Denver | aktualisiert | US-Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney sind am Mittwochabend (Ortszeit) in der Universität von Denver zum ersten von drei Fernsehduellen vor der Präsidentschaftswahl zusammengetroffen. Dabei ging es um die Innenpolitik. Obama betonte überraschender Weise mehrfach gemeinsame Ziele, die er und sein Herausforderer teilten, argumentierte jedoch, Romney habe keinen schlüssigen Plan, beispielsweise zur Finanzierung von Steuersenkungen.

Romney warf Obama hingegen permanent vor, seine Absichten falsch darzustellen. Zudem hätten in den letzten Jahren viele Menschen ihre Arbeit verloren, immer mehr Menschen seien auf Essensmarken angewiesen, dies zeige das Versagen der Obama-Regierung. Obama konterte, seine Regierung habe Millionen neuer Jobs im Privatsektor geschaffen, auch die Automobilindustrie habe ihre schwerste Krise hinter sich.
Romney warf er vor, nur die Interessen der Wohlhabenden zu vertreten. „Bei Romney ist auch Donald Trump ein Kleinunternehmer“, so Obama. Romney sagte, sein Konzept zum Abbau des Staatsdefizits sei, die Ausgaben zu kürzen und gleichzeitig die Wirtschaft zu stimulieren.

Obama warf er hingegen vor, lediglich Steuern erhöhen zu wollen. Im Bereich Energiepolitik plädierte Romney dafür, das Land unabhängiger machen zu wollen. „Ich mag Kohle“, sagte der Herausforderer, „aber ich mag auch grüne Energie“, ergänzte er später.

Im Bereich Gesundheitspolitik stritten sich die Kontrahenten über Obamacare, das 2010 verabschiedete Gesetz, welches den Zugang zur Krankenversicherung für alle US-Amerikaner regelt. Das Modell funktioniere gut, sagte Obama und erinnerte daran, dass Romney als Gouverneur in Massachusetts ein ähnliches Gesetz durchgebracht habe. Romney erwiderte, Obamas Programm sei in dieser Form zu teuer, es schade Familien und habe Jobs gekostet. Zudem könne ein solches Gesetz nur auf Ebene der Bundesstaaten verabschiedet werden, die Regierung solle sich bei diesem Thema heraushalten, das gleiche gelte auch für die Bildungspolitik. Im Bereich Regierungshandeln stellte Romney seine Erfahrung als Gouverneur in Massachusetts heraus, damals habe er gut mit den politischen Kontrahenten zusammen gearbeitet. Er werde sich auch am ersten Tag nach seinem Amtsantritt mit den Demokraten zusammensetzen, damit die Probleme gemeinsam gelöst werden könnten. Obama sagte, er nehme gerne Ideen von allen Seiten an, sowohl von Demokraten als auch von den Republikanern. Manchmal sei es aber auch wichtig, „Nein“ zu sagen, manche politischen Kämpfe müssten durchgestanden werden.

Kommentatoren bewerteten die Auftritte wie üblich sehr unterschiedlich. Romney wurde jedoch überwiegend ein souveränes Auftreten bescheinigt, während bei Obama viele „Ähs“ und immer wieder Stottern verzeichnet wurde. Während Obama immer wieder versuchte, mit privaten Geschichten über seine Familie zu punkten, gelang es Romney vielfach besser, seine Positionen inhaltlich darzustellen, insbesondere zu Beginn der Debatte.

Umfrage: Romney gewinnt TV-Duell

Der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, Mitt Romney, hat nach einer Umfrage des US-Fernsehsenders CNN das erste TV-Duell mit Präsident Barack Obama am Mittwochabend (Ortszeit) klar gewonnen. 67 Prozent der Befragten erklärten unmittelbar nach der Debatte Romney zum Sieger, 25 Prozent fanden Obama überzeugender, acht Prozent konnten sich nicht festlegen. Befragt worden waren nur ins Wählerverzeichnis eingetragene US-Bürger, die die 90-minütige Debatte auch tatsächlich gesehen hatten.

Auch die meisten TV-Kommentatoren bewerteten das erste TV-Duell als Punktsieg für Romney. Dieser habe seine Inhalte besser rüberbringen können, während Obama vielfach unkonzentriert gewirkt habe. Insgesamt hatte sich Obama allerdings deutlich mehr Redezeit gegönnt. Er sprach in den 90 Minuten rund 42 Minuten, während Romney nur 38 Minuten zu Wort kam. Es werden in den kommenden Wochen noch zwei weitere Runden folgen.

Stimmen aus Deutschland

SPD-Außenpolitiker Erler: Obama war bei TV-Duell zu defensiv

Für den SPD-Außenpolitiker Gernot Erler ist US-Präsident Barack Obama im ersten TV-Duell mit seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney zu defensiv gewesen. Romney sei angriffslustiger gewesen als Obama, „der mir ein bisschen defensiv vorkam“, erklärte Erler am Donnerstag im „Deutschlandfunk“. Der US-Präsident habe angespannt und müde gewirkt, so der SPD-Außenexperte weiter, der die Bedeutung des ersten TV-Duells jedoch nicht überbewerten wollte. „Ich würde doch bezweifeln, dass das ein sogenannter Game Changer ist“, betonte Erler.

Autor: dts