Foto: Der Innenhof der forensischen Klinik


Abgeschottet vom Rest der Welt
Hinter einer 5,50 Meter hohen, grauen Mauer aus Beton liegt die neue forensische Klinik in Porz-Westhoven. Zugänglich ist das Gelände nur über einen einzigen Eingang. Dort wacht ein Pförtner. Im Inneren stehen einfache weiß-beige Häuserblöcke im Kasernenstil, die Fenster vergittert. Zwischen den Häusern und entlang der Mauer versuchen Grasflächen und einige wenige kleine Bäume das Gelände freundlicher zu machen.  Doch egal wo man sich befindet, die hohe Betonmauer ist immer sichtbar. Insassen sehen sie, wenn sie aus dem Fenster blicken, wenn sie über den Rasen gehen und wenn sie im Therapiezimmer sitzen. Über der Mauer lugen hohe Bäume und die Dächer von Wohnhäusern hervor. So nah und doch so fern, mag ab September hier mancher Insasse denken.

Bis zu 150 psychisch kranke Straftäter vorwiegend aus Köln und dem Umland sollen ab September hier ihr neues Zuhause finden – abgeschottet und sicher verwahrt vom Rest der Bevölkerung. Darunter „Mörder, Sexualtäter und permanente Schwarzfahrer“, wie Walter Döllinger aus dem Ministerium Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW heute bei der Schlüsselübergabe formulierte. Sie alle kommen dann in die neue Maßregelvollzugklinik, wenn sie bei Begehung der Tat aufgrund einer psychischen Erkrankung gar nicht oder nur eingeschränkt das Unrecht ihrer Tat einsehen konnten. In der Klinik sollen sie therapiert und möglichst wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden.


Foto: Ein Zimmer der Klinik


Zahnarzt und Turnhalle inklusive
Zehn Jahre haben die Planungen bis zur Fertigstellung des Baus insgesamt gedauert. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem auch die Öffentlichkeitsarbeit. Denn seitens der Bevölkerung und insbesondere der nahen Anwohner ist der Bau der Klinik noch immer nicht vollkommen akzeptiert. Die Ängste und Sorgen der Bevölkerung seien durchaus verständlich, meinte Walter Döllinger heute, dennoch: „Psychisch Kranke leben mitten unter uns, deswegen müssen wir uns um sie kümmern.“ Die Klinik sei daher auch mit sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen für die Bevölkerung außerhalb der grauen Mauern ausgestattet. So ist das gesamte Gelände nicht nur durch die Betonmauer, sondern darüber hinaus durch extra Zäune abgegrenzt. Kameras leuchten jeden Winkel des Innenbereiches aus. Außerdem wurden auf dem Gelände ein Therapiezentrum, ein Zahnarzt und eine Turnhalle integriert. Insassen müssen so fast nie die Klinik verlassen, was die Ausbruchsgefahr reduzieren soll.

Doch auf der heutigen Schlüsselübergabe wurde auch Kritik laut. Während Land, Stadt und LVR sich gegenseitig zum Neubau gratulierten, erinnerte Johannes Schmitz, Stellvertretender Vorsitzender des Planungsbeirates, auch an die ausgetragenen Diskussionen und Schwierigkeiten der neuen forensischen Klinik. So hätten Stadt und Land einige Zusagen nicht erfüllt – etwa Versprechen zur Beleuchtung und zu einer kleineren Einzäunung. Außerdem seien während der Planungszeit die Kosten reduziert, die Plätze für Insassen jedoch erhöht worden. Auch hätte man monatelang dafür kämpfen müssen, um eine Turnhalle auf dem Gelände errichten zu dürfen. „Nichts schützt besser als eine Therapie. Doch genau hier sollte gespart werden“, kritisierte Johannes Schmitz.



Führungen für Interessierte durch die Klinik
Landesweit gibt es derzeit zehn forensische Kliniken. Nahezu 2.300 Patienten sind im Maßregelvollzug untergebracht. Weil die Behandlungsplätze nicht ausreichen, baut das Land an sechs Standorten neue Kliniken mit insgesamt 510 zusätzlichen Plätzen. Nach Dortmund und Essen ist Köln die dritte vollständig neue Maßregelvollzugseinrichtung, die in Betrieb geht. Als vierte Klinik wird Duisburg im Herbst an den Träger übergeben. In Herne und Münster wird auf den Baustellen gearbeitet, die Kliniken sollen im nächsten Jahr fertig gestellt werden. Der Bau der Kölner Klinik hat insgesamt 34 Millionen Euro gekostet.

Wer sich für die Maßregelvollzugsklinik interessiert, der kann vom 20. bis zum 29. August den Neubau besichtigen – vor dem Einzug der Patienten. Die geführten Rundgänge finden Montag bis Mittwoch in der Zeit von neuen bis 16 Uhr statt, Donnerstag und Freitag von neun bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von zehn bis 15 Uhr. Anmeldungen für die Führungen nimmt Britta Frömbgen unter der Rufnummer 0221/8993-638 entgegen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung