Köln | 17 Menschen wurden von Ministerin Ina Scharrenbach mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Darunter die Retter und Couragierten beim Attentat auf die damalige Oberbürgermeisterkandidatin und heutige Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Es sind Martin Bachmann, Roland Schüler und Marliese Berthmann aus Köln sowie Florian Kröger aus Pulheim und Matthias Krings aus Wesseling.

„Die Retterinnen und Retter haben mit herausragendem Mut und großer Zivilcourage gehandelt. Sie sind in Situationen geraten, in denen sie sich selbst und ihr Leben in höchste Gefahr gebracht haben, um anderen Menschen das Leben zu retten. Sie haben Maßstäbe gesetzt in einer Zeit, in der die Klagen über eine Verrohung unserer Gesellschaft zunehmen. Ich möchte Ihnen von Herzen danken für Ihren mutigen Einsatz für andere Menschen. Es wäre schlecht um unsere Gesellschaft bestellt, wenn es Menschen wie Sie nicht gäbe“, so zitiert eine Mitteilung die Ministerin.

Die Reker-Retter ausgezeichnet

Es ist früh am Morgen als Henriette Reker am Samstag des 17. Oktober 2015 am Rande des Braunsfelder Wochenmarktes um Stimmen für ihre Kandidatur zur Kölner Oberbürgermeisterin wirbt. Ein Tag vor der Wahl. Frank S. tritt auf Henriette Reker zu und sticht mit einem Messer zu. Dafür verurteilt ihn das Oberlandesgericht in Düsseldorf zu 14 Jahren Haft, wegen versuchten Mordes. Neben Henriette Reker wurden vier weitere Menschen verletzt.

Henriette Reker fällt neben Roland Schüler zu Boden und bleibt regungslos liegen. Martin Bachmann hat das Attentat selbst nicht gesehen, hört aber einen Schrei hinter sich. Als er sich umdreht, sieht er den Täter mit einem blutigen Messer. Bachmann schreit den Täter an. Dieser wirft das Messer ins Gebüsch. Schüler steigt über die am Boden liegende Henriette Reker und steht jetzt zwischen Opfer und Täter.

Marliese Berthmann wird der Situation an den Wahlkampfständen gewahr. Sie tritt auf den Täter zu und brüllt ihn an, um ihn abzulenken. Der Täter zieht ein weiteres Messer und sticht zu. Marliese Bethmann wird im Unterleib getroffen. Der Stich ist nicht lebensgefährlich. Martin Bachmann greift sich eine Werbefahne von einem der Infostände und schlägt damit auf den Täter an. Durch Einreden auf den Täter wirft dieser sein zweites Messer weg. Markthändler Matthias Krings kommt hinzu und hilft dabei, Frank S. mit einem faltbaren Marktschirm in Schach zu halten. Krings hebt das zweite Messer auf und wirft es einem anderen Marktstandbetreiber zu.

Der damalige Bundespolizist Florian Kröger kauft in seiner Freizeit auf dem Wochenmarkt ein. Kröger erkennt die Situation und geht auf den Täter zu. Er gibt sich als Polizeibeamter zu erkennen und fordert Frank S. auf ruhig zu bleiben und seine Hände sichtbar zu zeigen. Hinzugerufene Polizeibeamte erscheinen und nehmen Frank S. fest.

Die Begründung für die Verleihung der Rettungsmedaille: „Ohne das Eingreifen von Marliese Berthmann, Martin Bachmann, Roland Schüler, Matthias Krings und Florian Kröger wäre die Situation vermutlich weiter außer Kontrolle geraten. Immer wieder hat der Täter gerufen, er wolle Henriette Reker töten. Er hätte noch weitere Menschen auf dem Marktplatz angreifen und schwer verletzen können. Durch ihr beherztes Handeln haben die fünf anderen Menschen sie geschützt, sie haben eine Gefahr von der Allgemeinheit abgewendet und sich selbst dadurch in Lebensgefahr gebracht. Dafür erhalten sie die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.“

Gerd Schneider und Marco Wedde aus Köln für Rettungseinsatz im Rhein ausgezeichnet

Es ist der Nachmittag des 4. Februar 2016. Der Rhein führt Hochwasser. Eine junge Frau ist in einer Notsituation und ein 10-jähriger Junge macht Gerd Schneider darauf aufmerksam. Nach einer ersten missglückten Rettungsaktion und einem abgesetzten Notruf rennt Schneider zum Restaurant Sürther Bootshaus. Dessen Koch Marco Wedde hilft sofort und beide machen sich in einem Metallkahn der halbvoll Wasser stand auf dem Weg zu der Frau. Es gelingt ihnen in letzter Sekunde die Frau aus dem Wasser zu ziehen.

Die Begründung für die Verleihung der Rettungsmedaille: „Durch die an diesem Tag sehr niedrige Luft- und Wassertemperatur und die starke Strömung befanden sich sowohl die junge Frau als auch Gerd Schneider und Marco Wedde in Lebensgefahr. Unter Einsatz ihres eigenen Lebens haben die beiden Männer die Frau vor dem Ertrinken und lebensbedrohlicher Unterkühlung gerettet. Die Männer hätten jederzeit mit dem vollgelaufenen Kahn kentern und unter das Bootshaus gedrückt oder durch die starke Strömung abgetrieben werden können.“

Weitere Retter aus NRW die ausgezeichnet wurden:

Friedhelm Schäfer aus Haltern am See, Polizeioberkommissar Klaus Sikorski aus Gescher und Polizeihauptkommissar Reinhard Dittrich aus Haltern am See. David Lavergne aus Marseille, Thomas Flender aus Dülmen, Polizeikommissar Julius Eckert aus Essen, Nicolas Nowak aus Kaarst, Polizeioberkommissar Frank Pawlack aus Arnsberg, Timotheus Hesse und Niklas Glahn aus Mülheim an der Ruhr.

[infobox]Die Rettungsmedaille wird seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Mit ihr werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage gerettet haben. Insgesamt wurde die Medaille aus massivem Silber bisher 1.247 Mal verliehen.

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Autor: Andi Goral
Foto: Der Ort des Reker-Attentats am Rande des Braunsfelder Wochenmarktes im Oktober 2015