Dortmund | Sven Sladek ist neuer Landeschef der nordrhein-westfälischen Piraten. 274 Mitglieder (56,73 Prozent) wählten den 41-jährigen Kreisvorsitzenden aus Soest auf einem Parteitag am Samstag in Dortmund. Der bisherige Landesvorsitzende Michele Marsching, der trotz seines Mandats für den Landesvorsitz kandidierte und dafür kritisiert wurde, erhielt nur 119 Stimmen (24,64 Prozent). Insgesamt bewarben sich acht Kandidaten für den Parteivorsitz. Marsching wurde nur Vorletzter der Kandidatenliste.
Sladeks Wahl gilt als deutliches Votum zur Stärkung der Parteibasis. Sein Erscheinungsbild passt zum Klischee der jungen Partei. Er trägt Brille und Ziegenbart und präsentiert sich in Shorts und T-Shirt. Der angestellte Software-Entwickler sagte: „In Berlin sehe ich eine Entfremdung zwischen Basis und Fraktion.“ Ein ehemaliges Vorstandsmitglied habe sich aufgeregt, dass die dortige Fraktion nicht so transparent arbeite, wie es zuvor versprochen worden sei. Seine Wahl könne einer solchen Entwicklung im Landesverband NRW vorbeugen.
Sladek will Bundestagsabgeordneter werden
Sladek wurde gewählt, obwohl er bei der Kandidatenvorstellung im Internet bereits angekündigt hatte, dass er eigentlich „keine Zeit für so einen Scheiß“ habe und viel delegieren werde. Als Mitglied der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Sozialpiraten setzte er sich in der Vergangenheit für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein, kündigte aber an, dass er seine Arbeit in dieser Gruppe aufgrund seiner Wahl für ein Jahr ruhen lassen werde.
Als wichtigstes landespolitisches Thema sieht Sladek die kommunale Verschuldung. Als wichtigste Ziele seiner einjährigen Amtsperiode nannte er die Kommunikation mit der Landtagsfraktion und innerhalb des Landesverbandes sowie die Vorbereitung der Bundestagswahl. „Da ich selbst als Bundestagsabgeordneter kandidieren werde, stehe ich bei der Wahl des Landesvorsitzenden im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung“, sagte Sladek der Nachrichtenagentur dapd.
Analog zum Bundesvorstand wird der Landesvorstand der Piraten von sieben auf neun Mitglieder vergrößert. Der gesamte Vorstand wird bis Sonntag gewählt. Intern wurde die Schatzmeisterin Nadine Krämer kritisiert und nicht entlastet, weil den Rechnungsprüfern keine Unterlagen zur Prüfung vorgelegt wurden. Von der neuen Schatzmeisterin, der 34-jährigen Krefelderin Stephanie Nöter, erhoffen sich die Freibeuter eine bessere Amtsführung.
Der Landesparteitag im Dortmunder Dietrich-Keuning-Haus war der dritte in diesem Jahr, der mit mehr als 500 Mitgliedern am besten besucht war. Delegierte gibt es bei den Piraten nicht, jedes Mitglied konnte kommen und mitentscheiden. Bei der Landtagswahl im Mai war die Piratenpartei mit 7,8 Prozent der Stimmen erstmals in den Düsseldorfer Landtag eingezogen.
Autor: Jean-Charles Fays, dapd | Foto: Foto: Peter Grewer/dapd
Foto: Sven Sladek, neuer Vorsitzender der Piratenpartei in Nordrhein-Westfalen in Dortmund beim Landesparteitag der Piraten.