Köln | Nazareth steht seit den 60er Jahren weltweit auf der Bühne. Was macht den internationalen Erfolg der schottischen Band aus?
Pete Agnew: Das ist extrem schwer zu sagen, alleine schon, weil in jedem Land die Fans andere Songs und Alben als Favoriten haben. Es gibt Songs, die waren in Deutschland große Hits, in Großbritannien haben wir sie dagegen erst gar nicht veröffentlicht. Wir waren nie die Megastars wie Pink Floyd oder Led Zeppelin, aber unser Erfolg ist natürlich und gut gewachsen.

Wie ist eigentlich der Bandname entstanden?
Agnew: Wir haben lange nach einem Namen gesucht und hatten nur mäßig Erfolg damit. Dann saßen wir bei uns zu Hause im Pub, plötzlich gab es die Idee für einen Song und aus dessen erster Zeile stammt der Name Nazareth.

Inwieweit hat sich Ihre Musik im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Agnew: Das ergab sich ebenfalls ganz natürlich durch die personellen Wechsel in der Band. Es kamen immer neue Songschreiber dazu und brachten neue musikalische Einflüsse mit. Wären wir heute noch die gleichen vier Leute wie bei der Bandgründung, wären die Jahre wohl ziemlich langweilig geworden.

Sie sind mit einem neuen Sänger am Start. Wie schwer war die Suche?
Agnew: Sehr schwer, wir haben mehr als ein Jahr dafür gebraucht. Es gab immer wieder Kandidaten, die gut waren, die aber einfach nicht zu uns gepasst haben. Wir wollten keine Kopie von Dan McCafferty, aber trotzdem sollte der Nazareth-Sound erhalten bleiben. Außerdem ist man gerade bei einer Tour sehr viel zusammen, da muss alles passen. Und dann hat mit ein Freund Carl empfohlen, den haben wir zunächst auf Youtube gesehen und ihn dann eingeladen. Da hat alles auf Anhieb gepasst.

Wie war das mit Ihnen als Sänger in einer solchen Band?
Carl Sentance: Meinen ersten Kontakt zu Nazareth hatte ich als Schüler, auch wenn ich kein Fan der Band war. Später in einer meiner ersten Bands haben wir dann sogar Songs von Nazareth gecovert. Jetzt freue ich mich, dabei zu sein und vor meiner ersten großen Tour mit der Band zu stehen.

Wie schwer ist es die alten Hits als neuer Sänger zu performen?
Sentance: Ich werde das einfach auf meine Art und Weise tun. Manche Songs sind da etwas anspruchsvoller, andere kann man sich leichter aneignen.

Wie beurteilen Sie die junge Hardrock-Szene?
Agnew: Sie haben im Prinzip die gleichen Vorbilder, wie wir sie damals hatten, und viele Bands machen ihre Sache wirklich gut. Insofern freuen wir uns, mit Luke Gasser einen jungen Kollegen bei der Tour als Support dabei zu haben.

Sie spielen zum Auftakt der Europatour in Burscheid. Haben Sie von dem Ort schon mal etwas gehört?
Agnew: Nein, aber es ist ganz normal, dass wir in Orten spielen, die wir nicht kennen. In der Anfangszeit waren das in Deutschland sogar Orte, die noch nicht mal die Deutschen kannten. Der Grund, warum wir in Burscheid sind, ist dass dort unsere Booking-Agentur ihren Sitz hat. Wir sind jetzt gespannt auf die Leute dort im Publikum. In Burscheid sind auch Aufnahmen für ein Live-Album geplant.

Was erwartet die Fans beim Konzert?
Agnew: Acht bis neun Songs stehen als Klassiker immer fest, die wollen die Leute einfach hören. Der Rest ist ein Mix aus neuem und alten Material. Manchmal holen wir auch Songs hervor, die wir lange nicht mehr gespielt haben.

Welche Rolle spielen neue Songs für Sie?
Agnew: Es ist wichtig, dass eine Band kreativ bleibt und sich weiterentwickelt. Die Vorbereitung zum neuen Album haben wohl schon begonnen. Ich habe gestern Nacht aus dem Nebenzimmer verdächtig laute Geräusche gehört (lacht). Das neue Album wird wohl im kommenden Sommer veröffentlicht. Einen genauen Termin gibt es aber noch nicht.

Das Interview führte Stephan Eppinger

Autor: Stephan Eppinger