Düsseldorf | Eine Woche vor dem Landesparteitag der Piraten sind die künftigen Führungsposten der Partei heiß umkämpft. Allein für das Amt des Parteivorsitzenden bewerben sich bislang neun Piraten, wie aus der offiziellen Kandidatenliste im Internet hervorgeht. Dazu zählt auch der bisherige Parteivorsitzende Michele Marsching, der erneut antreten möchte. Eine Frau ist nicht unter den Bewerbern. Weitere Kandidaturen können in den kommenden Tagen noch folgen.

Der 33-jährige Marsching ist seit knapp anderthalb Jahren im Amt. Seit dem Wahlerfolg der Piraten bei der Landtagswahl im Mai sitzt der gelernte Softwareentwickler auch im Düsseldorfer Landtag. Dass Partei und Fraktion künftig eng zusammenarbeiten, sieht Marsching als wichtigste Aufgabe an. „Ich möchte nicht den Bruch zwischen Landesverband und Fraktion im Landtag riskieren“, schreibt er in seiner Bewerbung. Die Erfahrung aus der parlamentarischen Arbeit solle der Partei nicht entzogen werden. Sitze ein Mitglied der Fraktion auch im Landesvorstand, könne verhindert werden, „dass sich die beiden Welten nicht zu verschiedenen Welten entwickeln“.

Marsching selbst hält eine Trennung von Amt und Mandat für nicht nötig. Allerdings erwartet er auf dem Parteitag in Dortmund eine „starke Diskussion“ zu dem Thema, wie er der Nachrichtenagentur dapd sagte. Wenn sich eine Mehrheit für eine solche Regelung aussprechen sollte, werde er dies aber akzeptieren.

Auf dem Bundesparteitag der Piraten im April wurde ein Antrag auf Trennung von Amt und Mandat von den Delegierten abgelehnt. Laut Marsching ist aber unklar, ob dies auch der Stimmungslage im nordrhein-westfälischen Landesverband entspricht.

Den Großteil der acht anderen Bewerber bezeichnet Marsching als „fähige Leute“. Unter den Kandidaten ist zum Beispiel der 47-jährige Ralf Glörfeld, der bereits 2010 stellvertretender Parteivorsitzender war. Die meisten Bewerber sind langjährige Mitglieder bei den Piraten und engagieren sich in der Partei.

Mit Roy Siek bewirbt sich lediglich ein Neupirat um den Parteivorsitz. Der 43-Jährige ist erst seit ein paar Tagen bei den Piraten. Die Begründung für seine direkte Kandidatur bleibt vage: „Da muss endlich in einigen Bereichen der Politik endlich was geentert werden, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen!“

26 Kandidaten für Vorstand – 2 Frauen dabei

Neben dem Parteivorsitzenden wählen die Piraten ihren gesamten Landesvorstand neu. Der unbedingte Wille mancher Parteimitglieder, einen Führungsposten zu übernehmen, wird auch bei den anderen Kandidaturen sichtbar. Manche Piraten bewerben sich sogar auf den Parteivorsitz, den Stellvertreterposten und das Amt des politischen Geschäftsführers. Unter den insgesamt 26 Anwärtern auf einen Platz im Vorstand sind nur zwei Frauen.

Bislang bestand der Landesvorstand aus sieben Mitgliedern. Ein Antrag zum Parteitag fordert nun die Vergrößerung des Gremiums auf neun Piraten. Demnach soll es künftig zwei statt bislang einem stellvertretenden Vorsitzenden und drei Beisitzer geben.

Parteichef Marsching steht dem Vorschlag positiv gegenüber. „Ich finde den Antrag gut“, sagte er. Durch das rasante Wachstum der Partei seien die Aufgaben auch größer geworden und die Arbeit könne auf mehr Schultern verteilt werden.

Die Piraten treffen sich am kommenden Samstag und Sonntag (30. Juni und 1. Juli) in Dortmund. Bislang haben sich rund 150 Teilnehmer angemeldet. Da die Piraten anders als andere Parteien nicht über ein Delegiertensystem verfügen, kann jedes Parteimitglied an dem Treffen teilnehmen.

Der nordrhein-westfälische Landesverband wurde im Juni 2007 gegründet. Mittlerweile hat die Partei fast 5.800 Mitglieder. Mit 7,8 Prozent der Stimmen zogen die Polit-Neulinge im Mai erstmals in den Düsseldorfer Landtag ein und sind dort mit 20 Abgeordneten vertreten.

Autor: Christian Wolf, dapd