Köln | Nach dem Baustellendesaster im neuen Opernquartier am Offenbachplatz wird die Suche nach einer Interim-Spielstätte für die Kölner Oper immer dringlicher. Am Donnerstag soll der Rat darüber entscheiden, am gleichen Tag tritt vorab auch der Bühnenausschuss der Stadt zusammen. Eine Vorlage der Verwaltung favorisiert das Staatenhaus in Deutz, das als Übergangslösung auch von Opernintendantin Birgit Meyer gewünscht wird.

Als Alternative stehen die MMC-Studios in Ossendorf zur Debatte. Ziel ist bei beiden Interims, nach zwei Monaten Umbauzeit die neue Saison wie geplant im November zu eröffnen. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Interimslösung wegen der zusätzlich aufgetretenen Probleme an der Baustelle zwei Spielzeiten umfassen könnte.

Das würde für Ossendorf Gesamtkosten (inklusive Mehrkosten für das Schauspiel) von 17,8 Millionen Euro bedeuten, was 900 000 Euro günstiger wäre als das Staatenhaus. Dort rechnet man bei einer kalkulierten Auslastung von 88 Prozent für die Spielzeit 2015/16 mit Einnahmen in Höhe von 2,15 Millionen Euro. In den MMC-Studios wird bei einer Auslastung von 75 Prozent im gleichen Zeitraum mit Einnahmen in Höhe von 1,4 Millionen Euro gerechnet.
Während das Staatenhaus zentral in der Stadt liegt, wird bei den MMC-Studios von einer Randlage gesprochen, die erst nach 30 Minuten von der Stadtmitte aus erreicht werden kann.

Ist die Vorlage der Verwaltung schöngerechnet?

Im Staatenhaus sind zwei Spielstätten mit je 800 Zuschauern sowie eine kleine Bühne mit 200 Plätzen eingeplant. Bei den MMC-Studios wären das in der Halle 53 laut Verwaltung 800 Zuschauer und im angrenzenden Studio 41 noch einmal 360 Plätze. Bei der Parkplatzsituation laufen beim Staatenhaus Verhandlungen mit RTL wegen des dortigen Parkhauses. In Ossendorf wäre eine Öffnung zu den Parkplätzen des Möbelhauses Ikea möglich.

Kritik an der Vorlage der Verwaltung gibt es vor allem von der CDU, die in Medienberichten von einem „Vergleich von Äpfeln und Birnen“ spricht, und von der FDP, welche die Vorlage als schöngerechnete „Mogelpackung“ anprangert. Die Grünen sehen in der Vorlage eine „gute Grundlage“, wollen sich aber bislang noch nicht auf Staatenhaus festlegen. Die SPD wird am Mittwoch bei einer Fraktionssitzung über ihre Haltung zum Interim für die Oper entscheiden.

Die Sozialdemokraten streben nach der Aussage ihres kulturpolitischen Sprechers Klaus Schäfer eine sachgerechte und vernünftige Entscheidung zwischen den beiden Alternativen an. Man lehne Hilfskonstruktionen ab und suche nach einer Lösung, bei der die Oper als Aushängeschild der Stadt auch glänzen kann. Dafür müsse man auch die kultur- und die finanzpolitische Sicht ins Verhältnis setzen, betont Schäfer. Die Bezeichnung Ossendorfs als Randlage sieht er als falsch an – auch mit Blick auf die Entwicklung am Schauspiel-Standort Mülheim.

Zum Fragenkatalog der SPD an beide Interims gehören unter anderem die Erreichbarkeit beider Standorte, die Widersprüchlichkeiten bei den Zuschauerkapazitäten (Stichwort: Anmietung einer dritten Halle in Ossendorf), die laut Vorlage „beherrschbare Genehmigungssituation“ beim Staatenhaus (Stichwort: Brandschutz), die Einnahmeprognosen und die notwendigen Investitionen in beide Standorte.

Die Kostenkalkulation für eine dritte Alternative, die Zeltlösung, fehlt Schäfer. „Wichtig ist außerdem, was die Besucher der Oper wollen, die ein musikalische Gesamterlebnis anstreben. Ein Ausfall für zwei Jahre, kann hier keine Alternative sein.“ Zentral ist für Schäfer daher vor allem auch die sichere Realisierung einer Interim-Spielstätte zur Eröffnung im November. „Es müssen ehrliche, sehr exakte Rechnungen und keine Scheinrechnungen gemacht werden.“

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Der kulturpolitische Sprecher Klaus Schäfer der SPD-Fraktion im Kölner Rat