Mittwoch, den 29. Oktober 1941. “Seit Heute morgen 9 Uhr sind wir in K. Deutz im Sammellager, von dort geht´s morgen früh weg. Der Film spielt sich ab als wenn man im Traume wäre u. glaubt nicht, dass es Wirklichkeit wäre. Nun sind wir im Zug. Es ist nicht zu beschreiben was wir erlebt haben.“ Auf einer kleinen Karte stehen die Abschiedsworte, die Adolf Marx seinem Sohn Erich vor der Deportation nach Lodz senden konnte. Die letzte Nachricht die die Familie Marx jemals schreiben würde. Ein Jahr später wurden Adolf, Hilde und Ilse Marx im Deportationslager in Lodz auf grausame Weise umgebracht. Was in der Ausstellung des NS-Doc als tragisches Einzelschicksal dokumentiert wurde, steht für tausende von Menschen, die systematisch zugrunde gerichtet und vernichtet wurden.

Eine Wand bedeckt mit Fotoaufnahmen und Bildunterschriften, daneben der letzte Brief eines Vaters an den entkommenen Sohn. Anlässlich des 70. Jahrestages der Deportationen erzählen sechs Informationstafeln die Geschichte von 3.000 verschleppten und gewaltsam umgekommenen Juden aus Köln und Düsseldorf. Angefangen von den ersten antisemitischen Bewegungen bis hin zu den letzten Lebensspuren der Opfer aus Łódź zeugen die Tafeln von dem grausamen Schicksal der Menschen. Abgesehen von den Informationstafeln geben persönliche Briefe, Zeugnisse, Bilder und Filme den 3.000 Ghetto-Bewohnern „Würde und Individualität zurück“, so Werner Jung, Direktor, des NS-DOK. Ab heute bis zum 23. Oktober können Museumsbesucher einen Blick in das Leben der Opfer werfen. Danach, ab dem 24. Oktober, zieht ein Teil der Ausstellung nach Düsseldorf weiter, um dort bei der landesweiten Gedenkfeier aufgestellt zu werden. Darüber hinaus sollen an der Wanderausstellung auch „Schulen an den Ergebnissen der Forschung teilhaben“, so Jung weiter.

“Auf Spurensuche gegangen“
Von den 3.000 Inhaftierten erlebten nur 34 die Befreiung im Jahr 1945. „Wir sind auf Spurensuche gegangen, um die Lebensschicksale zu klären und haben sehr viel gefunden“, so Jung. Vier Jahre lang forschten Wissenschaftler aus Polen und Deutschland und arbeiteten sich unter anderem durch 2.000.000 Dokumentseiten. „Wir konnten bisher durch die intensive Forschung viele Lebensschicksale klären“, so Karola Fings, Projektleiterin der Ausstellung. „Bis auf 202 Menschen konnten wir alle Opfer zuordnen“, Fings weiter. Die Untersuchung sei aber längst nicht abgeschlossen. „11.000 konfiszierte Postkarten müssen noch durchgesehen werden und bieten die Möglichkeit für eine weitere Ausstellung“, so der Direktor des Staatlichen Archivs Łódź, Piotr Zawilski.

[ez]