Pädagogische Betreuung für junge Straftäter
Das bundesweit einmalige Programm „Kurve kriegen“ der NRW-Polizei startet jetzt mit der konkreten Arbeit gegen Jugendkriminalität. Die vorgesehenen pädagogischen Fachkräfte sind gerade ausgewählt worden, teilte heute die Landesregierung mit. Sie werden in den nächsten Tagen die Teams der Polizei verstärken. „Mit dem Programm wollen wir verhindern, dass gefährdete Kinder und Jugendliche zu Intensivstraftätern werden. Sie sollen möglichst früh Hilfe und Unterstützung bekommen“, erklärte Innenminister Ralf Jäger. Neben sechs weiteren Standorten wird die Initiative auch in Köln umgesetzt.

Vor Ort soll die Polizei künftig eng mit der Kommune und pädagogischen Fachkräften zusammen arbeiten. Teams aus Polizeibeamten und Pädagogen sollen sich dann um strafunmündige Kinder kümmern, die etwa innerhalb der letzten zwölf Monate durch eine Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte aufgefallen sind. Auf jede Straftat soll unverzüglich eine pädagogische Maßnahme folgen. Dafür gibt es in Absprache mit den Jugendämtern Angebote – vom sozialen Training bis hin zur intensiv pädagogischen Betreuung in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. „Die Teams beziehen die Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen mit ein. Sie spielen eine entscheidende Rolle“, erläuterte Jäger. Die intensive Betreuung soll mindestens zwei Jahre dauern. Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe sowie therapeutische Hilfen erfolgen wie bisher über das zuständige Jugendamt.

30.000 Straftaten von Kindern pro Jahr
Das Konzept basiert auf den Erkenntnissen der Enquetekommission „Prävention“, die im vergangenen Jahr dem Landtag NRW ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. Sind die Lebensumstände eines Kindes von Gewalt geprägt, spiegelt sich dies  laut der Studie in seinem Verhalten. Schlägt es beim kleinsten Anlass zu, könne es beispielsweise durch ein Coolness-Training lernen, sich nicht provozieren zu lassen. Neben akuten Maßnahmen sind auch präventive Maßnahmen wie beispielsweise Lernhilfen, Sprach- oder Sportkurse vorgesehen. Im vergangenen Jahr gab es in NRW 3.969 mehrfachtatverdächtige Kinder und Jugendliche, die rund 30.000 Straftaten begangen haben. Damit verübten sechs Prozent der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen fast ein Drittel aller Straftaten ihrer Altersgruppe.

[cs]