(ots) "Wenn die Passagiere einsteigen, ist der Bus frisch gewaschen und der Fahrer trägt ein sauberes Hemd mit Krawatte – nichts stört das trügerische Bild vom sicheren Verkehrsmittel" schildert Christoph Gontermann den Beginn einer Reise in einem maroden Bus. Gontermann ist einer von elf Polizisten, die sich bei der Verkehrsinspektion 3 der Kölner Polizei auf die Überwachung des Schwerlastverkehrs spezialisiert haben. Dazu gehören auch Buskontrollen. "Die Erfahrung lehrt uns, dass man den technischen Zustand eines Busses nicht nach seinem äußeren Erscheinungsbild beurteilen darf", sagt der 50-Jahre alte Verkehrsexperte – "dem Laien bleibt nur blindes Vertrauen oder ein Anruf bei der Polizei". Die Direktion Verkehr bietet mit der Aktion "beruhigt unterwegs sein (b.u.s.)" seit Oktober 2004 nämlich den Service, den gecharterten Bus vor Reiseantritt von Polizisten untersuchen zu lassen. "Bislang haben Reisende von diesem Angebot 124 Mal Gebrauch gemacht", so der zuständige Koordinator beim Verkehrskommissariat 12.


Auf Schäden wie diese stieß der Berater beim Überprüfen der Busse

Lochfraß und überladene Anhänger
Zurück zur Autobahn. Durchgerostete Fahrwerke, wirkungslose Bremsanlagen, defekter Federungen, ausgeschlagene Lenkungen, die Liste der Mängel ist groß. Nicht selten müssen die Reisenden auf den Raststätten im Kölner Umland eine unfreiwillige Pause einlegen und auf einen Ersatzbus warten. Ein solcher Stopp ist ärgerlich – dient aber letzten Endes der persönlichen Sicherheit der Passagiere. Diese nehmen es oft mit Gelassenheit, wie so manches Konzert belegt, das betroffene Orchester und Chöre bereits auf Autobahnraststätten gegeben haben. Auch gestern haben Gontermann und sein Streifenkollege wieder ihr Gespür unter Beweis gestellt. Ein Bus mit Anhänger, den sie auf dem Rastplatz Logebachtal an der A 3 kontrollierten, war so verkehrsunsicher, dass er nur noch am Schlepphaken die Weiterfahrt zum TÜV und von dort zu einer Fachwerkstatt antreten durfte. Die Musiker einer Band, die auf dem Weg zu einem Konzert nach Köln waren, mussten umsteigen.

Die Liste der Mängel:

– Komplettausfall der Bremsanlage des Anhängers – Überladung des Anhängers um 30 Prozent – Defekte und ausgeschlagene Lenkung des Reisebusses – Komplett durchgefaulter Rahmen (Lochfraß) – Gebrochene und korrodierte Hinterachslenkung

Die Abweichung der laut Tachoscheibe gefahrenen Geschwindigkeit von der tatsächlichen Geschwindigkeit konnten die Beamten auch schnell klären – Manipulation durch Einlegen falscher Tachoscheiben. Gegen die beiden deutschen Fahrer sowie den österreichischen Halter des Busses wurden entsprechende Anzeigen gefertigt. Nach Erkenntnissen der Polizei soll das Konzert mit leichter Verspätung begonnen haben.

[nh; Quelle: ots]