Protestmarsch auf dem Platz vor dem Arbeitsamt

Zwar heißt es Sparkassenintern alle Arbeitsplätze bleiben erhalten, aber man müsse Umzüge und Versetzungen in Kauf nehmen. Die Arbeitnehmer sehen das anders und bekommen auch anderes zu hören. Unter den Arbeitnehmern geht man davon aus das 400 Arbeitsplätze auf diese Weise abgebaut werden sollen. Die Duisburger sind besonders verärgert über ihren Bürgermeister, der sich nicht zur Standortverlagerung äußert. Besser haben es da schon die Kölner Kolleginnen und Kollegen, die von der Kölner Stadtspitze unterstützt werden. Man habe Kontakt zum Wirtschaftsdezernat aufgenommen und die Sache sei ins Rollen gekommen.

OB Fritz Schramma und Wirtschaftsdezernent Dr. Norbert Walter-Borjans setzen sich für Kölner Standort ein Oberbürgermeister Fritz Schramma und Wirtschaftsdezernent Dr. Norbert Walter-Borjans haben den rund 500 Kölner Mitarbeitern der Sparkassen-Informatik (SI) Unterstützung im Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in der Domstadt zugesagt. Nach einem Gespräch zwischen Walter-Borjans und Vertretern des SI-Betriebsrates erklärten beide, mit den Stadtspitzen der anderen von der Schließung betroffenen Standorte Duisburg, Mainz und Karlsruhe gegenüber der Geschäftsführung in Frankfurt für die Beibehaltung der dezentralen Standortstruktur einzutreten.

OB Fritz Schramma betont: „Für den Sparkassen-Dienstleister ist Köln ein Standort, der alles bietet: qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zwei der drei größten deutschen Sparkassen sowie eine Top-Umgebung von Informations-, Kommunikations- und Software-Unternehmen. So ein hervorragendes Umfeld kann eine weitsichtig planende Unternehmensführung nicht ignorieren.“

Wirtschaftsdezernent Walter-Borjans erklärt: „Der gute Ruf der öffentlich-rechtlichen Sparkassen lebt ganz besonders von ihrer Verankerung in den Regionen. Dazu gehört auch eine verantwortungsvolle regionale Personalpolitik – ganz besonders in den Schwerpunktregionen der Sparkassenorganisation. Die 50 Millionen privaten Sparkassenkunden und drei Viertel der Unternehmen, die den Sparkassen ihre Finanzen anvertrauen, tun das ganz bewusst als Partner regional verankerter Finanzinstitute.“ Erst recht in einer guten Konjunktur, wie es sie zurzeit gebe, würde die Sparkassen-Informatik dieselben schmerzhaften Erfahrungen machen, wie andere Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter zu einem Umzug an weit entfernte Standorte bewegen wollten. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Top-Leuten würden gerade die Experten nicht den Arbeitsort, sondern das Unternehmen wechseln, so der Wirtschaftsdezernent. Verlierer seien dann die Beschäftigten in weniger qualifizierten, leichter austauschbaren Jobs und am Ende das Unternehmen selber.

Oberbürgermeister Schramma kündigte an:  „Wir werden uns zusammen mit den Spitzen der anderen von Schließung bedrohten Städte an die Frankfurter Geschäftsführung der Sparkassen-Informatik wenden. Wenn nur die Spur einer Chance erkennbar ist, fahren wir auch gemeinsam hin.“ Schramma und Walter-Borjans hatten sich in den vergangenen Monaten mehrfach an die Verantwortungsträger der Sparkassen gewandt. Die Kölner Sparkassen hatten ihrerseits in den zuständigen Gremien gegen die Schließungspläne gestimmt, so meldet es die Stadt Köln.

Die Argumente der Sparkassen, es gingen keine Arbeitsplätze verloren und die Mitarbeiter klingen etwas fadenscheinig. In Zeiten in denen große Unternehmen ihre Software in Indien schmieden lassen, weltweit unabhängige Programmierergemeinschaften Open-Source-Software entwickeln müssen IT-Techniker nicht zwangsläufig sich gegenseitig auf dem Schoß sitzen. VPN-Verbindungen, Citrix-Verbindungen machen es möglich das mein Gegenüber in Frankfurt sitzt und mit meinem Cursor auf meinem Rechner in Köln spielt. Die Befürchtungen von ver.di scheinen da völlig begründet, dass man auf diese Weise Personal loswerden will. Denn nicht jeder der familiäre Verpflichtungen hat kann umziehen oder jeden Tag fünf Stunden lang pendeln. ver.di fordert im Zusammenhang mit der geplanten Standortschließung einen Sozialtarifvertrag mit dem Ziel, Änderungskündigungen bis 2017 auszuschließen und Arbeitsplätze durch lange Kündigungsfristen und Qualifizierungsmaßnahmen abzusichern. Von den rund 3.400 Beschäftigten bun-desweit der SI sind ca. 1.200 von den geplanten Schließungen betroffen.

Ausdrücklich dankt man OB Schramma für sein Engagement. Auch Gerd Zimmer vom ver.di Fachbereich Sozialversicherung sprach den Demonstrantinnen Mut zu und machte auf den Umstand aufmerksam, dass immer mehr Schlipsträger vor dem Arbeitsamt stehen: "Kämpft weiter und bleibt hart, dass ihr die gelben Arbeitslosenzettel nicht in die Hand bekommt". Harte Vorwürfe auch aus der Belegschaft, die dem Arbeitgeber vorwirft 23 Milliarden Dollar in den USA "verzockt" zu haben und jetzt kein Geld mehr für die eigenen Mitarbeiter zu haben, die 82 Millionen Euro im Jahr und 280.000 Euro pro Sparkasse kosten. Vor allem bleiben durch den Streik auch heute schon wichtige Zukuntsprojekte unerledigt, so die Streikenden. Franz Nikodem aus der ver.di Tarifkommission Sozialvertrag sprach allen Anwesenden aus der Seele: "Ein Alptraum bei diesem schönen Wetter vor dem Arbeitsamt zu stehen". 

Insgesamt streiken die Beschäftigten  – neben den Standorten Köln und Duisburg auch die KollegInnen in Mainz und Karlsruhe  – schon in der 14. Woche; auch in der nächsten Woche werden die Streiks fortgesetzt, kündigte ver.di an.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung