Über 1.000 Todesfälle weltweit
Weltweit gibt es laut Gesundheitsamtsleiter Dr. Jan Leidel aktuell 175.785 Fälle von „Neuer Influenza A“, darunter 1.116 Todesfälle. In den letzten 24 Stunden infizierten sich weltweit 6.890 Menschen. In Köln waren es bisher 100 erkrankte Menschen, bei denen aber allen der Verlauf der so genannten „Schweinegrippe“ mild verlief. Seit dem 24.7.2009 hat sich die so genannte Falldefinition geändert. Wenn Menschen folgende Symptome aufweisen gelten sie als mit der Schweinegrippe infiziert, auch ohne Laborbefund: Fieber über mindestens 38 Grad und Husten oder Atemwegserkrankungen. Noch dazu müssen die Symptome plötzlich aufgetreten sein und die Patienten müssen in Kontakt mit einem Schweinegrippe-Infizierten getreten sein. Patienten werden in Köln nicht unter Quarantäne gestellt. Personen die im Gesundheitsdienst, in der Pflege, Schulen oder Kindertagesstätten arbeiten werden vom Dienst befreit, wenn Sie selbst Symptome der Schweinegrippe zeigen.

Dringende Bitte der Ärzte: „Bleiben Sie erst zu Hause und rufen Sie Ihren Arzt an“
Sie fühlen sich unwohl und zeigen Symptome von Schweinegrippe? Dann hat der Vorsitzende der Bezirksstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. med. Frieder Götz Hutterer eine dringende Bitte: „Bleiben Sie zu Hause und nehmen sie telefonischen Kontakt zu ihrem Hausarzt auf“. Denn die meisten Patienten kommen auch nicht ins Krankenhaus, sondern können zu Hause die Influenza auskurieren. Auch die Angehörigen dieser Patienten können weiter ihrem Job nachgehen, außer sie gehören einer der oben beschriebenen Berufsgruppen an. Auch außerhalb der Sprechstunden gilt, erst telefonischen Kontakt mit dem ärztlichen Notfalldienst aufzunehmen. Die Nummer lautet für Köln 0180.5044100. Der behandelnde Hausarzt entscheidet dann was zu tun ist und kommt auch zum Hausbesuch. Die Ärzte gaben zudem eine Empfehlung, wie lange man bei einer Erkrankung zu Hause bleiben soll: Erwachsene sieben Tage und Kinder zehn Tage.

Es gibt keinen Impfstoff
Dr. Jan Leidel geht davon aus, dass 1/3 der Bevölkerung die Schweinegrippe bekommen. Darunter werden, neben vielen leichten Fällen, auch schwere Fälle mit tödlichem Ausgang sein. Es gibt noch keinen Impfstoff. Der Impfstoff für das H1 N1-Virus wird ab etwa Oktober 2009 zur Verfügung stehen. Aber auch nicht für alle Menschen in Deutschland. Zur Zeit gehen die Fachleute davon aus, dass zunächst Menschen die etwa im Rettungsdienst oder im Gesundheitswesen tätig sind zuerst geimpft werden. Die nächsten in der Reihe sind die Hochrisikogruppen, wie chronisch Kranke oder schwangere Frauen. Leidel geht davon aus, dass in NRW die Impfungen von Werksärzten, Betriebsärzten, den öffentlichen Gesundheitsämtern und den niedergelassenen Ärzten vorgenommen werden.

Erkrankung dauert 4-6 Tage
Gestern startete das Kölner Gesundheitsamt eine Umfrage unter den bisher 100 Erkrankten von Köln. 37 konnten telefonisch erreicht werden. Bei den meisten Kölner Patienten dauerte die Erkrankung im Durchschnitt zwischen 4-6 Tagen. 60% der Befragten gaben an leichte Beschwerden, 30 % mittlere und 8% schwere Beschwerden gehabt zu haben. Bei einzelnen Patienten stellte sich ein Fieber von 40 Grad ein. Von den Kölner Patienten musste keiner auf der Intensivstation behandelt werden.

Empfehlungen
Hygieneempfehlungen
> Waschen Sie häufig und gründlich die Hände
> Papiertaschentücher benutzen und nach einmaligem Gebrauch sofort entsorgen.
>
Nach Niesen oder Naseputzen immer die Hände waschen.

Bei Erkrankung
> Beschränken Sie Ihre Kontakte auf das Allernötigste
> Nicht zur Arbeit, Schule, Uni gehen
> Zu Hause bleiben, keinen Besuch empfangen
> Lebensmittel von Freunden oder Bekannten vor die Tür stellen lassen
> Hausarzt immer vorher anrufen, nicht unangemeldet die Praxis besuchen
> Maßnahmen rund 7 Tage einhalten, dann wieder normales Leben führen.
> Schwangere und chronisch Kranke nehmen bitte sofort Kontakt zu ihrem Arzt auf
> Ihr Arzt meldet den Fall ans Gesundheitsamt.

Mit dieser Pressekonferenz nahm Dr. Jan Leidel auch endgültig Abschied nach 24 Jahren Leitung des Kölner Gesundheitsamtes. Leidel geht in Ruhestand und betonte seine Liebe zu Köln. Vor allem dankte er Rat und Verwaltung dafür, dass sie Gesundheitsthemen immer aufgeschlossen gegenüber standen. Das in Köln auch immer Hilfe für Menschen die am Rande der Gesellschaft stehen möglich war, nannte Leidel als weiteren Pluspunkt. Ein wichtiger Moment in seiner Zeit als Leiter des Gesundheitsamtes sei auch die Auseinandersetzung mit dem AIDS-Virus gewesen. Köln habe hier sehr klar Stellung bezogen und sich gegen die Diskriminierung von Kranken ausgesprochen, auch wenn das aus Reihen der Bevölkerung damals durchaus geschah.


Aktualisiert um 15:40 Uhr
Neuer Leiter des Gesundheitsamtes wird Dr. Mustafa Yilmaz
Neuer Leiter des Kölner Gesundheitsamtes ab dem 1. Dezember 2009 soll Dr. Mustafa Yilmaz werden. Yilmaz folgt in dieser Funktion Dr. Jan Leidel, der am 31. Juli in den Ruhestand geht. Nach verwaltungsinterner Entscheidung wird Oberbürgermeister Fritz Schramma den Besetzungsvorschlag am 10. August dem Hauptausschuss zur Zustimmung vorlegen. Für seine kommende Arbeit in Köln setzt Yilmaz folgenden Schwerpunkt: Er will Versorgungslückenschließen  für Menschen in besonderen Lebenslagen, zum Beispiel für Senioren, für Menschen mit Migrationshintergrund und für arme Kinder. Er will die Gesundheitsvorsorge in diesem Bereich weiter ausbauen und besondere Angebote für diese Zielgruppen schaffen.

Dr. Mustafa Yilmaz wurde am 20. Januar 1968 in Adana/Türkei geboren. Nach dem Abitur studierte er ab 1988 Humanmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und promovierte dort 1998 im Fach Neurologie. Yilmaz ist seit 1997 im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig. Bis 2001 arbeitete er als Arzt im Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen, wo er unter anderem die strukturelle und fachliche  Weiterentwicklung des Amtes unterstützte. Im Rahmen seiner Facharztausbildung war er danach in verschiedenen Krankenhäusern sowie einer Arztpraxis tätig und erhielt die Anerkennungen als „Facharzt für Allgemeinmedizin“ und „Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen“. 2003 übernahm er die stellvertretende Leitung des Gesundheitsamtes Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen. Seit 2004 ist er Amtsarzt und Leiter dieses Gesundheitsamtes, das er zu einem Gesundheitsamt mit einem sehr guten Ruf geführt hat. Neben seiner Tätigkeit absolvierte er ein Zusatzstudium an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und erhielt im Oktober 2008 den akademischen Grad „Magister für Public Health“ (MPH).

[ag]