"Neben der umfangreichen Tagesordnung mit Berichten und Themen aus der Arbeit des Integrationsbeauftragten, wie Ministerien und Behörden des Landes, wurde schwerpunktmäßig über die Kriminalitätsbelastung unter Spätaussiedlern diskutiert.

"Die Frage der Kriminalität unter Spätaussiedlern aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wird fälschlicherweise oft in den Mittelpunkt gerückt, wenn es um diese Gruppe geht. Mir ist jedoch keine fundierte Studie bekannt, die diesen Menschen eine überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung bescheinigt. Einige Studien zeigen sogar, dass die Kriminalität unterdurchschnittlich ist", sagte der Vorsitzende des Landesbeirats und Integrationsbeauftragter, Thomas Kufen. Erst kürzlich
veröffentlichte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Ergebnisse der Studie "Kriminalität von Spätaussiedlern", die zum gleichen Ergebnis kommt. "Vielmehr werden vereinzelte Fälle mit dem Hinweis auf die Täter mit diesem Hintergrund publiziert. Andererseits finden positive Beispiele nicht genügend Beachtung oder es wird nicht erwähnt, dass es sich um Angehörige dieser Gruppe handelt", so Thomas Kufen zur Erklärung dieser Situation.

Wichtig ist an dieser Stelle, die gelungene Integration des überwiegenden Teils der Spätaussiedler in die öffentliche Wahrnehmung zu tragen. Hierzu gehört auch eine gewisse Selbstverpflichtung aller Vertreter der Deutschen aus Russland in Nordrhein-Westfalen, gute Beispiele deutlicher herauszustellen, damit ein positiver Zusammenhang mit dem Begriff "Spätaussiedler" hergestellt werden kann. Der Landesbeirat beschloss deshalb, sich in diesem Jahr verstärkt der Imageverbesserung der Spätaussiedler in der Öffentlichkeit zu widmen. "Unser Anliegen ist klar: wir wollen die Bereicherung, die diese Menschen für unser Land darstellen, auch entsprechend mitteilen", ergänzte der Integrationsbeauftragte abschließend.

Die Vollversammlungen des Landesbeirates finden jährlich zweimal
unter Vorsitz des Integrationsbeauftragten statt und dienen der
Erörterung wichtiger Themen der Integration von Aussiedlerinnen und Aussiedlern. Insbesondere durch die Beteiligung anerkannter Experten sind sie zur Positionsbestimmung und Festlegung der künftigen Arbeitschwerpunkte ein wesentliches Instrument des Landesbeirates, der wichtige Impulse in seine Empfehlungen an die Landesregierung unmittelbar einfließen lässt."

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Minister Armin Laschet: Dialog mit dem Islam
ist unverzichtbar für erfolgreiche Integrationspolitik

Das Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration teilte heute mit:

""Wir brauchen den Dialog mit den Muslimen, denn der Dialog mit dem Islam ist ein zentraler Bestandteil der Integrationspolitik, zu dem es keine Alternative gibt", erklärte heute (13. März 2008) Integrationsminister Armin Laschet in Düsseldorf. "Mit der Deutschen Islam-Konferenz, die zum dritten Mal in Berlin tagt, hat Bundesinnenminister Schäuble einen wichtigen, längerfristigen Verhandlungs- und Kommunikationsprozess zwischen dem deutschen Staat und Vertreterinnen und Vertretern der in Deutschland lebenden Muslime in Gang gesetzt."

Der Dialog mit dem Islam solle auch dazu beitragen, ein realistischeres Bild vom Islam in Deutschland zu erhalten, so Laschet während der Aktuellen Stunde im Landtag zum Thema "Interkulturellen Dialog weiterentwickeln – Ergebnisse der Gallup-Studie sorgfältig analysieren". Der Minister: "Noch immer verbinden viele Deutsche Fundamentalismus, Neigung zur Gewalt und Unterdrückung der Frau mit dem islamischen Glauben." Die jüngst vorgelegte globale Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Gallup "Who Speaks for Islam?
What a Billion Muslims Really Think" (zu deutsch: Wer spricht für den Islam? Was eine Milliarde Muslime wirklich denken) lasse andere
Schlüsse zu.

Demnach werden die westlich-demokratischen Werte von einer großen Mehrheit der muslimischen Menschen weltweit geteilt. Zwar müssten laut Gallup sieben Prozent der Muslime als "politisch radikalisiert" eingestuft werden, die überwiegende Mehrheit von 93 Prozent sei dagegen "politisch moderat". 85 Prozent der Befragten im Iran zum Beispiel sprechen sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau aus. Auch Parlamentarismus, Demokratie und technologischer Fortschritt finden breite Zustimmung.
An der wissenschaftlichen Untersuchung nahmen 50.000 Muslime über einen Zeitraum von sechs Jahren aus 35 Ländern teil, von denen die meisten eine muslimische Mehrheitsbevölkerung haben. Die Studie ist bisher nur in englischer Sprache erschienen.

Die Studie mache deutlich, so Laschet, dass man Muslime differenzierter wahrnehmen müsse. "Wir brauchen einen fruchtbaren und ernsthaften Dialog", sagte Laschet. "Die Ergebnisse der Gallup-Studie bestärken die Landesregierung in ihrem integrationspolitischen Ansatz, den interkulturellen Dialog nachhaltig weiter zu entwickeln. Muslime in Deutschland dürfen nicht zur stigmatisierten Minderheit werden, sie sind ein Teil unserer Gesellschaft. Das Verhältnis zwischen dem deutschen Staat und den hier lebenden Muslimen muss auf eine tragfähige Grundlage gestellt werden, um ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft, kultureller und religiöser Prägung zu ermöglichen. Nur so können wir gewaltbereiten Islamismus und Extremismus wirksam vorbeugen."

"Es ist falsch, den Islam geradezu reflexhaft mit Ehrenmorden, Zwangsehen oder Gewalttaten gleichzusetzen. Der gelebte Islam in Deutschland ist vielschichtiger", erklärte Laschet und betonte, dass die gemeinsame Grundlage der freiheitlichen Grundordnung unverhandelbar sei."

[fs; Quelle: Staatskanzlei NRW]