Bei der Auswertung von einer Computer-Festplatte der Zwickauer Zelle stießen Ermittler auf Spuren, die ins Ausland führen. So fand sich eine Videosequenz von August 2005, die einen "Rudolf-Heß-Gedenkmarsch" in Dänemark zeigt, berichtet der "Spiegel". Die Fahnder prüfen nun, ob die drei Mitglieder der Zelle dabei waren. Auch in Schweden haben die Terroristen möglicherweise an einer Demonstration teilgenommen, die örtliche Neonazis in Erinnerung an einen im Dezember 2000 getöteten Musiker einer rechtsextremen Band veranstaltet hatten. Unterdessen belegt ein neu aufgetauchter Vermerk des Bundeskriminalamts (BKA), dass die Behörde die Mordserie an Migranten zunächst auf Drogendelikte zurückführte. Dem Papier der BKA-Ermittlungsgruppe "Ceska" vom April 2006 zufolge deuteten "nahezu alle Indizien" darauf hin, dass die Opfer "in unterschiedlicher Funktion im Drogenhandel eingebunden waren". "Politisch oder religiös motivierte Morde" seien "eher unwahrscheinlich". Laut dem Vermerk ("Nur zur internen Verwendung, nicht in Gerichtsoder Verfahrensakten heften") dürfte es sich um sogenannte "Bestrafungsmorde" im Auftrag einer "vermutlich international organisierten" Drogenhändlergruppe handeln, die "professionell ausgeführt wurden".

Vater will sich bei Opfern entschuldigen
Der Vater des Zwickauer Neonazis Uwe M., will sich bei den Opfern seines Sohnes entschuldigen, sobald alle offenen Fragen beantwortet seien. Er wisse, dass er für diese Menschen im Moment noch "ein rotes Tuch" sei, sagte Siegfried M. dem "Spiegel". Der Informatiker an der Uni Jena schildert seinen Sohn als "fast schüchtern". Die Taten, die man seinem Sohn vorwerfe, seien "unerträglich": "Das ist beschämend und durch nichts zu entschuldigen." In den neunziger Jahren habe die Familie noch versucht, Uwe vom Abdriften in die rechte Szene abzuhalten, ohne Erfolg. "Jeder Mensch hat ein gewisses Eigenleben. Alles, was man sich einfallen lassen konnte, habe ich gemacht. Ich konnte einfach nichts dagegen tun."

[dts]