Duisburg | aktualisiert | Die nordrhein-westfälischen Grünen haben ihre Führungsspitze mit großer Mehrheit wiedergewählt. Auf dem Landesparteitag in Duisburg erhielt die bisherige Parteivorsitzende Monika Düker 81,43 Prozent der Stimmen. Für den Co-Vorsitzenden Sven Lehmann votierten am Samstag 90,98 Prozent der Delegierten. Die Doppelspitze ist seit zwei Jahren im Amt und hatte keine Gegenkandidaten. Die Grünen konnten selbst nach 13 Wahlgängen einen Vorstandsposten nicht besetzen.

20:56 Uhr > NRW-Grüne liefern sich Wahlkrimi – Spitzenposition bleibt nach 13 ergebnislosen Wahlgängen unbesetzt

Eklat beim Landesparteitag der nordrhein-westfälischen Grünen: Die Vorstandswahl in Duisburg musste am Samstag überraschend abgebrochen werden, da für einen vakanten Sitz in dem Gremium auch nach 13 Wahlgängen kein Kandidat gefunden werden konnte. Im letzten Wahlgang fiel sogar Fraktionschef Reiner Priggen, der sich spontan aufstellen lassen hatte, durch. Am Ende blieb die Spitzenposition unbesetzt.
Die Wahlen zum Landesvorstand schienen zunächst eine Formsache zu sein. Statt der bisherigen acht Mitglieder sollte das Gremium künftig mit 20 Parteianhängern besetzt werden. Die beiden Landesvorsitzenden Monika Düker und Sven Lehmann erhielten am Vormittag große Mehrheiten. Auch die Wahlen der politischen Geschäftsführerin und des Schatzmeisters verliefen problemlos. Zu vergeben waren dann noch die 16 weiteren Plätze, die paritätisch an Frauen und Männer verteilt werden sollten. Alle acht weiblichen Kandidaten erhielten im ersten Wahlgang die nötige Mehrheit.
Für die acht männlichen Vorstandssitze gab es allerdings 19 Bewerber. In deren erstem Wahlgang konnte nur der Europaabgeordnete Sven Giegold eine Mehrheit auf sich verbuchen. Im dritten Wahlgang erreichte dann ein zweiter Kandidat das erforderliche Quorum. Bis zum fünften Wahlgang konnten sieben von acht Plätzen vergeben werden. Danach lieferten sich die Grünen einen regelrechten Wahlkrimi. Mehrere Bewerber zogen in den darauf folgenden Wahlgängen ihre Kandidaturen zurück, andere stellten neue Kandidaturen. Niemand konnte allerdings mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Aufgrund zahlreicher Enthaltungen und Neinstimmen gab es sogar bei zwei verbleibenden Kandidaten keine Mehrheit.
Im 13. Wahlgang stellte sich dann Fraktionschef Priggen überraschend auf. „Ich wollte das eigentlich nicht“, sagte er. Es sei allerdings der „eindringliche Wunsch“ zahlreicher Parteimitglieder, nun endgültig einen handlungsfähigen Landesvorstand aufzustellen. Priggen konnte den Verdruss der Delegierten über den Wahlmarathon aber nicht auflösen. Nur 122 von 253 Stimmen entfielen auf ihn, 103 Grüne stimmten mit Nein, 28 Delegierte enthielten sich. Mit Entsetzten und Kopfschütteln reagierten viele Grüne auf das Ergebnis. Zum Ende beschloss der Parteitag dann mit großer Mehrheit, den 20. Vorstandsplatz vorerst freizulassen. Parteichef Sven Lehmann bezeichnete den Wahlverlauf als „sehr bedauerlich“. Der freie Vorstandssitz soll nun erst auf dem nächsten Parteitag besetzt werden.

13:56 Uhr > Im Laufe des Tages sollen noch die weiteren Vorstandsmitglieder gewählt werden. Statt der bislang acht Mitglieder wird das Gremium auf 20 Grüne erweitert. Die Partei will damit entsprechend ihres Mitgliederzuwachses der letzten Jahre ihre Struktur anpassen. Für einen Sitz im Vorstand kandidiert unter anderem die stellvertretende Bundestagsfraktionschefin Bärbel Höhn.

Am Freitag hatten die Grünen zu Beginn des Parteitages bereits den mit der SPD ausgehandelten Koalitionsvertrag fast einstimmig verabschiedet.

Der alte und neue Vorsitzende der NRW-Grünen Lehmann

– Sven Lehmann wurde am 4. Dezember 1979 in Troisdorf geboren
– Nach dem Abitur 1999 studierte er zunächst Germanistik, Romanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Kurze Zeit später wechselte er das Fach und studierte Politische Wissenschaften, Pädagogik und Französisch
– 1999 trat Lehmann den Grünen bei
– Von 2002 bis 2005 war er Sprecher der Grünen Jugend in NRW
– Seit 2006 ist Lehmann Mitglied des Landesvorstandes
– 2010 wurde er mit 88,4 Prozent zum Landesvorsitzenden gewählt

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Die alte und neue Vorsitzende der NRW-Grünen Düker

– Monika Düker wurde am 23. April 1963 in Höxter geboren
– nach ihrem Abitur begann sie 1982 zunächst ein Jura-Studium an der Universität in Göttingen. Ein Jahr später wechselte sie an die Düsseldorfer Fachhochschule und studierte bis 1987 Sozialpädagogik
– seit 1989 ist Düker Mitglied bei den Grünen
– von 1996 bis 1999 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Landtagsfraktion der Grünen
– seit 2000 ist Düker Landtagsabgeordnete
– ihre politischen Schwerpunkte sind die Innen-, Rechts- und Flüchtlingspolitik
– 2010 wurde Düker mit 61,4 Prozent zur Landesvorsitzenden der NRW-Grünen gewählt

Autor: Christian Wolf, dapd | Foto: Tim Schulz/dapd
Foto: Die Vorsitzenden des Landesvorstandes von Bündnis 90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen, Monika Düker und Sven Lehmann, posieren am Samstag (16.06.12) auf dem Landesparteitag ihrer Partei in Duisburg nach ihrer Wiederwahl.