Die Zahlen die Roswitha Stock, Vorsitzende der Agentur für Arbeit, heute vorlegte, fielen erfreulich aus. Insgesamt seien 6.925 Ausbildungsstellen gemeldet worden. Damit wurde der Vorjahreswert um 5,9 Prozent übertroffen. Dies entspricht einem Zuwachs von 387 Stellen. Auch die Industrie- und Handwerkskammer Köln (IHK) kann ein Plus von 4,2 Prozent vorweisen. Bei der Handwerkskammer Köln sind es gar 10,2 Prozent oder 231 neu gemeldete Ausbildungsverträge. Dies sei ein deutliches Signal, dass die Unternehmen die Jugendlichen früh binden, um so dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, wie Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK, betonte. Nichts desto trotz gibt es zahlreiche Herausforderungen für die Ausbildungsbetriebe.

Viele unbesetzte Stellen
Denn auch bei den unbesetzten Ausbildungsplätzen nimmt die Zahl zu. Bis zum Ende des Ausbildungsjahres am 30. September 2011, lag die Zahl der gemeldeten Stellen bei 383. Das sind 173 mehr als im letzten Jahr. Es gebe unter anderem einen hohen Bedarf an Auszubildenden in den Bereichen Gastronomie, Handwerk und Einzelhandel, sagte Stock. Zwar gelänge es viele Plätze kurzfristig zu vermitteln, aber einige Stellen dürften wohl unbesetzt bleiben. Daneben gebe es 163 Jugendliche, die in diesem Jahr noch ohne Ausbildungsplatz geblieben sind. Von diesen befinden sich nach Stock aber noch einige in der „Warteschleife“ und können auf eine Stelle hoffen.

Betriebe bemühen sich um Nachwuchskräfte
Die Ursachen für die Zunahme ausbleibender Stellen sind vielfältig. So lag die Zahl der „Altbewerber“, die ihren Schulabschluss nicht im selben Jahr gemacht haben, erneut bei über 50 Prozent. Das Bedürfnis nach dem Abschluss eine weiterführende Schule zu besuchen nehme deutlich zu. Doch das ist nicht immer von Vorteil. Oft sei der Besuch einer Kollegschule schlicht ein verschenktes Jahr, sagte Ferger. Auch Dr. Stefan Harbich, der die Bilanz der Handwerkskammer Köln vorstellte, betonte, dass trotz der guten Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt neue Maßnahmen notwendig seien, um den Antritt einer Lehrstelle für junge Menschen interessant zu machen.

Die Handwerkskammer bemüht sich daher darum, verstärkt Abiturienten zu erreichen und ihnen die Vorteile und unterschiedlichen Möglichkeiten der Ausbildungsberufe zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde das Internetportal abi-rheinland.de ins Leben gerufen (Report-k.de berichtete) und ein verstärkter Kontakt zu den Schulen gesucht. Denn auch Berufsfelder, die in der Vergangenheit bevorzugt von Abiturienten besetzt waren wie etwa Zahntechniker oder Augenoptiker, haben nach Harbich Nachwuchssorgen.

Ausbildung zum Anfassen – Praktika als erfolgreicher Einstieg
Für Jugendliche, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, bieten Praktika eine Möglichkeit Berufe kennen zu lernen und vielleicht sogar ihre Ausbildung in den Betrieben zu absolvieren. Damit hat Tischlermeister Georg Fröhlingsdorf, Inhaber der Tischlerei NIK. Freund, gute Erfahrungen gemacht. Die Jugendlichen könnten sich damit beweisen. „Wenn sie dann Lust und Interesse haben, bleiben sie hängen.“, sagte er. In seinem Betrieb sind mehrwöchige Schul-, aber auch Berufsbegleitende Praktika möglich. „Der Praktikant hat es letztendlich selbst in der Hand“, betonte Fröhlingsdorf. Zeige er persönlichen Einsatz und sei stets pünktlich, seien die wichtigsten Eigenschaften vorhanden.

Dies bestätigte auch sein Auszubildender Marko Matthias. Er befindet sich im zweiten Jahr seiner Lehre und bereut die Entscheidung für das Handwerk nicht. Zwar müsse er viel lernen, doch erhalte er auch ausreichend Unterstützung, etwa in der Berufsschule. Die Agentur für Arbeit bietet Lehrlingen, die Schwierigkeiten haben, besondere Angebote an. Dazu zählen zum Beispiel wöchentliche Nachhilfestunden. Auf diese Weise sollen Defizite im schulischen oder sprachlichen Bereich verbessert werden und Azubi und Betrieb für eine erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung begleitet werden. Die angebotenen 700 Plätze seien alle besetzt und spiegelten die große Resonanz solcher Hilfen wieder, sagte Stock.

Einen zweiten Blick riskieren
Die Unternehmen sollen nach Ansicht von Stock bereit sein, einen zweiten Blick auf die Bewerber zu werfen. So könne praktisches Talent entdeckt werden, auch wenn das Zeugnis vielleicht Mängel aufweise. Gerade solche Auszubildende zeigten anschließenden besonderen Ehrgeiz. Dies konnte auch Georg Fröhlingsdorf bestätigten. Einer seiner Angestellten hatte ursprünglich große Sprachprobleme, bewährte sich aber, nachdem er eine Chance erhalten hatte. Der aus Russland stammende Mann, arbeitet nun seit knapp 20 Jahren in der Tischlerei.             

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