Köln | aktualisiert | Am Donnerstag Nachmittag tagte der Stadtentwicklungsausschuss im Kölner Rathaus. Ein Punkt auf der Tagesordnung war dabei die Änderung des Flächennutzungsplanes für das Areal „Euroforum Nord“ in Köln-Mülheim. Davon direkt betroffen: das „Gebäude 9“ samt Kunst- und Gewerbehof. Im Vorfeld der Sitzung hatten sich Vertreter Kunst- und Gewerbehofes sowie der Initiative „Rettet Mülheim 2020 – Rettet unsere Veedel“ (RuV) vor dem Rathaus versammelt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und für den Erhalt des Kunst- und Gewerbehofs zu demonstrieren.

Über 250 Menschen, Gewerbetreibende, Künstler und Handwerker wären vom Abriss des Hofs betroffen, so Gabriele Seifert von der ebenfalls auf dem Areal an der Deutz-Mülheimer Straße angesiedelten  Ateliergemeinschaft „Kunstetage Deutz“. Sie betont die Bedeutung des Kunst- und Gewerbehofs für Mülheim und Köln. Die Hofgemeinschaft habe seit mehr als 20 Jahren für einen kulturellen Ort in Köln gekämpft, ihn erhalten und aufgebaut. Dieser solle jetzt einem Wohnviertel weichen, welches dann direkt neben der Autobahn der Zoobrücke enstehe. Für sie und auch andere Vertreter der Hofgemeinschaft ein eher fragwürdiger Ort, um Familien mit Kindern anzusiedeln, sei es durch die Feinstaubbelastung durch den Autoverkehr über die Brücke, der Lärmbelastung im Niederfrequenzbereich oder aufgrund der Tatsache, dass der Boden wegen der ehemaligen industriellen Nutzung kontaminiert sei.

Der Hof ist laut seiner aktuellen Nutzer in seiner Gesamtheit gefährdet. Einzig das Atelierhaus „KunstWerk“, sei durch einen Erbpachtvertrag mit einer Laufzeit von noch rund 20 Jahren in seinem Bestand gesichert, die restlichen Mieter hätten nur bis zum Ende des Jahres 2014 Mietsicherheit. So ist es in einer Erklärung auf der Website des „Gebäude 9“ zu lesen.

Ebenfalls im Vorfeld des Stadtentwicklungsausschusses sprach report-k.de mit Pablo Geller, Betreiber des „Gebäude 9“, der sich einen Dialog mit der Stadt und dem Investor des „Euroforum Nord“ wünscht.

report-k.de: Herr Geller, warum ist das „Gebäude 9“ an seinem jetzigen Standort so wichtig?

Geller: Das Gebäude 9 ist Teil des Kunst- und Gewerbehofs. Dieser ist ein historisches Industrie-Ensemble, das in seiner Geschlossenheit einmalig ist in Köln, wo viele solcher ehemaligen Industrie-Areale, die eine Stadt wirklich beleben, einfach abgeräumt werden. Siehe Clouth-Werke in Nippes und andere Beispiele. Man muss hier betonen – und das ist in der bisherigen Berichterstattung untergegangen: Das Gebäude 9 ist Teil des Kunst- und Gewerbehofes. Da gibt es Kunsthandwerksbetriebe, da gibt es Gewerbebetriebe – also eine Mischung, die andere Städte anzusiedeln versuchen. Die würden sich die Finger danach lecken. Und die Stadt Köln muss endlich anfangen, dass Potenzial dahinter zu erkennen.

Dieser Hof muss weiter entwickelt werden. Dort gibt es zur Zeit über 4.500 Quadratmeter Leerstand seit 20 Jahren. Und das „Gebäude 9“ hat natürlich auch eine Leuchtturmfunktion, dadurch dass wir einer der bekanntesten Musik-Clubs Deutschlands sind. Diese Pläne, die so unbedacht verabschiedet wurden, haben eine Welle des Entsetzens ausgelöst. Die haben Leute mobilisiert, die gesehen haben, dass man ihnen ein Stück Identität, ein Stück Stadt und auch urbane Qualität nimmt. Und deshalb setzen sie sich für das „Gebäude 9“ und für diesen Hof ein.

Wäre das „Gebäude 9“ an einer anderen Stelle in dieser Form denkbar?

Das Gebäude ist in diesen Hof hineingewachsen und damit gewachsen und deshalb, wie viele andere Veranstaltungsorte in seiner spezifischen Struktur und seinem spezifischen Habitus nur auf so einem Hof vorstellbar. Es ist ganz schwer vorstellbar und auch nur die allerletzte Alternative für uns, umzuziehen. Wir müssen auf diesem Hof bleiben und wollen auch, dass der Kunst- und Gewerbehof als Ganzes erhalten bleibt. Dass vielleicht nicht immer alle Mieter in derselben Konstellation konserviert bleiben können ist klar. Der Hof als kultureller Platz jedoch ist es wert, erhalten zu werden.

Herr Geller, vielen Dank für das Interview.

Autor: Daniel Deininger | Foto: mapz.com
Foto: Das Areal des „Kunst- und Gewerbehofs“ in Köln-Mülheim (Karte: www.mapz.com)