Jerusalem | aktualisiert | Der ehemalige israelische Präsident Shimon Peres ist tot. Er sei am Mittwochmorgen in einem Krankenhaus bei Tel Aviv verstorben, teilte seine Familie mit. Der 93-Jährige hatte vor zwei Wochen einen schweren Schlaganfall erlitten.

Peres war von 2007 bis 2014 Staatspräsident Israels, zudem war er von 1984 bis 1986 sowie von 1995 bis 1996 Regierungschef des Landes. „Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren“, erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. „Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen.“

Peres plädierte vor seinem Tod für Zwei-Staaten-Lösung

Kurz vor seinem Tod hat Friedensnobelpreisträger Schimon Peres nochmals eindringlich für die Zwei-Staaten-Lösung plädiert, um den israelisch-palästinensischen Konflikt zu beenden. Sie sei „der einzige Weg, um hier dem Terror und der Gewalt ein Ende zu setzen“, sagte Peres dem „Handelsblatt“. Der an diesem Mittwoch verstorbene Peres hatte 1993 als Außenminister zusammen mit dem damaligen Premier Jitzhak Rabin ein israelisches Tabu gebrochen und mit Palästinenserführer Jassir Arafat den Friedensprozess eingeleitet.

Er wisse, dass es im Gegensatz zur derzeitigen israelischen Regierung „Israelis gibt, die den Frieden wollen. Und glauben Sie nicht, dass Regierungen auf immer und ewig gewählt sind“. Peres blieb bis ans Ende seiner Tage optimistisch und sagte: „Wir müssen die Zukunft erträumen.“

Niemand könne sich „der Logik der Geschichte entziehen“, sagte Peres, der seit den 1950er Jahren die Politik des Landes wesentlich geprägt hat. Wenn ein Land „wirklich groß und bedeutend werden will, muss es sich von der Vergangenheit lösen.“ Zur Linderung des Flüchtlingsproblems schlug Peres vor, Industrien aufzubauen statt Flüchtlingslager zu errichten.

Wichtig sei die Förderung der High-Tech-Industrie, die „weder Grenzen noch Flaggen kennt.“ Deshalb diene sie dem Abbau von Konflikten. „Dank der Wissenschaft kann man reich werden, ohne dass ein anderer dadurch arm wird.“

Die Ökonomie müsse deshalb ins neue Zeitalter geführt werden: „Bisher war sie auf die Nation bezogen und politisch. Aber das alte Management ist bankrott. Richtungsweisend sind jetzt globale Firmen.“

Merkel würdigt Peres als großen Staatsmann

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres als großen Staatsmann gewürdigt. „Wir trauern mit dem israelischen Volk und der Familie von Shimon Peres um diesen großen Verlust“, so Merkel in einem Kondolenztelegramm an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. „In all seinen Ämtern setzte sich Shimon Peres mit seiner ganzen Kraft für die Sicherheit, die Freiheit und die Entwicklung des Staates Israel ein. Unermüdlich arbeitete er allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt“, so die Bundeskanzlerin weiter. „Er war zutiefst davon überzeugt, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können. Seine Vision für einen tragfähigen Frieden im Nahen Osten trug maßgeblich zum Friedensschluss von Oslo bei, wofür Shimon Peres zusammen mit Yitzak Rabin und Jassir Arafat 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Verwirklichung seines Traumes zu erleben, ist ihm und uns bis heute versagt geblieben“, schrieb Merkel. „Weiter dafür zu arbeiten – das ist sein Vermächtnis und unsere Verpflichtung.“ Peres war am Mittwochmorgen im Alter von 93 Jahren gestorben.

Autor: dts