Köln | Zur neuen Gartensaison 2015 gibt es im urbanen Garten des Kölner Vereins NeuLand, dem Betreiber des nach eigenen Angaben „größten mobilen Gemeinschaftsgarten Deutschlands“ erstmals die Möglichkeit, private Beetkisten zu bewirtschaften.

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„Hier machen weiterhin alle alles für alle“, so  Judith Levold, Gründungsmitglied von Neuland. Aber ab sofort könne die Verantwortlichkeiten für Beetkisten privatisiert werden. Zunächst will man seitens Neuland rund 50 der knapp 300 Beetkisten auf durch den Verein genutzten Areal entlang der Koblenzer Straße in Köln-Bayenthal dafür zur Verfügung stellen, rund 30 davon sind schon reserviert, wie Stefan Rahmann, ebenfalls Gründungsmitglied von NeuLand verrät. Die Bewirtschaftung einer solchen Kiste kostet 24 Euro pro Jahr, also pro Monat zwei Euro. Im Preis enthalten sind Wasser, Strom, Saatgut und die Bereitstellung von Gartengeräten. Eine Mitgliedschaft ist nicht zwingend Voraussetzung, wenngleich der Eintritt und die Mitgliedschaft kostenfrei sind. Der Verein finanziert sich und den Garten in der Hauptsache durch Workshops und das Ausrichten von Feiern.

Förderung läuft aus

Mit dem neuen Angebot reagiert man bei Neuland einerseits auf die hohe Nachfrage nach Privatbeeten. Andererseits will der Verein damit einen Teil der 3.200 Euro hohen jährlichen Fixkosten für den Neuland-Garten finanzieren, auch vor dem Hintergrund, dass eine bisherige Förderung durch den Klimakreis Köln für die Errichtung des Gartens in diesem Sommer eingestellt wird. Man sei derzeit im Gespräch mit dem Umweltamt, ob eine zukünftig Kooperation bei Workshops zu realisieren sei, so Rahmann.

Sponsoren gesucht

Der Vorstand des 22 Mitglieder starken NeuLand-Vereins bürgt gegenüber dem Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB) – Eigentümer der Freifläche in Bayenthal – mit 20.000 Euro dafür, dass ein voraussichtlich im Jahre 2019 anstehender Umzug des Gartens für den BLB in jedem Fall kostenfrei abgewickelt wird. Diese Bürgschaft würde nur dann in Anspruch genommen werden, sollte der Verein den Umzug nicht aus eigener Kraft leisten können. Die Bürgschaft ist derzeit über einen Avalkredit abgesichert, der hohe monatliche Kosten mit sich bringt. Daher sucht der Verein möglichst viele Sponsoren, die einen Teil der Bürgschaft übernehmen.

„Zeichen setzen“ bei der Grüngürtelerweiterung

Das Gelände des NeuLand-Gartens liegt im Sanierungsgebiet der südlichen Grüngürtelerweiterung. Daher geht der Vorstand des Vereins derzeit von einem bevorstehenden Umzug des 2011 gegründeten urbanen Gartens im Jahr 2019 aus. Für das Gelände wünschen sich die Mitglieder Wohnbebauung im Rahmen des Kooperativen Baulandverfahrens, dass einen festen Anteil an gefördertem Wohnungsbau bei Bauprojekten vorschreibt. Im Rahmen der Sanierung wünschen die Vorstandsmitglieder eine Neuansiedlung ihres Gartens im Randbereich zwischen Wohnbebauung und verlängertem Grüngürtel. Der Verein sehe das Projekt auch als große Chance für die Stadt Köln, „ein Zeichen zu setzen für ökologisches Neuland.“, so Dorothea Hohengarten, erste Vorsitzende von NeuLand.

„Flüchtlings-AG ist vorbereitet“

In unmittelbarer Nähe des Gartens werden ab April 80 bis 120 Flüchtlinge an der Koblenzer Straße Wohncontainer beziehen. Die rund zehn Personen starke Flüchtlings-AG des Gemeinschaftsgartens habe bereits vor Monaten ihre Arbeit aufgenommen, sei bestens vorbereitet und mit anderen
Flüchtlingsinitiativen in Bayenthal optimal vernetzt, so der Vorstand. Man wolle die Flüchtlinge als neue Nachbarn in Bayenthal willkommen heißen und plane etwa gemeinsame Kochabende.

Manifest der Urbanen Gärten verabschiedet

Bild: Die Vorstandsmitglieder Stefan Rahmann, Dorothea Hohengarten und Judith Levold mit dem von ihnen mitverfassten Manifest der Urbanen Gärten, das bereits rund 120 Unterzeichner aufweisen kann.

Unter dem Motto „Die Stadt ist unser Garten“ wurde beim bundesweiten Sommercamp der urbanen Gärtner im September 2014 in Nürnberg einstimmig ein Manifest verabschiedet. An der Redaktion war NeuLand – zusammen mit vier weiteren Gärten maßgeblich beteiligt. NeuLand ist damit auch Erstunterzeichner des Manifests für Urban Gardening. Kernpunkte des Manifests sind die Forderung, innerstädtische Freiräume zu bewahren sowie das Selbstverständis des urbanen Gartens als Mittler zwischen Stadt und Land und Ort für Umweltbildung. Außerdem enthält das Manifest die Forderung, dass gemeinschaftliches, non-kommerzielles Gätnern als fest in der Stadtplanung verankert werden soll.

Neuer Film und Expo 2015-Auftritt

Auf Anfrage des Ernährungs-Informationsdienstes aid aus Bonn ist unter dem Titel „NeuLand – hier findet Garten Stadt“ ein Film entstanden, der ab sofort auf dem NeuLand-eigenen Youtube-Kanal zu sehen ist. Darüber hinaus wird NeuLand zusammen mit weiteren Vertretern des Urban Gardening im deutschen Pavillon auf der „Expo 2015“, die im Mai in Mailand startet, zu sehen sein.
 

Nähere Informationen, auch zum nächsten Info-Tag des Vereins am 22. März finden Sie auf der neu gestalteten Website von NeuLand.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Rund 50 solcher Beetkisten im Gemeinschaftsgarten von NeuLand sollen demnächst privat bewirtschaftet werden können.