3.000 bis 4.000 geschädigte Kinder pro Jahr
Jährlich werden in Deutschland 3.000 bis 4.000 durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft geschädigte Kinder geboren. Die Dunkelziffer liegt wohlmöglich im dreifachen Bereich. Prof. Dr. Tanja Hoff, Projektleiterin des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) an der Katholischen Hochschule NRW (KatHO), behauptet, dass 14 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft Alkohol zumindest gelegentlich konsumieren würden. Ein Prozent mache dies regelmäßig. „Bereits ein Glas kann problematisch werden“, warnte heute Brigitte Münzel, Projektleiterin beim Sozialdienst katholische Männer (SKM). Das Gefährliche daran sei, dass Studien keine eindeutigen Schlüsse darüber zuließen.

Kinder mit fetalem Alkoholsyndrom (FAS) leiden ein Leben lang unter den Folgen des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft ihrer Mütter. Minderwuchs, Kleinköpfigkeit, organische Schäden, geistige und motorische Entwicklungsstörungen, geistige und körperliche Behinderungen sind einige Folgen, die auftreten können. Das besonders Tragische daran sei für Hoff die Tatsache, dass es sich um „absolut vermeidbare Entwicklungsstörungen“ handele.

Neues Projekt möchte Zusammenarbeit intensivieren
Das nun beginnende bundesweite Modellprojekt „Neue Präventionsansätze zur Vermeidung und Reduzierung von Suchtmittelkonsum in Schwangerschaft und Stillzeit“, mit dem sich der SKM, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und die KatHO bei einer Ausschreibung beteiligt hatten und ausgewählt wurden, wird nun für ein Jahr vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Zwar gibt es in Köln bereits ein gut ausgebautes Hilfesystem, allerdings arbeiten die Systeme Schwangerschafts- und Suchtberatungsstellen – wenn überhaupt – nur eingeschränkt zusammen. Das Ziel des Projekts ist nicht ein Einsetzen bei der Betreuung  des Kindes, sondern vor und während der Schwangerschaft.


Brigitte Münzel (SKM), Fritz Papenbrock (SKM), Monika Kleine (SkF), Prof. Dr. Tanja Hoff (KatHO).

Dies möchten die Projektleiter nun zielgerichtet ändern. Deshalb möchte der SkF als Schwangerschaftsberatungsstelle zukünftig eng mit dem SKM als Suchthilfeeinrichtung zusammenarbeiten. „Während der Schwangerschaft sind Frauen besonders motiviert, in ihrem Leben etwas zu ändern“, weiß Monika Kleine, Geschäftsführerin des SkF. In den letzten Wochen habe man die Mitarbeiter besonders darin geschult, wie man während der Schwangerschaftsberatung die Frauen auf dieses hochsensible Thema anspricht, ohne eine direkte Abwehrhaltung bei ihnen hervorzurufen. Mittels Fragebogen sollen problematische Fälle sichtbar gemacht werden und diese umgehend in die Beratungseinrichtungen des SKM vermittelt werden.

Dort, so Fritz Papenbrock, Fachbereichsleiter Sucht und Aidshilfe beim SKM, entscheidet man gemeinsam mit den Betroffenen, „welche Hilfen notwendig und gewünscht sind.“ Die Aufgabe sei den Konsum zu reduzieren oder einzustellen, nicht zu verteufeln oder ein schlechtes Gewissen zu machen.

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung; Foto: Fotolia wibaimages