Das Pressefoto der Landeshauptstadt Düsseldorf zeigt Dokumente die sich in der "Handakte" zum Serienmörder Peter Kürten, dem "Vampir von Düsseldorf" finden. | Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

Köln | In der Weimarer Republik kannte man die Mordserie von Peter Kürten, der in Mülheim bei Köln geboren und im Kölner Klingelpütz enthauptet wurde, unter dem Titel „Vampir von Düsseldorf“. Seine Serienmorde und kriminelle Energie gelten als der spektakulärste Kriminalfall der Weimarer Republik. Jetzt tauchte eine Handakte auf, die dem Stadtarchiv Düsseldorf übergeben wurde. Dieses reichte die „Handakte“ nun ans Landesarchiv NRW weiter.

Peter Kürten wurde am 26. Mai 1883 in Mülheim am Rhein, dem heutigen Köln-Mülheim geboren. Er war ein deutscher Serienmörder, dem die Presse der Weimarer Republik den Titel „Vampir von Düsseldorf“ gab. Kürten soll einem Schwan im Düsseldorfer Hofgarten 1929 den Kopf abgeschlagen haben und, wie Polizei- und Gerichtsakten belegen, in einem Fall versucht haben das Blut seines Opfers zu trinken.

Die „Handakte“

Dass der Fall jetzt wieder überregional für Schlagzeilen sorgt, liegt an einem Sensationsfund. Nach der Verhaftung von Kürten im Jahr 1930 führte der Untersuchungsrichter Dr. Carl Hertel die Ermittlungen bis zur Anklageerhebung. Er legte eine „Handakte“ an. Sie enthielt aus seiner Sicht die wichtigsten Fakten zu dem Fall des meistgesuchten Serienmörders der Weimarer Republik. Alleine in den Jahren 1929/30 verübte Kürten, der elegante Kleidung schätzte und die ihn tarnte, in Düsseldorf acht seiner neun Morde. Diese „Handakte“ fand nun über Umwege den Weg ins Düsseldorfer Stadtarchiv. Dazu schreibt das Düsseldorfer Stadtarchiv: „Diese Akte behielt Carl Hertel bei sich, sie machte auch mehrere Umzüge mit, denn der Jurist wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch mit 71 Jahren Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Dort überließ er sie dem damaligen Generalbundesanwalt Max Güde (1902-1984), dessen Sohn sie wiederum kürzlich an das Stadtarchiv Düsseldorf weiterleitete. Nach der Übergabe an das Landesarchiv soll das Material soweit notwendig restauriert und digitalisiert werden, um es auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Das enthält die „Handakte“

In der Handakte befinden sich Briefe von Peter Kürten, die dieser aus der Heilanstalt Bedburg-Hau an seine Frau und Untersuchungsrichter Hertel schickte. Dazu kommen Gutachten, Zusammenfassungen von Anhörungen, stenographische Notizen, Zeitungsausschnitte und Fotos. Hertel sammelte zudem die Berichterstattung über den Prozess, das Todesurteil und die Hinrichtung im Kölner Klingelpütz aus den damaligen Zeitungen.

Am heutigen Mittwoch, 12. April, wurde diese „Handakte“ an das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, übergeben. Dr. Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Düsseldorf, überreichte Dr. Martina Wiech, Leiterin der Abteilung Rheinland im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, die Dokumente im Beisein von Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration.

Dr. Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs: „Mit diesen Unterlagen kann der Prozess gegen Peter Kürten um wichtige Aspekte ergänzt werden. Nach fast 100 Jahren finden sie nun ihren sicheren Hafen im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen – ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit von Stadt und Land.“

Die Düsseldorfer Beigeordnete Miriam Koch (Mitte) und Dr. Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs, bei der symbolischen Übergabe der „Handakte“ Peter Kürten an Dr. Martina Wiech, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen am 12. April 2023. | Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

Kindheit und Tod in Mülheim und Köln

Kürten wurde in Mülheim vor den Toren Kölns geboren. Die boomende Industriestadt Mülheim war damals noch nicht nach Köln eingemeindet. Sein Vater war Alkoholiker, der Frau und Kinder schlug, und als Sandformer sein Geld verdiente. Peter Kürten war der drittälteste von 10 Geschwistern. Die Lust am Töten soll er schon mit 5 Jahren entdeckt haben, als er einen Hundefänger begleitete, der zwei Welpen ertränkte. In seiner Jugend soll er Tiere mit dem Messer verletzt haben.

Mit seiner Familie zog er nach Düsseldorf, wo Peter selbst eine Sandformerlehre begann. Sein Vater missbrauchte die älteste Tochter und musste dafür für ein Jahr und drei Monate ins Zuchthaus. Im Grafenberger Wäldchen soll Peter im gleichen Jahr ein Mädchen gewürgt haben. Schon früh begann seine kriminelle Karriere und es kam immer wieder zu Zuchthausstrafen wegen unterschiedlichster Delikte. Am 25. Mai 1913 verübte Peter Kürten den ersten Mord, der ihm zugeschrieben werden konnte. Der neunjährigen Christine Klein schnitt er die Kehle durch. Es folgten unzählige weitere schwere Verbrechen ohne das Peter Kürten mordete und für die er immer wieder auch zur Rechenschaft gezogen wurde.

Die eigentliche Mordserie in Düsseldorf fand zwischen Februar 1929 und der Verhaftung von Peter Kürten im Mai 1930 statt. Acht Morde und 20 Überfälle werden im zugerechnet. Die Justiz ging bei den meisten Überfällen von Mordabsicht aus. Dabei zeigte Kürten eine unglaubliche Kaltblütigkeit bei den Taten, aber auch im Nachgang. So mischte sich der elegant gekleidete Kürten unter die Schaulustigen an den Tatorten.

Am 24. Mai 1930 wurde Peter Kürten am Rochusmarkt in Düsseldorf verhaftet. Am 22. April 1931 verurteilte ein Düsseldorfer Schwurgericht Peter Kürten wegen Mordes in neun Fällen neunmal zum Tode. Die Tötung von zwei Jungen im Jahr 1893 am Mülheimer Rheinufer, die Kürten gestand, konnte nicht aufgedeckt werden und wurde vom Gericht wegen Strafunmündigkeit des damals neunjährigen Peter Kürten nicht geahndet.

Tod im Kölner Klingelpütz

Am 1. Juli 1931 wurde Peter Kürten in den Klingelpütz in der Kölner Altstadt-Nord überführt und dort am 2. Juli um 6 Uhr mit dem Fallbeil hingerichtet. Eine Gruppe Reporter soll sich vor dem Klingelpütz eingefunden haben, obwohl die Hinrichtung geheim gehalten wurde. Der Hinrichtung beiwohnen durften die Reporter allerdings nicht. Damit endet aber die Geschichte des Peter Kürten nicht. Nach der Obduktion wurde seine Leiche ohne Kopf bestattet. Der mumifizierte Kopf wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA verfrachtet und befindet sich bis heute im Museum „Ripley’s Believe It or Not!“ in Wisconsin Dells.

Zahlreiche Bezüge in Literatur und Film

Der „Vampir von Düsseldorf“ wurde von zahlreichen Schriftstellern literarisch aufgegriffen, so von Georges Simenon im Roman „Maigret stellt eine Falle“ oder von Stephen King im Roman „Brennen muss Salem“. Der Film „M“ von Fritz Lang basiert teilweise auf dem Fall.

ag