuckelkorn bei der Präsentation der Entwürfe von Martin Weitz und Dietmar Willms. "Zu diesem Thema haben wir mit Abstand die meisten Zeichnungen von Bewerbern bekommen", so Kuckelkorn. In dieser Session stellen diese Wagen die neu eingeführten  Ausrufezeichenwagen:  Solche Fahrzeuge werden erst kurz vor Karneval der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der erste Wagen "Die (Kirche) Moschee im Dorf lassen" wird von der KKG Fidele Zunftbrüder von 1919 betreut. Er plädiert dafür, den Bau sachlicher zu besprechen und sich umfassend zu informieren, damit man sich ein eigenes Bild von einer Sache machen kann. Hänneschen fürchtet sich auf dem Motiv vor einem Zerrbild des Gebetshauses, das ein Politiker der Partei "Contra Köln" malt. Im Hintergrund sieht der Betrachter das eigentliche Bild. Es ist ist ein klarer Bau, desen Minarette niedriger als die des Doms oder des Fernsehturms sind.



Foto oben: So wird der Wagen der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 ausssehen.

Auf dem zweiten Wagen namens "Die kölsche Lösung – en neue Kulturkamell" freuen sich Oberbürgermeister Fritz Schramma und Ditib-Geschäftsführer Mehmet Yildirim über die kölsche Lösung zur Moschee-Kontroverse: Das zweite Minarett hat die Gestalt des Doms. Die gute Nachbarschaft zu den muslimischen Bürgern demonstriert die Figur Schrammas, der ein Kopftuch mit den Kölner Farben trägt. Diesen Wagen führen die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 mit sich. "Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die, die ernstzunehmende Ängste und Sorgen der Bevölkerung dazu nutzen, um den Islam zu pauschalisieren und zu diffarmieren", erklärte der Zugleiter. Dazu suchte das Festkomitee des Kölner Karrnevals den Rat von Mehmet Yildirim, mehrere Entwürfe wuren überarbeitet. "Wir wussten ja nicht, wie Bilder in anderen Kulturkreisen interpretiert werden", so Kuckekorn. "Was gar nicht ging, waren beispielsweise Zeichnungen, die einen Mann mit Rauschebart zeigten. So sieht kein moderner, demokratischer Moslem aus", meinte der Ditib-Geschäftsführer. Trotz dieser überarbeiteten Versionen, lehnte es Kuckelkorn ab, die jetzigen Wagen als "weichgespülte Konsenslösungen" zu bezeichnen. Mit dem Aussehen der Fahrzeuge zeigte sich Yildirim zufrieden: "Das ist eine wunderbare Arbeit."

Für Oberbürgermeister Fritz Schramma ist die Teilnahme der Wagen ein wichtiger Schritt, den Integrationswillen zu zeigen. "Und über sich selbst zu lachen, gehört mit zum kölschen Humor. Das muss jeder aushalten, der in der Öffentlichkeit steht." Detlev Bülles, Präsident der Fidelen Zunftbrüder, kündigte an, dass ein Ditib-Vertreter "auf jeden Fall" auf dem Wagen mitfahre. "Wir möchten einen offenen Dialog. Uns ist es daher sehr wichtig, dass alle gemeinsam dafür einstehen."

Nadin Hüdaverdi für report-K.de/ Kölns Internetzeitung

Fotos: Festkomitee des Kölner Karnevals