Eine Gruppe Jugendlicher möchte eine Plakataktion in ihrer Schule starten, um vor Rassismus zu warnen. Mit großem Eifer beginnen sie die Planung ihres Projektes, doch schon bald stoßen sie auf unerwartete Widerstände. Es mangelt am Geld und daher beschließt die Gruppe, Hilfe bei der Schulleitung zu suchen. Aber anstatt den Jugendlichen unter die Arme zu greifen, verbietet der Rektor das Vorhaben. Die fiktive Situation ist Teil eines Planspiels, dass Schülern die Möglichkeiten aufzeigen soll, wenn sich ihre Schulleitung gegen ein solches Engagement stellt. Situationenwie diese seien nichts ungewöhnliches, erklärte Hans-Peter Killguss vom NS-Dokumentationszentrum. Es komme vor, dass die Verantwortlichen es ablehnen, politisch Position zu beziehen. Auch gäbe es Fälle, in denen sich Teile des Kollegiums offen gegen solche und ähnliche Aktionen stellten.

Austausch über Möglichkeiten und Erfahrungen
Wie Schüler in solchen Fällen reagieren können und welche Mittel und Wege es für sie gibt, sich zu engagieren, konnten heute rund 100 Jugendlichen in den angebotenen Workshops auf dem Regionaltreffen des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ lernen. Die Veranstaltung wurde von den Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) und der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus Köln durchgeführt. Schüler und Lehrer erhielten Gelegenheit sich über ihr Engagement gegen Mobbing, Rassismus und Rechtsextremismus auszutauschen. Die Workshops setzten sich mit Themen wie dem Rassismus im europäischen Fußball oder der Neonaziszene im Rheinland auseinander. Doch auch Formen der Ausgrenzung an der eigenen Schule spielten eine Rolle. Zuvor informierten die Schulen an Infotischen über ihre eigenen Projekte. Diese reichten von Sportveranstaltungen, über Theaterstücke bis hin zu Gegendemonstrationen.


Angeregte Diskussionen im Workshop "Was tun, wenn die Schulleitung nicht mitspielt?"

Vielfalt fördern und Vorurteile abbauen
Die Beteiligung erfolgte freiwillig, erklärte Renate Bonow von der RAA. Durch Projekte und Austausch solle die Vielfalt an den Schulen gefördert, Vorurteile abgebaut und ein Bewusstsein für rechte Tendenzen geweckt werden. Zu diesem Zweck arbeitet das Netzwerk mit einer Reihe von Kooperationspartnern wie etwa dem NS-Dokumentationszentrum Köln oder regionalen Vertretern des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zusammen. Das Angebot richtet sich an alle Schulformen und fördert den Dialog zwischen ihnen. Vorurteile seien schließlich nicht auf Nationalitäten beschränkt, erläuterte Killguss. Die soziale Herkunft und die besuchte Schule könnten ebenfalls zu Ausgrenzung und Mobbing führen.

Schüler können an ihren Schulen für eine Teilnahme werben
Ziel des Netzwerkes ist es, die Zahl der beteiligten Schulen stetig auszubauen. In diesem Jahr konnten 42 Neuzugänge festgestellt werden. Ingesamt gehören ihm in Nordrhein-Westfalen 250 Schulen an. Für eine Mitgliedschaft müssen die interessierten Jugendlichen zunächst in den Klassen werben, um am Ende 70 % der Schüler für eine Unterschrift und damit für die Beteiligung am Netzwerk zu gewinnen. Ist diese Hürde genommen, gilt es noch mögliche Vorbehalte von Schulleitung, Kollegium und Eltern zu zerstreuen und eine Finanzierung der Projekte auf die Beine zu stellen.  

Renate Bonow hofft, dass die Expansion weiter zunimmt. Es gelte auch in Zukunft die präventive Arbeit zu fördern und mit persönlichem Einsatz ein Zeichen zu setzen. Zu diesem Zweck wurden auf der Veranstaltung Ideen und Vorschläge für eine gemeinsam zu planende und auszuführende Aktion aller beteiligten Schulen gesammelt. Deren konkrete Planung soll nach der Auswertung der Vorschläge in Angriff genommen werden.

[Björn Bourry für Report-k.de – Kölns Internetzeitung]