„Immer wieder berichten Leiter von Gedenkstätten, dass Lehrer Ausflüge mit der Klasse dorthin stornieren, weil sie sonst Unterrichtsausfall befürchten“, sagte Werner Jung nicht ohne Empörung. Der Leiter des NS-Dokumentationszentrums empfing heute NRW-Schulministerin Barbara Sommer, die sich über die Projekte von Schülern zum Jugend- und Schülergedenktag informierte. Schüler hatten sich in Projekten über die NS-Zeit schlau gemacht und ihre Ergebnisse unter anderem im Stadthaus in Deutz ausgestellt (den Bericht dazu finden Sie hier bei report-k.de >>>). „Ausflüge zu Gedenkstätten sind für uns Pädagogen außerschulische Lernorte. Dort findet Unterricht statt, wie ich ihn mir wünsche“, so die Ministerin. „Naürlich ist das dann kein Unterrichtsausfall.“

Schüler versetzten sich in die Opferrolle
Unter den Schülern, die heute ihre Eindrücke und Erkenntnisse mitteilten war auch Alexandra Hilgers. Die 18-Jährige machte bei einem Theaterprojekt an ihrem Stadtgymnasium in Porz mit. Der Ministerin trug sie mit der Theatergruppe „Abgelehnt“ Briefe und Buchpassagen vor. „In meinem Abschnitt lese ich vor, wie schwache Schüler durch die Teilnahme bei  der Hitlerjugend trotzdem versetzt werden konnten. Und dass, obwohl das gar nichts mit der Schulleistung zu tun hatte“, sagte Alexandra. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie die meisten diese Einstellung gutfanden.“ Auch Kajost Mahmut (19) und Victoria Pendyur von der Katharina-Henoth-Gesamtschule hatten sich in Theaterstücken mit dem Thema beschäftigt. „Ich habe in einem Stück einen Unterdrücker gespielt. Mich hat das sehr gerührt“, erzählte Victoria. Und Kajost konnte sich gut in die Opferrolle einfühlen: „Ich bin Kurdin. Meine Vorfahren wurden in der Türkei verfolgt und Kurden werden es dort noch immer. Ich konnte daher eine Beziehung zwischen meinem Volk und den Juden gut nachvollziehen.“

„Es ist noch nichts vorbei. Wir müssen darauf achten, dass es nicht noch mal anfängt “, sagte Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes, die eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart feststellte. „Wir in Köln haben ja zum Beispiel mit Pro Köln zu tun. Wir müssen darauf achten, was sie machen“, warnte Scho-Antwerpes die rund 30 anwesenden Schüler. „Wir wollen euch zu starken Persönlichkeiten entwickeln lassen. Wir setzen auf euch“, ermutigte Barbara Sommer die Jugendlichen.


Nadin Hüdaverdi für report-k.de / Kölns Internetzeitung