Köln | NRW-Innenminister Ralf Jäger stellte heute eine Studie zum Thema „Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten“ vor. 18.443 Polizistinnen und Polizisten hatten sich an der Studie beteiligt. Dies entspricht fast die Hälfte aller Polizeibeamten in NRW. Knapp 80 Prozent der Polizisten mit Bürgerkontakten schilderten dabei Gewalterfahrungen im untersuchten Zeitraum 2011.

„Das ist zu viel. Hier muss mehr getan werden. Wir wollen Einsatzkräfte vor Gewalt zu schützen. Außerdem brauchen sie Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten“, so Innenminister Jäger. Die geschilderten Angriffe reichten dabei von Pöbeleien bis zu tätlichen Angriffen, von Attacken mit Fäusten und Messern bis hin zu immer wiederkehrenden Beleidigungen und Provokationen, so Jäger. Und das seien keine Einzelfälle. Das sei nur zu oft erschreckender Alltag für Polizisten. Über diese Entwicklung werde auch auf der Innenministerkonferenz am kommenden Freitag in Osnabrück gesprochen, so Jäger.

Die Studie zeige, so das NRW-Innenministerium, dass die Gewaltbelastung in einigen Organisationsein­heiten der Polizei besonders hoch ist. Dazu gehörten der Wachdienst und die Bereitschaftspolizei. Im Polizeigewahrsamsdienst hatten bei­spielsweise über drei Viertel der Befragten mindestens einen tätlichen Angriff im Jahr 2011 erlebt. Die von vielen geschilderte Konsequenz: anhaltende Schlafstörungen, überzogene Wachsamkeit oder ständige Reizbarkeit. „Mein Eindruck ist, dass Polizisten viel umfangreicher unter Gewalterfahrungen leiden als bisher bekannt“, so Jäger. Die Studie soll deswegen auch Handlungsempfehlungen geben, damit Polizisten in Zukunft besser mit den Belastungen umgehen können.

„Hier werden wesentlich mehr Belastungen erfasst als im landesweiten Lagebild. Der Arbeitsalltag von Polizisten ist sogar noch gefährlicher und stressiger als die nackten Zahlen es vermuten lassen“, so Jäger weiter. Für das Jahr 2012 sind laut Innenministerium insgesamt 5.982 Vorfälle verzeichnet, bei denen es zu Straftaten gegen Polizisten gekommen ist. Über 1.800 Polizisten wurden im Einsatz verletzt, 15 davon so schwer, dass sie mehrere Tage oder auch Wochen dienstunfähig waren.
 

Autor: dd