Im Vordergrund das Mahnmal für den Genozid an den Armeniern und dahinter das Standbild von Kaiser Wilheim II in der Rückansicht vor dem Kölner Dom. | Foto: Bopp

Köln | An der Kölner Hohenzollernbrücke steht das Reiterstandbild des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Das Köln-Düsseldorfer Kollektiv Frameorial setzt sich aktuell mit diesem Standbild auseinander, lädt zu Workshopreihen und einem Wettbewerb ein. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit einem Denkmal, dass an einer der prominentesten Stellen im Kölner Stadtbild zu finden ist.

Reiterstandbild

Wilhelm II wird in Köln martialisch dargestellt, der rechte Arm von sich gestreckt blickt Wilhelm II auf die Kölner Altstadt von oben herab in Ausrichtung auf den Kölner Dom. Es ist eine der präsentesten Stellen Kölns linksrheinisch zwischen Hohenzollernbrücke und Museum Ludwig. Wilhelm II steht für Säbelrasseln und den Großmachtanspruch des Deutschen Reiches und sagte Sätze wie „Pardon wird nicht gegeben“ mit dem er die aggressive Kolonialpolitik auf der Suche nach dem „Platz an der Sonne“ verkörperte. Brutale Gewalt wendeten die deutschen Kolonialherren in Deutsch-Südwest- und Ost-Afrika, aber auch in Neuguinea oder in China. Für viele Wissenschaftler gilt das Massaker an den Herero und Nama im heutigen Namibia als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Wilhelm II ist historisch umstritten wenn es um seine Rolle geht, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte, dem Genozid an der Armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich oder dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Damit will sich jetzt das Projekt „Reframing Wilhelm“ des Kollektivs Frameorial auseinandersetzen und so für eine Debatte in der Stadtgesellschaft anstossen.

Beteiligung

Es gibt Workshops vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene. In diesen wird die Geschichte des Standbildes und seine Bedeutung für Köln reflektiert. Im Anschluss sollen künstlerische Gegenentwürfe entwickelt werden. Zudem gibt es parallel einen offenen Ideenwettbewerb an dem sich Interessierte bis zum 1. November beteiligen können. Beiträge können per E-Mail an hi@frameorial.de oder per Direktnachricht auf Instagram an @frameorial eingereicht werden. Eine Umsetzung von Gegenentwürfen am Denkmal selbst wird zunächst nicht angestrebt.

Ausstellung

Das Kollektiv schreibt und bietet an: „Einen ersten Einblick in die Ergebnisse der Workshops können Interessierte vom 6.-8. Oktober 2023 direkt vor Ort erhalten. An insgesamt drei Aktionstagen werden die Entwürfe der jugendlichen Teilnehmenden der Öffentlichkeit präsentiert. Zugleich bietet das Kollektiv die Möglichkeit eigene Ideen und Debattenbeiträge einzubringen. Wer den gesamten Workshopprozess durchlaufen möchte, hat hier am 1. November noch einmal die Chance. Aufgrund begrenzter Kapazitäten wird frühzeitig um Anmeldung unter hi@frameorial.de gebeten. Die im Laufe der Workshops entstandenen Gegenentwürfe für das Reiterstandbild werden zum Abschluss des Projekts im Rahmen der Ausstellung „Reframing Wilhelm: Die Dekonstruktion eines Denkmals“ der Öffentlichkeit präsentiert. Die Vernissage findet am 9. November im Kunstraum &wieder in Köln-Nippes statt (Eichstraße 6, 50733 Köln). Weitere Öffnungstage: 10. November, 11. November, 12. November.“

Kollektiv

Frameorial sind Menschen aus Nordrhein-Westfalen, die sich aus unterschiedlichen Themenumfeldern wie Geschichte, Kunstgeschichte und Design zusammengefunden haben. Sie stellen fest, dass alte Denkmäler im Stadtbild oftmals unsichtbar seien: „Frameorial möchte Geschichten im öffentlichen Raum sichtbar machen und zeigen, dass nicht alles was ist so bleiben muss. Denn nur wenn uns die Vergangenheit bewußt wird, können wir die Zukunft ändern. Das Projekt „Reframing Wilhelm“ wird gefördert durch die Stadt Köln – Amt für Integration und Vielfalt.“

ag