Köln | aktualisiert | Angesichts einer weiter ansteigenden Anzahl an unterzubringenden Flüchtlingen, will die Stadt nun bis zu 200 Menschen in einer Vierfachturnhalle in Köln-Deutz unterbringen. Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker stellte heute entsprechende Pläne vor. Die Halle diente bereits in der Vergangenheit als kurzfristige Notunterkunft für rund 200 Flüchtlinge.  StadtSportBund und Sportjugend Köln reagieren mit einer gemeinsamen Stellungnahme auf diese jüngste Entscheidung des Kölner Dezernats für für Soziales, Integration und Umwelt.

Demnach sind bereits am Freitag Vorbereitungsmaßnahmen getroffen, die Halle auf Sicherheit, Brandschutz und Angebot an sanitären Einrichtungen hin überprüft worden. Ab heute sollen  in der Turnhalle am Reitweg Feldbetten aufgestellt werden. Viel mehr wird die so geschaffene Unterkunft den Einzelnen auch nicht zu bieten haben. Laut Auskunft des Sozialdezernats sollen in der Deutzer Halle keine so genannten Kojen durch Aufstellen von Rigipswänden, etwa wie in der Notunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt in Porz errichtet werden.

Schul- und Vereinssport „massiv eingeschränkt“

Notwendig mache diese Maßnahme, die den Schul- und Vereinssport dort „massiv einschränken“ werden, so Henriette Reker, das in letzter Zeit stark zunehmende Eintreffen von Menschen aus dem Kosovo. So sei, zusätzlich zu den 300 monatlich neu in Köln eintreffenden Flüchtlinge, mit zusätzlich bis zu 300 Flüchtlingen aus dem Kosovo zu rechnen,  die Köln unterbringen müsse, so Reker. Hinzu kommen noch rund 15 so genannte illegal zugereiste Personen pro Tag, die sich bei der Stadt meldeten. Der Umstand, dass es sich bei den neu eintreffenden Flüchtlingen immer mehr um alleinstehende Männer und nicht wie bisher um Familien handle, erschwere deren Unterbringung noch zusätzlich. Aktuell zählt die Stadt 5.542 Flüchtlinge, die durch sie untergebracht werden.

„Unausweichliche Notfallmaßnahme“

Im Falle der Unterbringung in der Deutzer Turnhalle spricht Reker von einer Notfallmaßnahme, die leider unausweichlich sei. Für das Jahr 2014 hatte man im Vorjahr geplant, 780 zusätzliche Unterkunftsplätze zu schaffen. Tatsächlich habe man bis zum Jahresende über 1.500 solcher Plätze geschaffen. Dennoch reichten die Kapazitäten bei Weitem nicht aus, so Reker. Drei Berufskollegien teilen sich die Halle in Deutz mit mehreren Vereinen. Ihnen steht die Halle ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Wie lange die Notunterbringung von Flüchtlingen, die durch das Deutsche Rote Kreuz versorgt und verpflegt werden sollen, dort betrieben werden soll, konnte seitens der Stadt niemand beantworten. Ob eine für Ende Mai geplante Renovierung der Halle stattfinden kann, ist derzeit ebenfalls noch nicht klar.

„Land muss über Verteilung massiv nachdenken“

Angesichts des Engpasses bei der Flüchtlingsunterbringung in Köln, aber auch in anderen Großstädten in NRW müsse das Land NRW über die künftige Verteilung der Flüchtlinge „massiv nachdenken“, so Reker. So stünden im Kölner Umland leerstehende Krankenhäuser und andere größere Gebäude leer, die sich weit besser zur Unterbringung von Flüchtlingen, die der Stadt zugewiesen würden eigneten, als eine Notunterbringung in Turnhallen. Jedoch sehe der bisherige Verteilungsschlüssel des Landes eine Nutzung von Gebäuden außerhalb der Stadtgrenze einer Kommune nicht vor. Indes hätten mehrere Landräte der umliegenden Kreise ihr gegenüber bereits signalisiert, an Köln zugewiesene Flüchtlinge in leerstehenden Gebäuden unterbringen zu können.

StadtSportBund und Sportjugend Köln mit Stellungnahme zur Notunterbringung am Reitweg

Nach der erneuten Belegung einer Sportstätte für die Unterbringung von Flüchtlingen haben StadtSportBund und Sportjugend Köln eine gemeinsame Stellungnahme erfasst. Der organisierte Sport, so Stellungnahme, sei in der Flüchtlingsfrage an seinen Grenzen. Zum wiederholten Male nehme das Dezernat für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln „ohne die zuletzt zugesagte, frühe Einbindung des organisierten Sports eine belegte Sporthalle für die Unterbringung von Flüchtlingen in Beschlag.“ Weiter heißt es in der Stellungnahme, dies sei „ohne Vorlauf, nur mit geringsten Informationen“ geschehen. „Und weitere Sporthallen scheinen ins Visier genommen zu sein.“, so die Einschätzung von StadtSportBund und Sportjugend in der gemeinsamen Stellungnahme.

Der Sport, so die Stellungnahme weiter, habe in der Vergangenheit „seinen konstruktiven Beitrag in der Flüchtlingsfrage“ geleistet und werde das auch in Zukunft tun. Sporthallen und Sporträume seien zur Verfügung gestellt worden, Vereine und ihre Übungsleiter arbeiteten für und mit den Flüchtlingen, die Sportjugend Köln werde demnächst ihr Sportmobil für diese Arbeit einsetzen. „Aber nun ist es an der Zeit, dass auch alle anderen Gesellschaftsbereiche großzügig Räume, ob belegt oder unbelegt, zur Verfügung stellen.“, so die Forderung von StadtSportBund und Sportjugend Köln.

„Es gehört nicht zu den Kernaufgaben des Sports dies alleine zu tragen. Wir fordern ein, dass in dieser prekären Situation Denkverbote aufgehoben werden und Messehallen, Gewerberäume, kirchliche Räume, Kulturbetriebsräume und auch städtische Räume als Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. An den finanziellen Mitteln soll es nach Aussage der Handelnden ja nicht scheitern.“, so die Stellungnahme der beiden Institutionen. Und weiter heißt es „Wir fordern zudem endlich eine nachvollziehbare Planung der Stadt Köln ein. Köln und hier der Kölner Sport brauchen kein Überraschungsmanagement. Wir fordern das Dezernat für Soziales dringend auf, entsprechend zu handeln, zu planen und den Bürgern dieser Stadt diese Planungen kundzutun. Der Sport steht auch in Zukunft in dieser Frage als verantwortungsvoller Partner zur Verfügung. Zeige sich die Stadt nun auch verantwortungsvoll.“

Autor: Daniel Deininger
Foto: Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker: „Unausweichliche Notfallmaßnahme“