Bei der Debatte am 8. Mai 2023 im Wallraf-Richartz-Museum in Köln: V.l Stella Leder, Stefan Charles, Abraham Lehrer und die Moderatorin. Foto: Grümer

Köln | Anlässlich des morgigen Roger Waters Konzertes in der Kölner Lanxess Arena gibt es derzeit viele Diskussionen zum Thema Antisemitismus. Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker erklärte heute im Wallraf-Richartz-Museum, dass die Grenzen des Hinnehmbaren überschritten seien. Neben Reker diskutierten Kölner Kulturdezernent Stefan Charles, Vizepräsidentin des Zentralrats für Juden in Deutschland Stella Leder und Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln mit.

Was bedeutet Antisemitismus?

Als Antisemitismus wird die Abneigung oder Feindschaft gegenüber Juden bezeichnet. Leider werden auch die Kölner:innen immer wieder mit Antisemitismus konfrontiert. Vor kurzem wurden in der Ehrenstraße in Köln 3 Stolpersteine mit den Buchstaben BDS verschmiert. BDS steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen. Es ist eine transnationale und politische Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Führende BDS-Vertreter bestreiten offen das Existenzrecht Israels und wollen diesen Staat abschaffen.

Roger Waters in Köln

Am morgigen Dienstag wird der ehemalige Pink Floyd Sänger Roger Waters ein Konzert in der Kölner Lanxess Arena geben. 2019 ordnete der Deutsche Bundestag die Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen-Kampagne gegen Israel (BDS) als antisemitistisch ein. Reker, Lehrer, Kleine und Seiger waren sich einig, dass Waters auf seinen Konzerten antisemitische Gesten und Darstellungen bewerbe. Vor etwa 10 Jahren ließ der Sänger einen Luftballon in der Form eines Schweins durch die Konzertarena schweben. Auf dem Luftballon waren Zeichen wie der Davidstern abgebildet. Den Luftballon ließ er dann abschießen.

Reker stinksauer

„Ich wurde in den letzten Tagen sehr oft mit Leuten konfrontiert, die sagten, sie würden nur wegen der Musik zum Roger Waters Konzert gehen,“ erklärte Reker heute bei einer Debatte im Wallraf-Richartz-Museum. Sie ergänzte zudem, dass sie nicht die Musik von der Situation mit Waters trenne. „Menschen ermöglichen diese antisemitistischen Akte allein durch die Teilnahme am Konzert.“ Sie fügte hinzu, dass sie auf Gegengewicht bei der Kundgebung hoffe, die um 17 Uhr am Roncalliplatz stattfand.

Verbot des Konzerts?

Bereits im Vorfeld habe es Debatten gegeben, ob das Konzert überhaupt stattfinden soll. Bereits in Frankfurt gab es viele Stimmen, die sich für ein Verbot des Konzerts in Frankfurt aussprachen. Das Verwaltungsgericht Frankfurt stellte jedoch klar, dass es dafür keine Rechtsgrundlage gebe.

Lehrer erklärte dazu nur: „Das ist keine Kunst mehr, was Waters betreibt, sondern Politik.“ Auch Charles stimmte dem zu: „Das Roger Waters Konzert ist das beste Beispiel für die ganzen Diskussionen rund um Antisemitismus. Die Probleme müssen angesprochen werden. Sonst führt dies auch zu Verunsicherungen in jüdischen kulturellen Einrichtungen.“

Leder, die zuvor einen Vortrag zu auftreibendem Antisemitismus hielt, ergänzte: „Ich hätte mich gefreut, wenn die Konzerte verboten worden wären. Wenn die Kulturpolitik nicht handelt, dann dreht sich die Spirale immer weiter.“

Für morgen, den Konzerttag sind einige Kundgebungen rund um die Lanxess Arena geplant. Es werde mit vielen Menschen gerechnet, die sich vor der Arena versammeln und protestieren werden.