Die Demonstration gegen Missbrauch an der Uni Köln am 11. Januar 2023

Köln | Hunderte von Studierenden haben sich heute Nachmittag am Albertus-Magnus-Platz zusammengefunden, um gegen den kürzlich bekannt gewordenen Missbrauch-Fall an der Uni Köln zu demonstrieren. Mit bunten Plakaten mit Aufschriften wie etwa „Nur Ja heißt Ja“ oder „Uni = Safe Space?“ wollten die Student:innen aufmerksam machen. Ihre Forderungen sind deutlich: „Täter raus aus der Uni Köln!“.

Nachdem sich die Uni Köln am Morgen zu den Vorwürfen mit dem Umgang von sexueller Belästigung und des Machtmissbrauchs äußerte, demonstrierten heute Nachmittag hunderte von Studierenden auf dem Albertus-Magnus-Platz gegen sexuelle Gewalt, Belästigung, Erniedrigung und Machtmissbrauch. Ursache für die Demonstration war die Enthüllung des „Spiegel“-Berichts über einen Professor an der Universität zu Köln, der seine Doktorandinnen sexuell belästigt haben soll. Dieser habe sich etwa bis auf die Unterhose ausgezogen, sexuelle Andeutungen und rassistische Äußerungen gemacht und unangenehme Nachrichten und Bilder versendet.

Was fordern die Student:innen?

Klara, Studierende-Beauftragte der AstA, erzählte, dass in diesem Fall 12 Frauen betroffen seien, wobei der erste Fall bereits 2019 bekannt war. Bis heute habe es von Seiten der Universität zu Köln für den Professor keine konkreten Konsequenzen gegeben. Die Frauen kamen sich im Gespräch mit der Universität eher wie die Angeklagten vor. Sie gaben ihnen das Gefühl, „dass es doch gar nicht so schlimm sei“, so Klara weiter. „Das ist Victim-Blaming“, betonte sie. Bis heute lehrt der Dozent in der Fakultät der Psychologie. Die Universität habe hier versagt, betonte die Studentin weiter.

Timo, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Human-Fakultät und psychologischer Physiotherapeut mache es traurig, wie die Universität auf den Vorfall reagierte. „Wir dulden ein solches Verhalten in unseren Reihen nicht“, so dieser weiter. „Wir wollen Teil einer Uni sein, die ihre Studierenden schützt.“ Weiter fordert er Raum für einen offenen Diskurs und kein Verfahren hinter verschlossenen Türen. „Dieser Fall von Grenzüberschreitung ist nicht der Erste und auch nicht der Letzte. Aber wir wollen dafür sorgen, dass zukünftige Opfer die Hilfe erfahren, die sie verdienen.“

Auch von juristischer Seite machte Jana, Studentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin aus der juristischen Fakultät darauf aufmerksam, dass die Universität eine Rechtspflicht hat: „Die Uni muss Studierende vor Diskriminierung schützen“. Dabei verweist sie auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), dass Beschäftigte vor Benachteiligungen wegen eines Diskriminierungsmerkmals, wie etwa Geschlecht, Behinderung, Religion oder ethnischer Herkunft schützen soll.

„metooscience“ – Opfer von Missbrauch berichten

Eine junge Dame erzählte von der „metooscience“- Seite auf Instagram. Auf dieser können Opfer von sexueller Belästigung und -Gewalt an Universitäten anonym ihre Erfahrungen mit anderen Usern teilen. Es geht um grenzverletzendes Verhalten in universitären Machtstrukturen. Auf der Demonstration wurde der Erfahrungsbericht einer anonymen Dame als Beispiel angeführt:

„Ich wollte Sachen auf dem Laptop der Hilfskräfte erledigen, der im letzten halben Jahr im Gebrauch meines Supervisors war, da seiner kaputt war. Als Witz hatte er gesagt, er müsse noch die Kinderpornos löschen, bevor wir den Laptop wieder benutzen könnten. Als ich etwas im Verlauf nachschauen wollte entdeckte ich, dass er regelmäßig auf der Arbeit Pornos schaute und zugleich die Instagram Profile von mir und meinen Kolleginnen gegoogelt hatte. Seine Suchbegriffe waren gewaltsam, frauenverachtend und Teen-Porn ausgerichtet. Als ich den Verlauf gesichert hatte, wollte ich Beschwerde an der Uni einreichen. Dort wurde mir gesagt, dass man da nichts machen könne, da die Grenze zwischen Arbeit und Privatem in der Wissenschaft nun mal sehr verschwimmen könne. Ich fühlte mich angeekelt und ohnmächtig.“

Zuletzt fasste eine Studentin zusammen und machte die Forderungen deutlich: „Wir fordern transparente, lückenlose und konsequente Aufarbeitung des publik gewordenen Falles an der Uni Köln. Wir fordern schnellere, transparentere Systeme zur Verfolgung und Aufklärung von sexualisierter Gewalt, Belästigung, Erniedrigung, Machtmissbrauch, sowie Diskriminierung an der Uni Köln. Wir fordern Klarheit und Aufklärung über die Ansprechpartner:innen und Sanktionsmöglichkeiten in solchen Fällen. Wir fordern, dass sich die Uni Köln an das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz hält und Missachtung ahndet. Und letztendlich: Wir fordern konsequenterweise Sanktionen für den besagten Professor,“ erklärte eine Studentin.

rs, agr