Alexandra, Jenny und Katja trinken selbst am Wochenende öfter mal Alkohol. Alexandra hatte sogar schon einmal einen Blackout. „Zum Glück war ich Zuhause und habe mich nur vor meinen besten Freunden blamiert. Die haben an dem Abend Fotos von mir gemacht“, erzählt sie. Seit dem trinkt sie weniger, denn „das war echt kein schönes Erlebnis“. So einsichtig wie die drei Kölnerinnen sind lange nicht alle Jugendlichen. 23 Prozent aller Jungs und fast 18 Prozent der Mädchen betrieben laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) immer wieder so genanntes Komatrinken. Dagegen will die Kampagne „Na toll!“ der BZgA etwas tun. Sie entsendet bereits zum dritten Mal Peers durch ganz Deutschland. Die 18 bis 24 Jahre alten Peers sprechen Jugendliche auf der Straße an und klären sie über die Risiken von Alkohol auf. Olga und Tim sind in diesem Jahr erstmals als Peers unterwegs. Heute streiften sie durch die Kölner Innenstadt.

Zu viel Alkohol macht dick und impotent
In ihren leuchtend gelben Kapuzenpullis schlenderten Olga (21) und Tim (18) heute Nachmittag durch die Kölner Schildergasse. Schnell kamen sie über ihr Alkohol-Quiz mit Jugendlichen ins Gespräch. Die zeigten sich anfangs zwar zögerlich, doch die lockere Atmosphäre ließ sie schnell auftauen. Denn Olga und Tim wirkten nie belehrend, sondern immer nur aufklärend. Sie sagten deutlich: „Ein Bier zu trinken ist total in Ordnung, aber übermäßig Alkohol zu konsumieren, ist nicht nur schädlich, sondern auch völlig uncool.“ Mit ihrer frischen und ehrlichen Art kamen sie bei den Jugendlichen gut an. Schockierende Fakten wurden denen von den Peers trotzdem geliefert. So waren alle Mädchen insbesondere darüber schockiert, dass ein Glas Bier so viele Kalorien hat wie eine kleine Portion Pommes. Trinkt man am Wochenende regelmäßig, ist die Idealfigur also dahin. Und das acht Prozent aller Alkoholiker unwiederbringlich impotent sind, beeindruckte auch die Kölner Jungen.

Gesprächsthema war neben den Folgen von Alkohol auch die bei Jugendlichen beliebten Mixgetränke. „Bier und Wein schmeckt den meisten gar nicht. Die Mixgetränke sind so süß, die kann jeder trinken“ sagen Olga und Tim. Dabei sind sie viel gefährlicher. Denn Zucker und Kohlensäure sorgen für eine schnellere Aufnahme des Alkohols. Da die Getränke jedoch wie Limonade schmecken, merken viele Jugendliche zu spät, wie viel sie tatsächlich getrunken haben.

Alkohol ist überall präsent
Viele Jugendliche mussten am Ende des Gesprächs zugeben, dass sie über die Risiken von Alkohol lange nicht so gut informiert sind, wie sie es selbst von sich gedacht hatten. Besonders die gesundheitlichen Schäden von Alkohol waren ihnen nicht bewusst. Schuld daran ist auch die Gesellschaft, glauben Olga und Tim. „Alkohol ist überall präsent“, wissen die beiden. Jugendliche bekommen durch die Werbung, aber vor allem auch durch die Gesellschaft und Erwachsene immer wieder gezeigt, Alkohol ist cool und gehört zur Freizeit dazu. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in Deutschland immerhin 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig. Über Risiken und Schäden wird dagegen kaum öffentlich gesprochen. Um ein wirkliches Umdenken bei den Jugendlichen zu erreichen, müsste also zuallererst die Gesellschaft einen neuen Umgang mit Alkohol entwickeln.

Die Kampagne „Na toll“
„Na toll!“ ist eine Jugendkampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Alkoholprävention für 12- bis 16-Jährige. Ziel ist es, junge Menschen über die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums zu informieren und ihnen Wege zu einem verantwortungsvollen Umgang mit
Alkohol aufzuzeigen. Hauptbestandteil der „Na toll!“ -Kampagne ist die Peer-Aktion, bei der speziell geschulte Peers mit Jugendlichen diskutieren und sie so zum Nachdenken über ihren Umgang mit Alkohol anregen. Da gerade bei Freizeitaktivitäten oder im Urlaub Alkohol für viele junge Leute nicht nur dazu gehört, sondern in gefährlichen Mengen konsumiert wird, finden die Peer-Einsätze überwiegend in Ferienregionen an der deutschen Nord- und Ostseeküste sowie bundesweit in Jugendherbergen, bei Musikfestivals, Sport-Events und Jugendveranstaltungen statt.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung