Köln | Die letzten Umgestaltungsmaßnahmen an der Kölner Neumarkt-Galerie sollen laut Center-Management voraussichtlich im Frühling 2014 vollständig abgeschlossen sein. Zeitgleich soll dann auch einer der neuen Hauptmieter, Primark, eröffnen. Report-k.de | Kölns Internetzeitung fragte in der Kölner Politik nach deren Meinung zu einer Ansiedlung des Unternehmens in der Kölner Innenstadt.

Die irische Modekette Primark steht immer wieder in diversen Medien in der Kritik. So wirft etwa die „Frankfurter Rundschau“ dem Label vor, bei jüngeren Konsumenten eine Art Wegwerf-Mentalität im Umgang mit Kleidung zu fördern. Nach Einschätzung von Experten, wie Hubertus Thiermeyer, dem Landesfachbereichsleiter Handel bei Verdi Bayer, der die Preispolitik kritisiert oder Björn Weber, Leiter der Deutschlandniederlassung des Handelsforschungsunternehmens Planet Retail, die die „Welt“ zitiert, lässt Primark die Kleidungsstücke unter „katastrophalen Arbeitsbedingungen“ produzieren. In seiner Verpflichtungserklärung „Ethical Trading“, dem Primark Verhaltenskodex, versichert das Unternehmen jedoch schriftlich auf seiner Homepage, bei der Produktion seiner Kleidung auf Nachhaltigkeit zu achten und die Konventionen der International Labour Organisation einzuhalten. Report-k.de | Kölns Internetzeitung bat die Kölner Politik um eine Stellungnahme zur Ansiedlung des Unternehmens in der Kölner Innenstadt.

Das sagen Kölner Politiker

Jörg van Geffen, Wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln

„Wir kennen viele Beispiele, wo das Spannungsverhältnis zwischen selbstverständlichen ethisch-moralischen Ansprüchen und dem legitimen und notwendigen Streben nach konkurrenzfähiger, wirtschaftlicher Betätigung strapaziert wird. Es ist ein Thema, das zu recht unter dauerhafte Beobachtung gehört, nicht erst jetzt aufgrund einer aktuellen Gewerbeansiedlung in Köln und auch nicht nur wegen der Firma Primark.

Eine gewisse Skepsis gegenüber den Herstellungs- und Vertriebsbedingungen bei äußerst preisgünstigen Produkten, insbesondere von Textilien, ist für uns Sozialdemokraten sehr wohl nachvollziehbar und wird von uns dem Grunde nach geteilt.

Im konkreten Fall der Primark-Filiale in der Neumarkt-Galerie begrüßen wir die Ansiedlung, nicht zuletzt mit Blick auf die neu geschaffenen Arbeitsplätze. Wir erwarten allerdings auch, dass Primark die angekündigten Verbesserungen hinsichtlich der Produktionsbedingungen umsetzt und den selbst formulierten Anforderungen in Fragen der Nachhaltigkeit gerecht wird.“

Thor Zimmermann, Ratsmitglied der Wählergruppe Deine Freunde im Rat der Stadt Köln

„Wenn Primark ernsthaft versuchen will, auch Verbraucher zu erreichen, die Wert auf fair hergestellte und fair gehandelte Textilien legen, sollte sich Primark um eine seriöse , anerkannte Zertifizierung bemühen. Dies scheint bislang nicht der Fall zu sein. Letztlich trägt der Konsument die Verantwortung dafür welche Maßstäbe er beim Einkauf setzt.“

Ulrich Breite, Fraktionsgeschäftsführer der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

„Für das Einzelhandelsunternehmen Primark gelten die gleichen gesetzlichen Anforderungen für die Ansiedlung wie für andere Einzelhandelsketten auch. So lange dem Unternehmen weder die Produktion noch der Handel ihrer Produkte in Deutschland verboten ist, sehen wir keine Grund oder Handhabung die Ansiedlung zu bewerten bzw. zu verbieten. Als Befürworter der sozialen Marktwirtschaft entscheidet für uns Liberale über Erfolg und Misserfolg einer Ansiedlung immer noch der Kunde, der mit seinem Kauf bzw. Nichtkauf eine Bewertung des Unternehmens vornimmt.“

Angefragt wurden auch die Freien Wähler, die Linke, die Grünen und die CDU im Rat der Stadt Köln, die jedoch keine Stellungnahme abgaben.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Die Neumarkt-Galerie am Kölner Neumarkt – hier soll im Frühjahr 2014 eine Primark-Filiale eröffnen.